Archiv für den Monat: Januar 2015

Khaled B. und die Linkspopulisten

Der Todes des Asylbewerbers Khaled B. hat Viele schlecht aussehen lassen.

Die Tatsache, dass das Narrativ vom „Pegida-Nazi-Angriff“ auf den Asylbewerber von manchen Medien so willig und unkritisch übernommen wurde, zeigt den Zustand unserer Medienlandschaft.
Ein kluger Mann hatte doch neulich erst sehr richtig festgestellt, dass „man (als Journalist) gerade die Dinge am kritischsten hinterfragen solle, die man selbst gern glauben würde.“ („One must be most critical, in the best sense of that word, about what one is already inclined to believe. „).
Diese Erkenntnis ist anscheinend bei den deutschen Journalisten noch nicht angekommen, und das ist schade.

Die Tatsache, dass die Polizei nach einer Woche einen Tatverdächtigen ermittelt hat ((man sollte hier die Unschuldsvermutung nicht vergessen!)), zeigt die Effizienz unserer Polizei.

Die Tatsache, dass Volker Beck und z.B. die „Meinungs-Ressortchefin“ der taz dennoch die Chance meinten nutzen zu müssen, der Polizei rechts motivierte absichtliche Fehler zu unterstellen, zeigt, wie verbreitet der Linkspopulismus in diesem Lande ist.

Wie sonst hätte sich die lächerliche, vorurteilstriefende Erzählung und Verschwörungstheorie von der Nazi-Hauptstadt Dresden (Eh‘ alle Nazis, die Ossis, doh!), in der die Polizei faschistische Asylbewerber-Mörder deckt, so ausbreiten können.

Die ganze Story war von Anfang an völlig Banane. Es war absolut verständlich, dass die Polizei nach dem Auffinden des Toten von einem Sturz und Suizid ausgegangen ist; Suizid ist in Deutschland ungefähr 10 mal häufiger als Tötungsdelikte. Die Polizei hätte womöglich nicht veröffentlichen sollen, dass ihr zuerst keine Erkenntnisse über ein Fremdverschulden vorlagen — denn sie hätte vielleicht damit rechnen sollen, dass linkspopulistische Knallköpfe daraus eine Verschwörungstheorie basteln könnten — aber zu diesem Zwischenergebnis ist wohl auch nicht die Polizei selbst gelangt, sondern der Notarzt, der den Tod von Khaled B. festgestellt und dann richtiger Weise die Gerichtsmedizin hinzugezogen hat.
Und die Polizei hat natürlich den vermeintlichen Tatort direkt beim Auffinden der Leiche untersucht.
Von Vertuschung gibt es also keine Spur, für Strafvereitelung keine Anhaltspunkte.

Die Linkspopulisten haben dennoch so getan, als sei eine Obduktion erst nach einem Tag sehr langsam; aber das ist relativ schnell, wenn man bedenkt, wie lange Lebende in diesem Land auf einen Facharzttermin warten müssen, und wie wenige Rechtsmediziner es in Deutschland überhaupt noch gibt, die übrigens auch noch lebende Patienten haben, nämlich Opfer von Misshandlungs- und Gewaltdelikten wie z.B. Vergewaltigungen, die hoffentlich eher kürzer auf einen Termin warten müssen als Leichen.

Die Geschichte der Linkspopulisten von der Polizei, die nicht richtig ermittelt, ist zudem absolut unaufrichtig.
Warum ist denn die Polizei überhaupt gezwungen, möglichst schnell-schnell zu ermitteln?
Doch weil ALLE Parteien in der Vergangenheit die Polizei, Justiz und die Gerichtsmedizin totgespart haben. Folgerichtige Forderung aus der vermeintlich nachlässigen Arbeit der Polizei wäre doch gewesen, mehr Mittel für Polizei, Gerichtsmedizin und Justiz zu fordern.

Aber das wäre natürlich dem linkspopulistischen Stammpublikum nicht zu vermitteln gewesen, denn Polizei und Justiz sind ja irgendwie böse und rechts, aus linkspopulistischer Sicht.

Dabei wäre es auch im Interesse der Linken dafür zu sorgen, dass der Rechtsstaat gut und schnell funktioniert.

Denn dann würde dem (zum Beispiel) „niemand tut was gegen kriminelle Ausländer/Jugendliche“-Geplärre der Rechten die Grundlage entzogen, und in Deutschland bliebe nicht weiter jeder zweite Mord unentdeckt.

Frauen verfehlen erneut genderfeministische Planziele

Eine kürzlich erschienene Studie der Beratungsfirma Deloitte, die auch in der deutschen Presse erwähnt wurde, hatte ein für den (Gender-)Feminismus verstörendes Ergebnis: Frauen streben (immer noch!) seltener eine Führungsposition an als Männer.
Das bedeutet: Der geringere Anteil von Frauen an Führungspositionen könnte möglicherweise doch nicht durch eine misogyne Verschwörung namens „Patriarchat“ zustande kommen, wie von Feministinnen gebetsmühlenhaft wiederholt behauptet, sondern dadurch, dass Frauen einfach keine Führungsposition wollen.

Und das könnte bedeuten, dass die allermeisten Frauen dem aktuellen Feminismus die Gefolgschaft verweigern, und damit das genderfeministische Projekt der „Überwindung der Geschlechterrollen“ zum Scheitern verurteilt wäre. Ausgerechnet wegen der Frauen!

Es könnte sein, dass Frauen ((so binär-kategorische, biologisch, genetisch, physiologisch, sexuell und sozial weiblich gelesene Standard-Frauen)) trotz aller staatlichen Versuche, sie in die (genderfeministisch) „richtige“ Richtung zu lenken, „männlich gelesene“ Werte wie „Macht über Untergebene“ oder „hohes Einkommen“ weiterhin nicht so wichtig finden wie sie es sollten, und einfach ihr Ding machen, und zum Beispiel Jobs wählen, wo man mit Menschen zu tun hat, oder zumindest Positionen, wo man nicht mit 50 am Herzinfarkt zu sterben droht oder kein Privatleben mehr hat.

Und das obwohl doch führende dritte-Welle-Gender-Feministinnen dieser Republik die Parole ausgegeben und den Plan aufgestellt haben, ihre Geschlechtsgenossinnen sollten — verdammt noch mal! — jetzt endlich bald 50% aller Führungsposten einnehmen.

Die Überwindung der Geschlechterrollen durch die quotenbasierte Angleichung der Leben von Männern und Frauen droht also nun an der mangelnden Motivation der Frauen zu scheitern, pflichtschuldig die feministischen Planziele zu erfüllen und ihre Lebengestaltung den Dogmen des Genderfeminismus unterzuordnen. Da hatte man doch durch Quoten und Benachteiligung von Jungen den Boden so schön bereitet, und jetzt das!
Fast könnte man auf die Idee kommen, das Konzept der „Work-Life-Balance“ wäre nur ein weiterer Trick des Patriarchats, Frauen daran zu hindern, an die vermeintlichen Schalthebel der Macht zu gelangen, in dem es daran erinnert, was für unschöne Seiten ein Leben für den Beruf haben kann.
Wahrscheinlich ist es aber einfach so, dass Frauen andere Interessen haben als Männer und keine Lust, sich von feministischen Funktionärinnen, die von MINT-Studiengängen faseln, aber selbst Gender-Studies studiert haben, vorschreiben zu lassen, was sie tun sollen.

Der Verfassungsstaat darf dem Terrorismus nicht nachgeben

Wenn in Deutschland oder der EU nach den jüngsten Terrorakten Bundesverfassungsgericht oder Europäischer Gerichtshof ihre Auslegung der deutschen oder europäischen Menschen- und Bürgerrechte dahingehend revidieren sollten, dass die massenhafte und verdachtsunabhängige Vorratsdatenspeicherung doch zulässig sein sollte, wäre das der Sieg des Terrorismus über den Rechts- und Verfassungsstaat, den es doch eigentlich nicht geben sollte.

Wir dürfen auch den populistischen Forderungen ängstlicher Rechts-Politiker nach anlassloser Vorratsdatenspeicherung nicht nachgeben.

Statt alle Daten aller Bürger zu speichern, sollte man sich darauf beschränken, Verdächtige zu überwachen.
Auch wenn man die Schwelle für den Anfangsverdacht sehr niedrig ansetzte, wäre das immer noch rechtsstaatlicher als die grundlose Überwachung aller Bürger.

Wenn man Hassprediger und alle, die mit diesen öfter zu tun hatte, überwacht und radikale Webseiten und alle, die diese häufiger besuchen, hat man wahrscheinlich bereits 99.9% aller möglichen Terroristen auf seiner Überwachungsliste.
Wenn man alle Mitglieder bekannter Mafia-Clans und deren sämtliche direkte und mittelbare häufige Kommunikationspartner überwacht, hat man wahrscheinlich schon 99.9% aller möglichen Beteiligten an organisierter Kriminalität auf seiner Überwachungsliste.

Darum gibt es wirklich keinen Grund, zum verfassungswidrigen Mittel der Vorratsdatenspeicherung zu greifen.

Unwort des Jahres 2014 – „Lügenpresse“

„Lügenpresse“ ist Unwort des Jahres 2014. Ich finde es bedauerlich, dass „Erweiterte Verhörmethoden“ nicht gewonnen hat, denn „erweiterte Verhörmethoden“ ist ein grauenhafter Euphemismus für Staats-Folter. Hier wäre eine symbolische Verurteilung durchaus angebracht gewesen, denn leider hat Frau Merkel meines Wissens nie gesagt, dass Folter „gar nicht geht“. Und auch sonst waren Medien, Politiker und Preisverleiher peinlich zurückhaltend bei der Verurteilung der Folter-Verbrechen unserer amerikanischen Freunde bzw. deren letzten Regierungen und deren Exekutivorganen.

„Lügenpresse“ hingegen ist ein Wort, das — Nutzung in der Nazi-Zeit hin oder her — meiner Meinung nach durchaus legitim ein Unbehagen mit der Arbeit „der Presse“ ausdrückt, das weit verbreitet war im Jahre 2014.

Denn leider ist es so, dass zum Beispiel das Bild-Blog täglich Beweise findet, dass die Presse tatsächlich ziemlich häufig verfälscht, verfärbt oder unterschlägt, schlecht recherchiert, und man manchmal durchaus den Eindruck bekommen kann, dass die Presse vorsätzlich lügt bzw. manchmal mit zweierlei Maß misst – unabhängig von der eigenen politischen Couleur.

Dass die Krautreporter — wahrscheinlich eher kein rechtes Projekt — 2014 gegründet wurden, zeigt meiner Meinung nach recht eindeutig, dass „die Presse“ 2014 in Deutschland tatsächlich allgemein ein Glaubwürdigkeitsproblem hatte. Warum sonst sollte sich ein Projekt crowd-sourcen, dass sich transparenten, gut recherchierten, unabhängigen, von Personen mit Haltungen und Werten produzierten, nicht von einer „Verlagslinie“ beschränkten Journalismus auf die Fahnen geschrieben hat?

Darum erscheint es mir widersinnig, dass ein Begriff, der eine allem Anschein nach reale, wachsende Unzufriedenheit mit der Presse ausdrückt, zum Unwort erklärt wird, nur weil irgendwelche Spacken den Begriff vor 70 Jahren auch mal benutzt haben und weil Pegida ihn jetzt auch wieder benutzt. Die Nazis haben übrigens auch den Begriff „Verschärftes Verhör“ geprägt, also den deutschen Vorläufer der englischen „enhanced interrogation techniques“. Hier hätte sich also angeboten, eine konkrete Verurteilung von Folter geschickt mit einer symbolischen Verurteilung von Nazi-Vokabular zu verbinden.

Statt dessen verurteilt man das Wort ausgerechnet jetzt, obwohl es eine durchaus berechtigte Kritik in zuspitzender Weise zu formulieren und damit legitim zu sein scheint. Denn auch von linker Seite gab es Beschuldigungen, die Medien würden einseitig und verfälschend berichten, zum Beispiel in Bezug auf den Ukraine-Konflikt; auch wenn man unter Linken eher von „der Systempresse“ spricht — der Grundtenor ist der selbe, die Glaubwürdigkeit der Medien ist anscheinend in allen politischen Lagern erschüttert.
Man verurteilt also das Wort — nach einer durchaus leidvollen Geschichte als Wort von Hetzern und Diktatoren — in einem denkbar schlechten Augenblick.
Noch ungeschickter als die Jury in dieser Sache agieren leider jene (vielen) Medien, die diese Wahl nun aufgreifen und sich selbst von allen Vorwürfen freisprechen. Das wirkt arrogant und ungeschickt und ist nicht geeignet, das Vertrauen in die Medien wiederherzustellen.

Gott sei Dank bin ich nicht der einzige, der die Wahl schlecht findet (NZZ).

Die ARD und Katja Sudings Beine

Die ARD entschuldigt sich in ihrem Blogeintrag „Katja Sudings Beine“ etwas halbherzig dafür, in der Tagesschau in einem Bericht einen Schwenk von Katja Sudings Pumps bis hinaus zu Katja Sudings gesicht gezeigt zu haben.
Obwohl die ARD-Tagesschau-Redaktion das Bildmaterial ausgewählt hat, und damit allein die Verantwortung für die Ausstrahlung trägt, wird im Rahmen der sogenannten „Entschuldigung“ die eigentliche Schuld auf den Kameramann geschoben, dem außerdem eine „Geisteshaltung vergangener Jahrzehnte“ unterstellt wird.

Ich fand es auch zuerst ganz richtig, dass die ARD sich für diese Bilder entschuldigt hat – aber mittlerweile habe ich meine Zweifel. Warum?

  1. Für mich bedeutet Feminismus vor allem, Frauen ((als voll gleichberechtigte und gleichbefähigte Menschen)) ernstzunehmen. Und das bedeutet in diesem Fall auch davon auszugehen, dass Frau Suding beim Griff in ihren Kleiderschrank als Medien-Profi und Liberale selbständig und eigenverantwortlich gehandelt und mögliche Aufnahmen ihrer Beine billigend in Kauf genommen hat, inklusive taxierender Blicke von Männern.
    Katja Suding ist eine Profi-Politikerin, und kein naives Dritte-Welle-Gender-Feminismus-Aufschrei-Mädchen, das erst ein voraussehbares Risiko eingeht und dann Opfer spielt und „Victim Blaming!“ schreit, wenn das Risiko eintritt.
    Dass die ARD sich als Beschützerin von Frau Suding vor (per Kameraführung simulierten) „taxierenden männlichen Blicken“ aufspielt ist nicht feministisch, sondern wohlmeinend paternalistisch. Denn Frau Suding ist selbständige PR- und Kommunikationsberaterin; dass der Bilder-Wächterrat der Tagesschau nun meint, einen Profi wie Frau Suding vor ungünstigen Aufnahmen beschützen zu müssen, bedeutet, Frauen nicht ernst zu nehmen und in die Rolle des zu schützenden dummen Huschelchens zu drängen, das sich allein nicht einmal richtig für einen öffentlichen Auftritt anziehen kann, bzw. nachher von der wohlmeinenden ARD-Tagesschau-Redaktion vor „ungünstigen“ Bildern geschützt werden muss. Wenn eine Frau und öffentliche Person sich bewusst und explizit durch spezifisch weibliche Kleidung als „attraktive Frau“ präsentiert, dann ist davon auszugehen, dass sie mit „männlichen Blicken“ auf sich rechnet und damit klarkommt.
    Denn es sollte jedem klar sein, dass Frau Suding in dieser Sache die Gewinnerin ist. Soviel PR für sie gab es selten, ihre Berechnung bei der Wahl ihres Outfits ist wahrscheinlich voll aufgegangen.
    Und darum ist der Beschützer-Impuls, aus dem heraus die ARD-Redaktion sich meint für diese Aufnahmen entschuldigen zu müssen, meiner Meinung nach im Kern selbst sexistisch. „Geschlechtergerechte Berichterstattung“ kann nicht bedeuten, Frauen bei deren Darstellung vorsichtiger zu behandeln als Männer.

  2. Schon aus Prinzip stört mich der Gedanke, dass ein „männlicher“ Blick im öffentlich-rechtlichen Rundfunk keinen Platz (mehr) haben soll. Ja, es ist richtig, Männer können sehen, und heterosexuelle Männer taxieren manchmal mit Blicken Frauen, und mögen wahrscheinlich den Anblick gepflegter, attraktiver Frauenbeine, und möglicherweise stört das auch einige Frauen; entweder, weil sie selbst oft „Opfer“ von Blicken werden oder, weil sie selbst nicht (mehr) so viel Aufmerksamkeit bekommen.

    Aber sind nicht die Hälfte der Gebührenzahler Männer? Sollte deshalb nicht der Geschlechtergerechtigkeit halber jede zweite Bildeinstellung einen männlichen Blick zeigen, oder jede zweite Tagesschau für Männer produziert werden? Wenn man schon das Fass „Geschlechtergerechte Bildführung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ aufmachen muss, dann sollte man schon auf beide Geschlechter Rücksicht nehmen. Und nicht nur auf irgendwelche Zuschauerinnen, die anscheinend wegen „männliche Blicke nachbildenden Kameraschwenks“ in die Schnappatmung übergehen.

  3. Für den Fall, dass die ARD mit der Säuberung ihres Programms von potenziell Frauen-abstoßenden Bildern ernst machen will, hoffe ich, dass dann auch die volkstümlichen Musiksendungen abgeschafft werden. Zumindest könnte man auf Aufnahmen von Frauen verzichten, die man in cis-hetero-Frauenrollen-zemetierende, sexistische und Männer-Blicke-auf-sekundäre-Geschlechtsmerkmale-fokussierende Kleidchen gesteckt hat, und die dann zu Playback herumhopsen müssen; schließlich sollte es, wenn es bei Nachrichtensendungen nur um die Nachrichten gehen soll, bei einer seriösen Musiksendung auch nur um die Musik gehen, und nicht um die Zurschaustellung der Künstler_*innen!

Hinweis für Menschen mit Asperger-Syndrom etc.: Bitte beachten Sie, dass dieser Beitrag stellenweise Ironie und Sarkasmus beinhaltet.