Es war einmal ein Land, in dem gab es gute Arbeiter und böse Kapitalisten.
Die guten Arbeiter verdienten 20.000 Euro im Jahr, und die bösen Kapitalisten 100.000 Euro.
Die freundliche Regierung wollte die guten Arbeiter nicht ausbeuten, aber die bösen Kapitalisten bluten lassen!
Darum beschloss Sie, dass man auf die Einnahmen bis 20.000 Euro nur 10% Steuern zahlen solle. Aber auf die Einnahmen von 20.001 bis 50.000 Euro sollte man 30% Steuern zahlen, und darüber dann 50% Steuern.
Im ersten Jahr funktionierte das gut: Die guten Arbeiter zahlten auf ihre 20.000 Euro 10% Steuern, also 2.000 Euro, und die bösen Kapitalisten zahlten ((20.000 * 10% + 30.000 * 20% + 50.000 * 50%)) 36.000 Euro, also 36% Steuern.
In den nächsten Jahren aber gab es Inflation von ca. 3%, und die Löhne der Arbeiter erhöhten sich. So kam es, dass nach ca. 25 Jahren die guten Arbeiter 40.000 Euro verdienten, und die bösen Kapitalisten 200.000 Euro. Die Kaufkraft aber hatte sich nicht wirklich erhöht.
Die bösen Kapitalisten zahlten nun für ihre 200.000 Euro ((20.000 * 10% + 30.000 * 30% + 150.000 * 50%)) 86.000 Euro, also 43% Steuern, und die guten Arbeiter ((20.000 * 10% + 30.000 * 30% )) 11.000 Euro, also 27,5%. Die Steuerlast der bösen Kapitalisten hatte sich nur um Faktor 2,4 ((86.000 / 36.000)) erhöht, aber die der Arbeiter um Faktor 5,5 ((11.000 / 2.000))!
Da kam die freie demokratische Partei, und wollte diese Steuererhöhung (kalte Progression) für die guten Arbeiter rückgängig machen, weil es unfair sei, wenn auch die guten Arbeiter schon 27,5% Steuern zahlten, und dadurch viel mehr Kaufkraft verlören als vor 25 Jahren. Die hohen Steuersätze sollten wieder nur die bösen Kapitalisten treffen, und die guten Arbeiter sollten wieder weniger Steuern zahlen! Wie vor 25 Jahren in der guten, alten Zeit!
Da aber kamen Linke, die sich darüber gar nicht freuen konnten.
Statt dessen klagten sie: Wenn die Grenze für den 30%-Steuersatz auf 40.000 Euro stiege, und die Grenze für den 50% Steuersatz auf 100.000 (so dass die Grenzen relativ zum Einkommen wieder genau so wären wie vor 25 Jahren), dann zahlten zwar die guten Arbeiter nur noch 4.000 Euro Steuern, also wieder nur 10%, und sparten also 7.000 Euro Steuern.
ABER die bösen Kapitalisten zahlten ja auch wieder nur noch ((40.000 * 10% + 60.000 * 30% + 100.000 * 50%)) 72.000 Euro bzw. 36% Steuern, und sparten also 11.000 Euro Steuern! Das war ja mehr, als die guten Arbeiter sparen würden, und total ungerecht (obwohl so nur der Zustand von vor 25 Jahren wiederhergestellt worden wäre). Ganz klar ging es der Bonzen-Mövenpick-Partei nur um ihre Klientel!!!
Und weil sie schlecht in Prozentrechnung waren und die kalte Progression nicht verstanden hatten, verhinderten die Linken die Reform, die Arbeiter mussten weiter hohe Steuern zahlen, und die bösen Kapitalisten gingen in die Schweiz oder nach Norwegen.