Archiv für den Monat: Mai 2014

Diskriminierende Sprache

Wie Spiegel Online schon vor einer ganzen Weile berichtete, sollen Wissenschaftler herausgefunden haben, dass Männliche Formulierungen in Stellenzeigen Bewerberinnen abschrecken.

„Männlich gelesen“ werden dabei von den Wissenschaftlern Begriffe wie „offensiv“, „durchsetzungstark“, „analytisch“ und „zielstrebig“. Diese schreckten Frauen ab, weil diese mit männlichen Stereotypen verbunden seien. Männer seien gegenüber geschlechts-stereotyper Formulierung unempfindlich; auch stereotyp weibliche Worte wie „engagiert, verantwortungsvoll, gewissenhaft, kontaktfreudig“ konnten die Männer anscheinend nicht abschrecken, sich zu bewerben.

Ich musste aus verschiedenen Gründen schmunzeln:

Erstens, weil es, sollte das stimmen, auch das AGG ((Allgemeines Gleichbehandlungs Gesetz)) ist, dass verhindert, dass in diesem Land irgendwer eine zielstrebige, durchsetzungsstarke und analytische Frau anwirbt. Denn das AGG verbietet ja, explizit eine Frau zu suchen, was vielleicht hilfreich wäre, wenn diese Formulierung tatsächlich so spezifisch Frauen-abschreckend ist.

Zweitens, weil es ja auch sein könnte, dass Frauen einfach keinen Bock haben den Business-Krieger zu spielen und sich mit der „männlichen“ Lebens-Sinn-Metrik „Mehr Geld = tollerer Typ“ messen zu lassen. Vielleicht haben Frauen einfach seltener Lust, einen Job anzunehmen, der schon erwarten lässt, dass man dabei weniger nett sein muss. Und vielleicht sehen sich auch nur wenige Frauen als „analytische“ Grübler. Und wäre das jetzt schlimm? Eigentlich nicht. Beziehungsweise nur für Gender-Feministinnen, deren Ziel, Frauen in männliche Rollen und Karrieren zu zwingen, um diese ((stellvertretend für sich selbst; Feministinnen sind selten Ingenieurin und arbeiten in der freien Wirtschaft, aber ziemlich häufig Geisteswissenschaftler im öffentlichen Dienst)) ihre Gleichheitsfeminismus-Theorie beweisen zu lassen.

Drittens, weil alle Bemühungen, Geschlechterunterschiede zu nivellieren, scheitern werden, wenn weiterhin irgendwelche Wissenschaftler Stereotypen zementieren, indem sie arglose Adjektive in „männlich“ und „weiblich“ unterteilen und diese Ergebnisse dann bei Spiegel Online veröffentlichen lassen.

Juniorwahl läuft aus dem Ruder oder: Warum „wählen“ Schüler die NPD?

An der Nansen-Realschule sollen 25% der Schüler bei der Juniorwahl die NPD gewählt haben.

Die Lehrer reagierten auf das falsche Ergebnis der Abstimmung souverän mit … äh, der Absage einer Klassenfahrt – um so ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.

Diese Reaktion ist meiner Meinung nach völlig falsch, und zwar aus folgenden Gründen:

Erstens ist es statistisch absolut unwahrscheinlich, dass wirklich 25% der Schüler Rechte sind, die die NPD wählen würden – in einer echten Wahl. Zweitens ist die Junior-Wahl eine rein pädagogische Veranstaltung im Rahmen der politischen Bildung ohne Effekt, und alle, natürlich auch die Schüler, wissen, dass es dabei um nichts geht.
Darum kann man hier auch kein Zeichen gegen Rechts setzen, indem man den „falschen“ Wahlausgang saktioniert. Statt dessen setzt man ein Zeichen, dass Demokratie nur solange okay ist, wie die richtigen Ergebnisse herauskommen, und man zeigt seine Sympathie für das Mittel der Sippenhaft, indem man 100% der Schüler für die Tat von 25% bestraft. Was natürlich im Kampf gegen Rechts vielleicht eher weniger überzeugend ist.

Zweitens muss es für diese Aktion der Schüler irgendeinen Grund geben. Diesen zu suchen sollte die Schulleitung sich anstrengen.

Ich habe eine Idee, was der Grund sein könnte:

Als ich Schüler war, hat sich das Thema „NS-Zeit“ von Unter- bis Oberstufe durch alle Fächer gezogen. Auf mich hatte das den Effekt, dass ich den Eindruck hatte, ich hätte als „Angehöriger des Tätervolks“ irgendeine Art von „Nazi-Gen“ in mir. Nur durch konsequente Anti-Nationalsozialistische Indoktrination könne verhindert werden, dass der rechte Dämon in mir ausbräche, und ich anfinge Minderheiten zu verprügeln und einen Plan zur Erringung der Weltherrschaft zu entwerfen.

Und man muss schon sagen, dass das gewaltig nervt. Es ist auch absurd, wenn einerseits immer betont wird, dass natürlich alle Menschen gleich gut und gleich böse, gleich schlau und gleich dumm sind etc. pp., aber man das Gefühl hat, man hätte – trotz aller Gleichheit aller Menschen auf der ganzen Welt – als Deutscher oder zumindest in Deutschland zur Schule gehende Person das Merkmal „potenzieller irrer Massenmörger, Schlächter und KZ-Folterer“ automatisch erworben und müsse deshalb präventiv gehirngewaschen werden.

Wenn man zum tausendsten Mal genötigt wird, jetzt bitte das richtige Verhalten zu zeigen und schön demokratisch und vorbildlich zu sein, und zum tausendsten Mal erzählt bekommt, dass rechte Parteien böse sind, was man ja schon 999 Mal gehört hat, dann hängt einem das irgendwann zum Hals raus. Weil man sich nicht ernstgenommen, nicht respektiert, wie ein dummes kleines Kind behandelt fühlt. Wie soll man sonst interpretieren, wenn einem anscheinend auch nach 999 Iterationen nicht zugetraut wird die Lektion gelernt zu haben, die man nach dem ersten Mal schon verstanden hatte?
Und man hat das Gefühl, dass es hier um eine Konditionierung durch ständige Wiederholung geht, und nicht um eine Erziehung zu einem selbständigen Individuum, die man ja im Prinzip in einer Demokratie als Ziel von schulischem Handeln erwartet.

Schon allein die Mittel und die Zeit die eingesetzt werden um „NS-Zeit-Awareness“ zu erzeugen signalisieren den Schülern, dass jeder unter dringendem Verdacht steht, ohne diese Behandlung ein Nazi zu werden. Wenn man z.B. Schülern, die sonst aus Jugendschutzgründen mitunter keine FSK-16-Filme sehen dürfen, Bilder von verhungerten KZ-Häftlingen zeigt und detailliert von Vergasungen erzählt, wo sich ausgemergelte Mütter über die Körper ihrer toten Babies geworfen haben um sie zu schützen etc. pp., was normalerweise zu einem roten Label „Keine Jungendfreigabe“ führen würde, wird klar, dass Staat und Schule im Rahmen der Rechtsextremismus-Prävention relativ extreme Mittel einsetzen. Was — wenn wir mal kurz annehmen, dass so etwas in dieser Form überhaupt psychologisch sinnvoll und effektiv ist — nur den Grund haben kann, dass eine extreme Gefahr gesehen wird, dass Schüler „rechts“ werden, die mit extremen Mitteln bekämpft werden soll.
Und die Schüler spüren das, und sie fühlen sich mies behandelt und vorverurteilt und unter Generalverdacht gestellt, jedenfalls habe ich das in meiner Schulzeit so empfunden.

Ich vermute sehr stark, dass in diesem Unbehagen der Grund dafür zu suchen ist, dass die Schüler dieser Nansen-Realschule sich verabredet haben, bei dieser Juniorwahl „die NPD zu wählen“.
Denn damit haben die Schüler ein – nicht unbedingt kluges, aber wirksames – Zeichen gesetzt, dass sie keine Lust haben, sich als Stimmvieh herzugeben für diese Junior-Wahl, die keinen Effekt hat bzw. eigentlich nur dazu dient zu zeigen, wie supertoll die Schule es doch hingekriegt hat ihren politischen Bildungsauftrag zu erfüllen und aus potenziellen Nazis gute Staatsbürger zu machen. Ich interpretiere diese NPD-Wahl als Übersprunghandlung, als Ausbruch und Befreiungsschlag gegen die allgegenwärtige und die Schüler durch die implizite Annahme, diese sei notwendig, beleidigende Anti-Rechts-Immunisierung der Schule, die hier vermutlich in besonderem Maße übertrieben wurde.

Gleichzeitig haben die Schüler mit diesem Votum die Schule als Organisation entlarvt, in der jeder mit negativen Konsequenzen rechnen muss, wenn in einer „freien und geheimen“ Wahl einige „falsch“ abstimmen. Sämtliche Diktaturen der Geschichte lassen schön grüßen. Gratuliere, Nansen-Realschule (Slow Clap). ((Sarkasmus, tatsächlich))

Also, zusammenfassend, tl;dr;

– Sippenhaft wegen Falschwählern bei einer bedeutungslosen Wahl ist scheiße
– Das System der „NS-Immunisierung“ und präventiven Anti-Rechts-Pädagogik in der Schule ist übertrieben und provoziert auch durch seine extremen Mittel gerade bei intelligenteren Schülern Widerstand, weil sie erkennen, dass man ihnen implizit nicht zutraut ohne ständige Indoktrination und dutzende Wiederholungen des Themas in allen Fächern, von selbst, durch Nachdenken, kein Nazi zu werden.

#yesallwomen oder: Ein psychisch Kranker dreht durch, alle Männer sind böse.

In den USA ist ein psychisch Kranker Amok gelaufen. Nun hat sich auf Twitter eine Art „Empörungs-Welle“ entwickelt, unter dem Hashtag #yesallwomen, bei dem angeprangert wird, dass Frauen jederzeit Opfer von Gewalt werden können.

Nun kann natürlich jeder Mensch immer Opfer physischer und psychischer Gewalt durch Menschen jedes Geschlechts werden. Von daher ist es auch völlig okay, das mal anzuprangern. Was mich stört ist nur, dass aus dieser einzelnen Tat eine Legende von männlicher Gewalt konstruiert wird, die so nicht ganz stimmt.

Denn was man nicht vergessen sollte zu erwähnen: Der frauenhassende Amokläufer, der Frauen umbringen wollte, hat doppelt so viele Männer wie Frauen getötet.

Darum ist es meiner Meinung nach einigermaßen absurd, dass jetzt, weil ein psychisch kranker Mann Amok gelaufen ist, ausschließlich die angeblich überbordende, omnipräsente Gewalt von Männern gegen Frauen thematisiert wird. Hier wird alles mögliche durcheinandergeworfen und vermengt, was überhaupt nichts miteinander zu tun hat, und jede Menge Vorwürfe gegen Männer werden erhoben. Auch der feministische Mythos, dass Männer Frauen angeblich nicht respektieren und nur als Stücke Fleisch oder gar nicht sehen etc. darf natürlich nicht fehlen, so zu lesen im Twitter-Feed einer einigermaßen bekannten Netzfeministin.

Dass Männer – sogar in diesem Fall – weitaus häufiger Opfer von Gewalt werden als Frauen bleibt natürlich völlig unerwähnt, denn es passt nicht zur hier transportierten „Erzählung“ von der Frau als Opfer und dem Mann als Täter.

Es ist natürlich nichts Neues, dass mit einer einzelnen Tat als Aufhänger gegen ganze Gruppen von Menschen gehetzt wird. Und darum verwundert es auch nicht, dass sich viele scheinbar intelligente, intellektuelle Menschen an dieser Empörungswelle gegen Männer beteiligen ohne zu reflektieren, was wirklich passiert ist, was man daraus legitimerweise überhaupt schließen kann, und was sie teilweise für Schwachsinn von sich geben.

Schade ist es trotzdem, und darum ist es notwendig, diesen misandrischen Tendenzen entschlossen entgegenzutreten und klarzustellen: Es ist genau so unsinnig, aus der Tat eines misogynen US-Amokläufers pauschal auf männliches Verhalten schließen zu wollen wie es unsinnig wäre, aus z.B. der Tat der misandrischen Valerie Solanas pauschal auf weibliches Verhalten zu schließen. Tatsächlich kann man aus den Taten von psychisch Kranken rein gar nichts schließen.
Frauenhass kann viele Ursachen haben: Krankhafter Narzissmus und häufige Zurückweisung durch Frauen, aber auch Missbrauch in der Kindheit durch eine weibliche Bezugsperson.
Die Ursache, die die feministisch bewegten Küchenpsycholog_Innen auf Twitter anscheinend im Kopf haben, nämlich „durch die Gesellschaft konditionierte Geringschätzung von Frauen“ ist wohl bei diesem Schweregrad von Störung eher unwahrscheinlich.

Tatsache ist auch: Auch diese Tat hat gezeigt, dass Männer häufiger Opfer von Gewalt werden als Frauen. Und darum sollte die Forderung, die man ggf. aus dieser Tat als Aufhänger ableiten will auch nicht sein, dass man mehr gegen Gewalt gegen Frauen tun muss, sondern, dass man mehr gegen Gewalt tun muss. Egal von wem gegen wen.

Und vielleicht sollte man auch etwas gegen gegen Waffen tun, denn offensichtlich ist es nicht so, dass Waffen dafür sorgen, dass jeder (z.B. auch Frauen) die gleiche Chance hat in einer Auseinandersetzung, wie z.B. die NRA immer behauptet. Offensichtlich ist es so, dass von Waffen zuallererst der Aggressor profitiert, der damit das Überraschungsmoment effizienter ausnutzen kann.

Der Twitter-Aufschrei zum Thema ist jedenfalls leider wieder eine ziel- und sinnlose Gefühlswallung, die zu nichts führen wird. Hoffentlich auch nicht zu noch mehr Vorurteilen gegen Männer.

Check your privileges, Julia Reda

Julia Reda, die genderfeministische Spitzenkandidatin der Piratenpartei, ist ins Europaparlament gewählt worden.

Das freut mich für Sie, und ich hoffe, Sie kann in Sachen „Freiheit im Netz“ etwas erreichen. Schließlich hat sie ja irgendwann mal einen offenen Brief geschrieben, als sie aus der SPD ausgetreten ist. Und ist als frisch gebackene Magisterin der Publizistik und Politikwissenschaft bestimmt super geeignet, juristische und informationstechnische Aspekte des Internets qualifiziert zu diskutieren.

Auf jeden Fall gratuliere ich zum Aufstieg in ein öffentlich bezahltes Amt. Schade nur, dass damit das Klischee von der weitgehend qualifikationsfreien Feministin wieder erfüllt wird, die anderen Frauen MINT-Fächer und Karriere in der Industrie predigt, aber sich selbst an den Futtertrögen der öffentlichen Hand bedient.

Ich mache mir allerdings im Moment auch Sorgen um sie. Denn ich höre schon die Forderungen ihrer „Freunde“: „Hey Julia, Du bekommst doch jetzt tausende Euro im Monat, wo bleibt Dein Beitrag für die Refugees, die Rote Hilfe und die ‚Open Mind 14‘? Willst du nicht XYZ ((Student_*ix einer brotlosen Kunst und/oder Antifa-Prügeler und/oder testosteronstrotzender Pseudo-„Ally“)) als Büroleiter einstellen?“.

Das wird bestimmt nicht lustig.

Ich würde Frau Reda empfehlen, abzutauchen und sich in Brüssel einen Safe Space anzulegen. Und natürlich: Ihre Privilegien zu checken, die sie ja jetzt überreichlich hat.

Warum wird die Gemeinnützigkeit des CCC nicht anerkannt?

Ich denke, die Nation hat dem Chaos Computer Club durchaus einiges zu verdanken.

Okay, möglicherweise sieht das die Regierung anders, denn nervige Sprecher und Aktivisten des Clubs haben ja schon schöne Dinge wie den Bayern- und Bundes-Trojaner analysiert und kaputtgeschrieben, und immer wieder Bürgerrechte gegen „berechtigte Sicherheitsinteressen“ verteidigt.
Und der Club veranstaltet Kongresse, wo Journalisten, Wissenschaftler und andere Terroristen ((Sarkasmus)) sich kritisch über Geheimdienste, „Vorratsdatenspeicherung“ und Überwachung auslassen.

Doch auch der Bundestag hat schon die Kompetenz von Mitgliedern des Clubs in Anspruch genommen. Und die Verdienste des Clubs für das Gemeinwohl kann man meiner Meinung nach gar nicht hoch genug schätzen.

Leistet der Club nicht einen Beitrag zur Förderung von Wissenschaft und Forschung, Erziehung, Volks- und Berufsbildung, Kunst und Kultur im Sinne von §52 AO, oder zumindest für die allgemeine Förderung des demokratischen Staatswesens in der Bundesrepublik Deutschland?

Oder ist das, was der CCC für Freiheit und Bürgerrechte tut, weniger gemeinnützig als Karneval, Schach und … Hundesport ((Ja, Hundesport ist gemeinnützig. WTF?!?)) ?

Dass die Finanzbehörden die Gemeinnützigkeit des Chaos Computer Clubs anscheinend noch immer nicht anerkannt haben finde ich skandalös.

Man sollte eine Klage crowdfunden. Ich wäre dabei.

Dumpfbackige Halbwahrheiten von den Grünen

Die Grünen haben eine unglaublich dumme Webseite veröffentlicht, mit dem Titel Fakten gegen braune Parolen (mittlerweile in „Fakten gegen rechte Parolen“ umbenannt, aber die Weiterleitung zeigt ja, dass es vorher „braun“ hieß).
Im Prinzip wäre das lobenswert, wenn hier tatsächlich Fakten präsentiert würden, die braune Parolen widerlegten.

Diese Webseite aber bekommt es nicht nur hin, Kritik an Frauenquoten und gegen Männer gerichtetem Sexismus mit Homophobie, Euro-Skeptik und Ausländerfeindlichkeit in einen Topf zu werfen, nein, sie tritt den Parolen auch noch mit „Antworten“ entgegen, die oftmals nicht einmal ansatzweise irgendeinen Bezug zur oft nichtmal ansatzweise „braunen“ Äußerung haben, die damit „widerlegt“ werden soll.

Ich will das mal am Beispiel der Äußerungen aufzeigen, die laut Grünen frauenfeindlich und rechts sind, tatsächlich aber legitime Meinungsäußerungen darstellen, die notwendigerweise zum Diskurs über Sinn und Ausmaß von Gleichstellungsbemühungen gehören.

„Männer haben es viel schwerer; Frauen sind doch längst das bevorzugte Geschlecht“ ist z.B. die dritte aufgeführte, angeblich „rechte“ und frauenfeindliche Aussage, die ich durchaus für eine vertretbare Meinung halte. Wenn man z.B. mal sieht, wie hoch der Anteil von Männern z.B. an Obdachlosen oder Toten bei Arbeitsunfällen ist, dass Männer für gleiche Straftaten härter verurteilt werden als Frauen, und wie teilweise versucht wird, Frauenquoten in Feldern hochzupushen, die Frauen anscheinend nicht einmal wirklich interessieren – wer hätte da noch nicht den Gedanken gehabt, dass das Berufs-Feministinnentum die Probleme, Ängste und Nöte von Männern absichtlich ignoriert und ins Lächerliche zieht („derailing“), um derweilen die Förderung der eigenen Klientel immer weiter auszubauen, vor allem um damit auch den eigenen, sonst ja überflüssigen Job zu sichern?

Die Grünen empfinden die Idee, Männer könnten auch benachteiligt sein, anscheinend bereits als „braun“, und „antworten“ darauf mit der Ausage „Jede dritte befragte Frau hat seit ihrem 15ten Lebensjahr schon einmal körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. Das sind 62 Millionen Frauen in Europa.“

Da staunt man als denkender Mensch natürlich erstmal. Denn existiert überhaupt irgendein Zusammenhang zwischen der Quote von Frauen über 15, die Gewalt erfahren haben, und der Frage, ob Männer vielleicht benachteiligt werden? Schließt Gewalt gegen Person X (weiblich) aus, dass Person Y (männlich) benachteiligt wird? Natürlich nicht.

Fast scheint es so ((man entschuldige den Sarkasmus)), als hätten die Grünen Wahlkämpfer durch Drogenkonsum ihre Neuronen so neu verschaltet, dass sie eine neue Art des Denkens entwickelt haben, in der angebliche Benachteiligung im täglichen Leben und Gewalterfahrungen über 15 nicht nur irgendwie korreliert sind, sondern in einem zwingenden kausalen Zusammenhang stehen. Ein Denken, in dem das Geschlecht, das mehr Gewalterfahrungen über 15 Jahren kassiert, automatisch als im täglichen Leben universell benachteiligt gilt…

Da drängt sich die Frage auf, wieviele Männer über 15 eigentlich körperliche und/oder sexuelle Gewalt erleiden? Nach einer Statistik des statistischen Bundesamtest, Seite 14, Tabelle 1, für die ich – im Gegensatz zu den Grünen – sogar eine bessere Quelle als „Irgendeine angebliche Befragung“ nennen kann, wurden 2006 von 100.000 Einwohnern durchschnittlich 374 Männer und 121 Frauen Opfer von Gewaltkriminalität. Also 0.0374% aller Männer und 0.0121% aller Frauen. Auf ein ganzes Leben mit 90 Jahren ((davon 75 über 15)) hochgerechnet wären wir mit 2,8% männlichen und 0.9% weiblichen Opfern noch immer um den Faktor 36 von den 33% Opfern unter Frauen ab 15 entfernt, was nur bedeuten kann, dass die Grünen sich für ihre Antwort eine absurde und völlig irrelevante Studie oder Umfrage ausgesucht haben müssen, wo schon ein fester Händedruck als Gewalt ausgelegt wurde. Möglicherweise vermeiden sie es deshalb auch, die Quelle dieser „Befragung“ zu nennen. Update 1: Tom hat unten kommentiert und in seinem Blog etwas über diese fragwürdige Studie geschrieben.

Oder ist die offizielle Statistik der Bundesrepublik vom Patriarchat manipuliert worden, um die Gewalt gegen Frauen zigmal geringer darzustellen, als sie ist?

Wie auch immer, wenn man mal für eine Sekunde annimmt, dass die Statistik der BRD korrekt ist, dann sind mehr als 75% der Opfer von Straftaten männlichen Geschlechts. Also ist davon auszugehen, dass auch die Zahl der männlichen Opfer von Gewalttaten über 15 Jahren dreimal so hoch ist wie die der weiblichen Opfer. Das wären dann, nach Grünen-Logik, 186 Millionen männliche Gewaltopfer in Europa, und nur 62 Millionen Frauen. Nach Grünen-Logik wären damit Männer das benachteiligte Geschlecht, und das Argument der Grünen Unsinn.

Wie man es auch dreht und wendet: Das Gegenargument der Grünen ist von vorne bis hinten hirnrissiger, unwissenschaftlicher Müll. Und darum ist es traurig, dass eine Partei, die bei vielen als eine mögliche wählbare Alternative zu anderen Parteien gilt, den Intellekt ihrer potenziellen Wähler beleidigt, indem sie diesen Quatsch verbreitet.

Denn es gibt natürlich keine Zusammenhang zwischen Gewalterfahrungen und Benachteiligung oder Bevorteilung im täglichen Leben. Dass Männer kein Frauen-Nacht-Taxi rufen können, obwohl Männer häufiger Opfer von Gewalt werden als Frauen, ist z.B. eine Benachteiligung von Männern, die auch dann besteht, wenn jede dritte Frau über 15 Gewalterfahrungen hat. Und wenn Frauen seltener eingestellt werden, weil Arbeitgeber Angst vor einer Schwangerschaft haben, dann ist das eine Benachteiligung, die ebenfalls total unabhängig davon ist, wieviele Männer über 15 Gewalt erfahren haben.

Doch die Grünen haben noch ein weiteres Beispiel sinnfreier Nicht-Logik in Bezug auf die Gleichberechtigung von Frauen und Männern am Start:

„Wir brauchen keine Frauenquote. Allein Leistung soll entscheiden.“ ist – laut Grünen – auch eine „rechte“ Behauptung. Und die Widerlegung dazu soll sein: „100% Anteil von Männern im Vorstand von Krupp – 5 Mrd. € Verlust im Geschäftsjahr 2011/2012“

Was hat jetzt das Geschlecht von Vorständen mit Geschäftsergebnissen zu tun? Ich weiß es nicht. Wie kommt man auf die Idee, ein schlechtes Geschäftsergebnis in einen kausalen Zusammenhang mit dem Geschlecht der Vorstände zu setzen? Ich weiß es nicht.
Ich vermute aber, bei den Grünen sind sexistische Vorurteile en vogue, Männer seien irgendwie blöd und unfähig. Und positiv-sexistische Vorurteile, Frauen seien wegen der ominösen sogenannten „weiblichen Intuition“ die besseren BWLer.
Auf jeden Fall aber scheinen die Grünen zu glauben, ihre potenziellen Wähler_ixs würden ihnen abkaufen, dieses eine aus der Luft gegriffene Beispiel geschäftlicher Probleme sei ein allgemeiner Beweis dafür, dass 100% Männer in einem Vorstand schlecht seien.
Zwar ist die Stichprobe in dieser Untersuchung mit „1“ doch eher klein, und die Signifikanz dieser Statistik gleich Null, aber anscheinend ist den Grünen keine Argumentation zu plump, wenn es darum geht, ihrer feministischen Klientel zu gefallen, die sich am Frauenstammtisch wahrscheinlich köstlich über diesen „Schlag gegen das Patriarchat“ amüsieren kann.
Sonst wendet man sich bei den Grünen natürlich gern gegen plumpe Pauschalisierungen, wenn es um irgendwelche angeblich benachteiligten Randgruppen geht; nur bei Männern ist es anscheinend okay, unter Verweis auf das temporäre Versagen Weniger zu implizieren, dass viele oder alle Männer in der Wirtschaft ihre Position zu Unrecht haben oder Versager sind.

Doch wenn man auf diesem Niveau gegen männliche „Nieten in Nadelstreifen“ und für Frauenquoten polemisiert, und AfD und Rechte an Simplizität und Dummheit der Argumentation noch unterbietet, dann punktet man – hoffentlich – wohl eher nicht bei seiner Zielgruppe, den gut gebildeten, intellektuellen Bürgern.

Bei der Aussage „Ich glaube nicht, dass es überhaupt eine Benachteiligung von Frauen gibt“ reproduzieren die Grünen dann nochmal den Mythos vom „Gender Pay Gap“ (Geschlechtsbedingter Einkommensunterschied), dessen Existenz als Geschlechter-diskriminierendes Phänomen mittlerweile stark umstritten ist, und seriös von niemandem mehr auf 22% geschätzt wird.

Dass dieser angebliche Lohnunterschied von 22% bei gleicher Bildung, Leistung, Erfahrung, Position, Firmengröße etc. nicht stimmen kann, lässt sich ganz einfach argumentieren: Denn wenn es so wäre, dass Frauen quasi Wunderwaffen im Wirtschaftsleben wären, und außerdem für 22% weniger Gehalt arbeiten würden als Männer, dann müsste unsere Wirtschaft mittlerweile von Frauen-Firmen beherrscht werden, und in Lohn-intensiven Branchen müssten fast 100% Frauen arbeiten.
Oder die ja angeblich unterdrückten Frauen müssten jetzt in Massen anfangen, Firmen zu gründen und komplett mit Frauen zu besetzen, um dank 22% Preisvorteil am Markt endlich die angebliche gläserne Decke zu durchbrechen. Was nicht der Fall ist. Was zeigt, dass entweder diese Zahl von 22% völlig daneben ist, oder aber, dass Frauen sich einfach überhaupt nicht für eine führende oder unternehmerische Tätigkeit in der Wirtschaft begeistern können. Was dann ein Indiz dafür wäre, dass Frauen sich nicht wegen fehlender Chancen nicht als „Business-Kriegerinnen“ engagieren, sondern, weil sie einfach andere Interessen haben als Wettkampf, Aufstieg in der Hierarchie, Auto, Haus, Boot und Burn-Out.

Die „Gegenargumente“ der Grünen sind also – zumindest was die Abteilung Feminismus angeht – genau auf dem Niveau, dass die Grünen ihren Gegnern vorzuwerfen können glauben.

Und auch bei den anderen Themen sind die „Antworten“ meist kaum besser oder treffender, wenn man kurz darüber nachdenkt. Die einzige einigermaßen pfiffige und passende Antwort ist das Bild von Thomas Hitzlsperger auf die These, Schwule könnten nicht Fußball spielen. ((Wobei ich anmerken muss, dass ich diese Aussage, die in den 80ern mal jemand getätigt haben soll, in „freier Wildbahn“ in den letzten 30 Jahren noch nie gehört habe.))

Bei der „Antwort“, dass bis zum Jahr 2025 in Deutschland 400.000 Pflegekräft fehlen sollen (die belegen soll, dass Immigration gut ist für Deutschland) frage ich mich, ob das wirklich ein gutes Beispiel für die Sinnhaftigkeit von Immigration ist. Wenn man so darüber nachdenkt ist es doch eher mies, anderen Länder gut ausgebildetes Personal abzuwerben, um so deutsche demographische Probleme auf Kosten anderer Länder, vielleicht sogar zum Schaden von deren älteren Menschen zu „lösen“. Denken die Grünen an dieser Stelle doch eher aus dem Blickwinkel nationaler deutscher Interessen, und ist das wirklich „grün“?
Das Konzept, die deutschen demographischen Probleme durch die Abwerbung von Pflegekräften in anderen Ländern zu bekämpfen, das die Grünen anscheinend ungeniert propagieren, finde beim zweiten Blick doch eher fragwürdig. Und darum ist es auch kein wirklich gutes Argument gegen die Furcht vor Immigration.

Es tut mir ja leid, aber mit dieser Aktion zeigen sich die Grünen als Partei für Menschen, die lieber blödsinnige Parolen wiederholen als Dinge zu hinterfragen. Als Partei, deren „Strategie“ gegen rechtspopulistische Parteien darin zu bestehen scheint, diese an Dumpfbackigkeit noch zu überbieten. Die darauf setzt, mögliche politische Gegner als rechts zu stigmatisieren, anstatt sich mit deren Argumenten, soweit sie bestehen, inhaltlich und sachlich auseinanderzusetzen.

Wie auch immer. Mit dieser Webseite haben sich die Grünen meiner Meinung nach als Partei wieder mal für längere Zeit disqualifiziert. Schade eigentlich.