Archiv für den Monat: September 2022

Die Atomkraft ist beherrschbarer als der Klimawandel

Es ist tragisch. Die Umweltbewegung hat Recht behalten: Der Klimawandel findet statt. Wir müssen raus aus den Fossilen Energien.
Doch jetzt kommt der Winter 2022/2023, und wir müssen erkennen, dass die Technik noch nicht weit genug ist, um genug erneuerbare Energie für den Winter zu speichern oder im Winter zu erzeugen. Wenn irgendwann jedes Haus einen Speicher hat, der Energie als Wasserstoff oder in Elektrolyt-Flüssigkeit oder ggf. in einem Wärme speichernden Feststoff speichert, und im Winter genug Energie bereitstellt, wird das Problem vielleicht gelöst sein.
Aber bis dahin sind gigantische Kosten für Forschung, Entwicklung und natürlich Umsetzung zu stemmen. Wie lange würde es aktuell in Deutschland brauchen, auch nur eine Baugenehmigung für so eine Energiespeicheranlage zu bekommen — wenn man sich diese überhaupt leisten könnte?

Das ist auch ein soziales Problem: Wo die Wohlhabenden sich mit Investitionen von hohen Energiekosten werden freikaufen können, sind die sozial Schwachen auf die öffentliche Infrastruktur angewiesen. Und diesen Winter wird diese Infrastruktur vor allem mit Gas und Kohle gespeist, die klimaschädlich sind. Tatsächlich befürchtet man, dass der Klimawandel außer Kontrolle geraten könnte. Das würde gigantische Schäden verursachen.

Vor diesem Hintergrund bin ich der Meinung, dass es Zeit ist, sich einzugestehen, dass Atomkraft zwar nicht perfekt beherrschbar ist und Risiken birgt, inklusive der noch nicht geklärten Endlagerproblematik, aber der Klimawandel eindeutig um Größenordnungen weniger beherrschbar ist.
In der Geschichte der Atomenergie gab es bisher zwei-einhalb Kernschmelzen: Einmal wegen eines dämlichen Experiments an einem Kernkraftwerk einer frühen Generation, einmal wegen des Baus eines Kernkraftwerks in einer Tsunamim-Zone, und einmal eine teilweise Kernschmelze in Three Mile Island in den USA aufgrund technischen Versagens und schlechtem Design der Sicherheitssysteme. Kernkraftwerke der vierten Generation, an vernünftigen Stellen errichtet, würden mit extremer Wahrscheinlichkeit keine Kernschmelze erfahren. Und Atommüll könnte ggf. in Flüssigsalz-Reaktoren noch zu CO2-freier Energie verwandelt werden.

Meiner Meinung nach müssen wird darum Kernkraft mit Kernspaltung als Brückentechnologie sehen, die wir brauchen, um vom fossilen Zeitalter ins erneuerbare Zeitalter zu gelangen. Die aktuelle Entwicklung, dass Braunkohle-Kraftwerke hochgefahren werden, ist absurd. Weil der Klimawandel eine konkrete, nicht beherrschbare Gefahr darstellt, und die Braunkohle-Verbrennung uns einem möglichen Kipppunkt immer näher bringt, während die Kernkraft fast CO2-frei Energie liefert, und im Vergleich mit dem Klima in sehr hohem Maße beherrschbar geworden ist.
Darum sollten wir jetzt nicht alle Kernkraftwerke abschalten, sondern neue bauen, um die Energie zu haben, die gebraucht wird, um z.B. Zement und Stahl und Silizium für die erneuerbare Infrastruktur zu erzeugen, die wir brauchen, um von fossilen und nuklearen Energieträgern unabhängig zu werden.