Auf Twitter geht es aktuell heiß her, weil in einer Wiederholung einer WDR-Sendung („Die letzte Instanz“) vom November Menschen die Ansicht geäußert haben sollen, es sei nicht schlimm, „Zigeunersauce“ (oder Schnitzel?) zu sagen.
Menschen mit ausgeprägtem Identity-Politics-Hintergrund, die aus irgendeinem Grund auch als „PoMos“ (Post-Modernisten?) bezeichnet werden, starteten daraufhin einen veritablen Shitstorm, weil das Wort „Zigeuner“ verletzend sei. Mehrere Teilnehmer der Sendung „Die letzte Instanz“ sahen sich daraufhin gezwungen, sich für ihre mangelnde Sensibilität zu entschuldigen.
Nun ist es so, dass nicht wenige Zigeuner den Ersatzbegriff „Roma und Sinti“ ablehnen, weil es neben diesen Gruppen noch viele weitere gibt, so dass sie den Begriff „Zigeuner“ bevorzugen.
Was die Leute auf Twitter kritisieren, ist aber nicht nur, dass der angeblich diskriminierende, rassistische, verletztende Begriff Zigeuner als Fremdbezeichnung benutzt wird, sondern auch, dass man das Wort an sich überhaupt ausschreibt oder ausspricht.
Es tut mir ja wirklich leid für die Anhänger der Identity-Politics, aber wie mehrere Leute auf Twitter bereits festgestellt haben ist die Vermeidung des Aussprechens oder Ausschreibens von Worten eine höchst lächerliche Angewohnheit, die an Harry Potter erinnert, wo der Name des dunkeln Lords, von Du-weißt-schon-wem, von IHM … (Voldemort!), von vielen Zauberern nicht ausgesprochen wird.
Das Problem an der Abkürzung auf einen Buchstaben ist nicht nur, dass man so nur ca. 26 Worte so abkürzen kann. Nein, die Assoziation mit dem richtigen Wort wird nicht verhindert, es resultiert also nicht wirlich eine „Entlastung“ der angeblich von dem Wort als solchem verletzten Gruppe.
Vielmehr ist die (wirkungslose) Etablierung von Ersatz-Abkürzungs-Wörtern für „böse Worte“ nur eine Methode der Lagerbildung und Abgrenzung. Interesse und Sensibilität für die „geschützte Minderheit“ wird kraft der Verwendung der Ersatzwörter symbolistisch nur inszeniert. Durch diese Handlung soll meinem Eindruck nach moralische Überlegenheit gegenüber der Gruppe der als „gedankenlos, grob und gefühllos“ geframten Normalmenschen ausgedrückt bzw. erreicht werden.
Besser wird die Welt durch die moralische Selbstüberhöhung einer selbsternannten Gruppe besserer Menschen natürlich nicht, es wir nur eine künstliche Spaltung der Gesellschaft in die guten, bewusst Sprechenden und die zurückgebliebenen, groben, Dummen etabliert.
Sicher, wenn Schwarze lieber Afrodeutsche genannt werden wollen als Neger sollte man das machen, aber auf die Albernheit, Worte an sich nicht mehr auszusprechen oder auszuschreiben weil sie als Wort an sich immanent schädlich und belastend seien sollten wir uns nicht einlassen.
Denn falls ein Wort wirklich eine negative Konnotation hat, dann wird ein Wortwechsel das nicht verhindern, sondern treibt nur die „Euphemismus-Tretmühle“ an.