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Rassismus-Definitionen und Rassismus gegen Weiße oder Männer

Rassismus gegen Weiße gibt es nicht – hört man hin und wieder von PoC-Aktivist_*Innen.

Wie kommen die darauf? Nun, was Rassismus ist, hängt letztlich von der Definition ab.
Relativ klar ist, dass für Rassismus mehrere Dinge zusammenkommen müssen. Davon sind meiner Ansicht nach zwei auch eher unstrittig:

Erstens, die Einteilung von Menschen in bestimmte Gruppen, wobei als Kriterium für die Kategorisierung unveränderbare und von den Betroffenen nicht zu verantwortende Eigenschaften (z.B. Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung) herangezogen werden.

Zweitens, eine ablehnende Einstellung gegenüber einer so bestimmten Gruppe, bzw. Ressentiments oder die Unterstellung, die Gruppe sei aus irgendeinem Grund schlecht bzw. schlechter als andere Gruppen (z.B. dumm, faul, gewalttätig)

Nach diesen zwei Punkten könnte es also auch Rassismus gegen Männer geben, oder gegen Weiße.

Darum haben PoC- bzw. PoMo-Aktivisten als zusätzliches Kriterium erfunden, dass — drittens — Rassismus sogenannte „privilegierte Gruppen“ nicht betreffen kann. Rassismus gebe es nur gegenüber Benachteiligten.

Die Idee dahinter ist vielleicht, dass Widerstand gegen Rassismus nicht auch als Rassismus gelten können soll(?).

Nun ist es aber so, dass faktisch nicht alle Weißen oder alle Männer privilegiert sind. Wie privilegiert ist denn der weiße Straßenpenner gegenüber einer gebildeten PoC-Studentin aus der Mittelschicht? Überhaupt nicht. Es ist wohl eher umgekehrt so, dass die Gruppe der gebildete PoC-Student_*Innen aus der Mittelschicht eindeutig privilegierter ist als die Gruppe der Straßenpenner.

Das ist natürlich ein gefährlicher Fakt, denn wenn privilegierte Gruppen gemäß Punkt drei der Rassismus-Definition von Rassismus nicht betroffen sein können, dann könnten Straßenpenner PoCs rassistisch beleidigen, ohne dass das als Rassismus gelten könnte, und man hätte sich mit dieser Ergänzung der Definition um diesen dritten Punkt nicht geholfen, sondern geschadet.

Also behaupten die Verfechter der Idee, Rassismus sei nur von Privilegierten gegen Unterdrückte möglich, einfach hilfsweise, männlich und weiß zu sein allein sei bereits ein so großes Privileg, dass Weiße oder Männer nie in der „Opferhierarchie“ unterhalb von PoCs oder Frauen stehen könnten. Und ergänzen damit ihre Rassismus-Definition um eine vierte Bedingung.

Und das ist das Problem, denn damit verlässt die Argumentation den Bereich des Logischen und Nachvollziehbaren, und begibt sich in den Bereich des Dogmatischen.

Denn die Behauptung, Weiße oder Männer seien immer privilegiert, lässt sich leicht anhand von Beispielen für einzelne Paare von nicht-privilegierten Weißen/Männern und privilegierten PoCs/Frauen widerlegen. Die Behauptung ist also objektiv nicht allgemeingültig.

Dagegen können die Verfechter der „Rassismus gegen Weiße/Männer gibt es nicht“-Theorie dann nur noch argumentieren, im Schnitt seien Weiße oder Männer aber privilegierter als Schwarze oder Frauen.

Doch wie nennt man es, wenn eine Person nicht individuell beurteilt wird, sondern aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, in die sie aufgrund von unveränderbaren persönlichen Merkmalen hineinkategorisiert wird? Nun, das ist zumindest eine auf Vorurteilen basierende Beurteilung.
Wenn diese Beurteilung ungerecht ist und den Betroffenen schlechter stellt, dann ist das ein Fall gruppenbasierter Menschenfeindlichkeit, bzw. Rassismus im Sinne der „zweiteiligen“ Rassismus-Definition.
Und auch Rassismus im Sinne der Rassismus-Definition mit der Einschränkung, nur „Nicht-Privilegierte“ könnten von Rassismus betroffen sein, wenn hier ein Straßenpenner von einer Mittelschicht-PoC beurteilt wird.
Und die vierte Nebenbedingung ist einfach nur ein sophistischer Trick. In einer Rassismus-Definition Rassismus mit Hilfe einer rassistischen Nebenbedingung so zu definieren, dass auch diese rassistische Nebenbedingung nicht mehr rassistisch ist, bedeutet, die Beurteilung dieser Definition der Logik zu entziehen und gegen Kritik zu immunisieren, indem die Definition durch ein vermeintliches Axiom gestützt wird, das aber nur ein ideologisch motiviertes Dogma ist.

In Diskussionen um die verquere Rassismus-Definition dieser „Antirassisten“ sollte man daher immer an dem Punkt ansetzen, dass die Setzung, Weiße und Männer seien stets privilegiert, eine unzulässige Pauschalisierung darstellt, die einfach nicht wahr ist, und dass die Beurteilung von Menschen aufgrund der Kategorisierung in eine Gruppe gemäß unveränderlichen Eigenschaften auf den gleichen Mechanismen basiert wie Rassismus. Individuen aus dieser Gruppe, auf die das Vorurteil (privilegiert!) nicht zutrifft, auf Basis der Gruppenzugehörigkeit Eigenschaften zuzuschreiben, die sie nicht haben, ist ungerecht und falsch und sogar rassistisch, weil wir die willkürliche Setzung, z.B. Weiße und Männer seien immer privilegiert, nicht gelten lassen können, da sie objektiv nicht zutrifft.

Nicht zuletzt ist bereits die dritte Bedingung (auf nach den ersten beiden Bedingungen basierendes Handeln sei nur dann rassistisch zu nennen, wenn zusätzlich der Handelnde gegenüber dem Betroffenen privilegiert ist) willkürlich und verstößt gegen das Prinzip, dass Regeln konsistent auf jedermann angewendet werden können sollten, und eben nicht abhängig von Kriterien, die Rassismus zu Grunde liegen, also der Einteilung von Menschen in Gruppen nach unveränderlichen Merkmalen, unterschiedliche Regeln angewendet werden sollten. Also ganz stumpf gesagt sollte jemand, der nicht will, dass man ihm irgendwelche Vorurteile vor den Latz knallt, alle Schwarzen könnten ja ganz toll tanzen und so, auch niemandem sagen, er sei sicher total privilegiert und würde von der Bundesagentur nie sanktioniert, weil er ein Weißer sei.

Darum würde ich Rassismus nur mit den ersten beiden Bedingungen definieren. Rassismus ist auf unveränderlichen persönlichen Gruppen-Merkmalen basierende (Vor|Ver)-Urteilung bzw. Menschenfeindlichkeit. Egal wer betroffen ist. Oder anders gesagt: Natürlich können auch PoCs, Queers oder sonstige „Randgruppenangehörige“ rassistische Arschlöcher sein, gegenüber allen anderen Menschen. Denn alle Menschen sind potenziell zumindest charakterlich gleich gut oder gleich schlecht. Etwas anderes zu behaupten ist Rassismus.

Feministischer Unsinn bzw. Hetze gegen „alte, weiße Männer“ bei der SZ

In der SZ hat sich eine junge, anscheinend feministisch motivierte Autorin hinreißen lassen, einen selten — mit Verlaub — dummen Text zum Thema „Diversität in Firmen“ mit dem Titel „Weiß, männlich, gefährlich“ zu schreiben.

Grundthese: Alte weiße Männer sind schuld daran, dass Unternehmen schlechte Entscheidungen treffen. Wären Unternehmesführungen „diverser“ (vor allem: mehr Frauen!), dann wäre alles besser! Alte weiße Männer stürzen Firmen und Gesellschaft in den Abgrund!

Dieser schon viel zu oft gehörte genderfeministische Quatsch hat mich sozusagen getriggert, und darum sehe ich mich gezwungen, den Artikel zu verreißen. Ich weiß natürlich, dass die starke Frau, die diesen Artikel geschrieben hat, „Hate-Speech!“ schreien könnte, wenn sie meine Replik lesen sollte, aber solange mein Lieblings-SPD-Politiker Heiko Maas das noch nicht verboten hat, nutze ich gerne mein Privileg, zu schreiben, was ich denke.

Aber wieder zum Thema, bzw. zur These des Artikels, warum Konzernspitzen voller alter, weißer Männer so schlimm seien und „Diversität“ — von der Artikelautorin anscheinend immer nur gedacht als Diversität bezüglich biologischer Merkmale wie Geschlecht, Hautfarbe, Alter — so wichtig sein solle, ich zitiere: (…) Homogenität ist nicht nur wahnsinnig langweilig, sie ist für Gesellschaft und Konzerne auch schädlich..

Da stellt sich mir die (rhethorische) Frage: Ist das so? O RLY?

Denken wir kurz nach: Solange die Marktwirtschaft funktioniert, solange marktwirtschaftliche Regeln in Kraft sind, ist es überhaupt kein Problem für die Gesellschaft, wenn ein Konzern vor die Wand fährt, warum auch immer. Der Markt sorgt dafür, dass Firmen, die schlecht geführt werden, untergehen, und die, die innovativ sind, sich durchsetzen, ganz unabhängig von Hautfarbe, Alter und Geschlecht der Geschäftsführung. Das bedeutet: Die Gesellschaft braucht kein Diversity Management in Konzernen, solange das Feld der Marktteilnehmer einigermaßen divers ist. Von daher ist die These des Artikels, die Gesellschaft brauche „Diversity“ in Firmen völliger Unsinn.
Vielleicht hätte die Autorin ja einen Artikel schreiben sollen, warum Oligopole schlecht sind oder eine Wirtschaftsordnung, in der Unternehmen „too big to fail“ sein können — aber erstens wäre das Jahre zu spät gewesen, und zweitens hätte sie dann ihre blödsinnige These nicht anbringen können, dass (alte, weiße) Männer als Firmenlenker eine Gefahr für „die Gesellschaft“[tm] sein sollen.

Aber auch für die Konzerne selbst ist eine Führung voller Menschen mit den Attributen alt, weiß, Mann kein Problem: Denn es ist vollkommen absurd zu behaupten, Alte / Weiße / Männer wären eine homogene Masse. Wieviele Künstler, Philosophen, Feldherren, Präsidenten, Erfinder, Politiker, Händler hat diese Welt gesehen, die alt / weiß / Männer (und auch alles zugleich) waren, und wie „homogen“ war das bitte, was sie getan und gedacht haben? Weiße / Alte / Männer sind eine Gruppe, die jedenfalls weit diverser denkt als Geisteswissenschaftlerinnen Ende 20, die für die SZ schreiben; und ein Artikel, der das Gegenteil behauptet, ist sexistischer, rassistischer Unsinn, der eigentlich nicht an der Chefredaktion der SZ vorbei ins Internet hätte gelangen dürfen.
Ich würde sagen, die Behauptung, eine Führung voller alter weißer Männer müsse quasi gedanklich gleichgeschaltet sein, was gefährlich sei, ist unhaltbar.

Aber weiter im Text; mal angenommen, man würde in die Führung von Unternehmen mehr asiatische Lesben, Inuit, Indios und Jamaikaner im Rollstuhl berufen. Würde das vielleicht das gefürchtete Gruppendenken verhindern? (Trommelwirbel!) Natürlich nicht!
Menschen passen sich automatisch und immer in Gruppen ein, und Hautfarbe/Alter/Geschlecht schützen niemanden gegen diese Gruppendynamik.
Was gegen Gruppendenken hilft, sind Dinge wie festgelegte Entscheidungsprozesse, der Einsatz von formalisierten Methoden zur Risikoeinschätzung und zur Findung und Bewertung von kreativen Ideen, und eine vernünftige, unabhängige Moderation von Meetings für strategische Entscheidungen, nicht Multikulti-Diversitäts-Voodoo.
Auf die Idee, „Diversity“ sei ein Allheilmittel gegen Management-Versagen, kann nur kommen, wer von Unternehmens- bzw. Prozess-Organisation überhaupt keine Ahnung hat, weil er bisher nie in der freien Wirtschaft unterwegs war oder nie ein aktuelles Buch über Management gelesen hat, sondern nur irgendwelchen Unsinn aus der Gender-Studies-Ecke.

Aber nehmen wir doch den Gedanken nochmal weiter ernst, weiße, alte Männer seien nicht „divers“, sondern „homogen“: Welche Gruppe ist wohl homogener? Alte oder junge Menschen? Wer hatte mehr Zeit, diversifizierende Erfahrungen zu machen? Wer hat außer Schule und Uni noch nichts gesehen? Welche Gruppe ist größer, umfasst ggf. eine größere Altersspanne, welche ist kleiner, und umfasst nur Menschen zwischen vielleich 20 bis 35? Es sind die Alten, die „diverser“ sein müssten. Es ist also auch widersinnig, „Junge“ als „diverser“ als „Alte“ darzustellen.
Ich fasse mal zusammen:

  • „Junge“ sind nicht diverser als „Alte“; es spricht alles dafür, dass es umgekehrt sein müsste.
  • Hautfarbe als Kriterium für Befähigung ist Rassismus.
  • Dass „Frau“ eine Qualifikation sein soll oder „diverser“ macht als „Mann“, ist eine gewagte, offen sexistische These.
  • Gruppendenken überwindet man nicht durch Multikulti-Führungsgruppen, sondern mit Hilfe von entsprechenden Prozessen.
  • Für Konzerne ergibt es überhaupt keinen Sinn, an die Wunderwirkung von „Diversity Management“ zu glauben, solange es überhaupt keine Beispiele dafür gibt, dass das jemals funktioniert hätte. Betriebswirtschaftlich gesehen scheint es ratsamer, auf Bewährtes zu setzen, und statistisch gesehen führt niemand Konzerne erfolgreicher als … Männer, gern auch erfahren, möglicherweise in der Pigmentierungsvariante „weiß“.
  • Volkswirtschaftlich ist es völlig egal, ob Konzerne intern „Diversity Management“ betreiben, da die besseren Unternehmen sich automatisch durchsetzen. Also braucht man auch keine Frauenförderung, denn wenn „diverse“ Führungsgruppen besser sind, werden sich entsprechende Unternehmen von selbst durchsetzen. Darum sind auch „alte, weiße Männer“ in Vorständen für niemanden auch nur entfernt „gefährlich“.

Alles, was der Artikel behauptet, warum „Vielfalt“ für Konzerne und Gesellschaft wichtig sein müsse, und warum „alte, weiße Männer“ sogar „gefährlich“(sic!) sein sollen, ist also leicht zu widerlegende Propaganda im Stil der genderfeministischen Frauenförder-Lobby, geschrieben von einer jungen Frau, deren Bachelor-Studium sie anscheinend vor allem als politische Lobbyistin qualifiziert (Ja – Nein – Oooohhhh!).

Ich hoffe, wir müssen einen Artikel auf diesem Niveau nicht so bald wieder in der SZ lesen.