Anti-Rassismus und Feminismus: Die Quadratur des Kreises

Die Linke in Deutschland steckt in der Bredoille.

Denn trotz viele Forderungen, den Widerspruch zwischen Antirassismus und Feminismus aufzulösen, bzw. Versuchen wie von „#ausnahmslos“, den Widerspruch zwischen Antirassismus und Feminismus durch die Aufforderung zum Kampf gegen beides zu überdecken, besteht dieser Widerspruch.

Und zwar gleich zweifach.

Erstens, weil Antirassismus der Kampf gegen die Zuschreibung von negativen Eigenschaften zu Gruppen ist, und (Gender-)Feminismus der Gruppe „Männer“ negative Eigenschaften zuschreibt. Damit ist Gender-Feminismus faktisch selbst rassistisch, behauptet aber, dies sei quasi nur ein Nebenwiderspruch und aufgrund der Situation nicht anders möglich.

Zweitens, weil der Antirassismus dem Feminismus quasi in den Arm fällt, wenn bestimmte Gruppen von Männern aufgrund der Tatsache, dass sie z.B. keine weißen, deutschen Männer sind, von jeglicher feministischer Kritik mit dem Argument, diese könne als rassistisch gesehen werden, ausgenommen werden.

Damit sind linker Antirassismus und Feminismus bereits aus zwei Gründen hoffnungslos widersprüchlich.

Dazu kommt:
Der Gender-Feminismus hält sich für fortschrittlich, dementsprechend muss die linke feministisch beeinflusste Gesellschaftspolitik in Deutschland fortschrittlich sein.
Die nicht feministisch geprägte Gesellschaftspolitik in vielen anderen Staaten muss darum als weniger fortschrittlich gelten, es sei denn, der Feminismus wollte einräumen, alle Anstrengungen der letzten 50 Jahre in Deutschland hätten Deutschland zivilisatorisch gar nicht besonders voran gebracht. Ich habe tatsächlich 2016 schon Artikel gelesen, wo Feministinnen das Frauenwahlrecht und alle Errungenschaften des modernen Feminismus im 20ten Jahrhundert kleinreden und relativieren wollten, möglicherweise, um den zivilisatorischen Vorsprung der westlichen Kultur gegenüber anderen Kulturen als marginal leugnen zu können.

Aber mal angenommen, man erkennt diesen zivilisatorischen Fortschritt an; dann ist das Problem der Linken, dass man zwar den deutschen politischen Gegner als rechts und rückschrittlich bezeichnen darf, aber es sich nicht schickt, andere Länder und Kulturen als rückschrittlich bzw. „zivilisatorisch weniger fortgeschritten“ zu bezeichnen, denn das könnte als rassistisch, rechts, deutsch-national interpretiert werden und wird es in links-progressiven Kreisen auch häufig und reflexartig.

Darum sind in der schönen linken Multi-Kulti-Welt andere Kulturen, wie zivilisatorisch abgehängt sie auch sein mögen, grundsätzlich „bereichernd“, und die von diesen Kulturen geprägten Menschen verdienen aus anti-rassistischen Gründen Toleranz, wenn nicht gar Akzeptanz, egal was für frauenverachtende, mit unseren Vorstellungen unverträgliche Vorstellungen sie mitbringen.

Durch den vermehrten Zustrom von Flüchtlingen aus Längern mit aus feministischer Sicht eher zweifelhafter Sozialisation kollidieren nun Fakten und linke Erzählungen bzw. Dogmen.

Höchstwahrscheinlich zutreffend und auch empirisch nachweisbar dürfte sein, dass der Feminismus in Deutschland einen gewissen Effekt entfaltet hat und deutsch sozialisierte Männer im Schnitt weniger sexistisch und gewaltbereit sind als Männer, die in islamischen Diktaturen sozialisiert worden sind.
Dann wäre Deutschland zumindest aus feministischer Perspektive diese Diktaturen kulturell voraus, und der Feminismus sollte ein Interesse daran haben, diese kulturellen Errungenschaften zu verteidigen, anstatt sich aus Angst davor, als deutschnationale Kulturimperialistinnen zu erscheinen, von einer Art frauenfeindlicher Querfront von Antirassisten und Sexisten mundtot machen und außer Gefecht setzen zu lassen.

Ich frage mich, ob neben den zweite-Welle-Feministinnen der Emma auch der Linksfeminismus in Deutschland eine Art „feministischen Patriotismus“ entwickeln wird, der die Angst davor ablegt, die eigenen Errungenschaften selbstbewusst zu verteidigen. Kann der linke Feminismus die kognitive Dissonanz überwinden, die dadurch entsteht, dass man bisher schon die Idee rassistisch und nationalistisch fand, die deutsche Kultur könne in irgendeine Weise vorbildlich oder gar überlegen und verteidigenswert sein, auch gegenüber Mitgliedern anderer Kulturen, die man doch immer als ganz arg bereichernd empfinden wollte, die man idealisierend in eine Art „Edle Wilde“-Schublade gesteckt hatte?

Oder wird der deutsche Linksfeminismus sich selbst abschaffen, weil er sich selbst als in mehrfacher Hinsicht rassistisch erkennt und weiße Frauen als Gruppe im intersektionalen Privilegienpoker den Kürzeren ziehen?

Es wird bestimmt interessant zu beobachten, wie der Linksfeminismus versucht, den Widerspruch zwischen antisexistischem Feminismus einerseits und dazu prinzipiell inkompatiblem dogmatischen Wohlwollen für noch so zivilisatorisch rückständige Kulturen andererseits aufzulösen.

Ich denke, man wird außer noch mehr wortreichen und verkopften, aber dann trotz allem links-intellektuellen Duktus im Kern ratlosen linken Traktaten dazu nichts hören, aber lassen wir und überraschen oder hoffen vielleicht sogar, dass sich durch die Zuspitzung dieses Widerspruches sogar einige Menschen von der Ideologie des intersektionalen Feminismus befreien können, die sie in ihrem geschlossenen Weltbild gefangenhält.