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Lehren wir doch einfach mal Medienkompetenz!

Medienkompetenz ist in aller Munde. Alle Nase lang fühlt sich irgendein Politiker bemüßigt, das Lehren von Medienkompetenz zu fordern.

Das ist schön und gut, aber „One does not simply teach Medienkompetenz in school“:

One does not simply teach "Medienkompetenz" in school

Denn „Medienkompetenz“ ist eine Fähigkeit, die viele andere Fähigkeiten voraussetzt, die auf vielen anderen, grundlegenden Fähigkeiten aufbaut.
Medienkompetenz setzt erst einmal voraus, dass man Texte erfassen kann. Schon an dieser Fähigkeit hapert es anscheinend bei vielen Schulabgängern. Manche können nicht einmal lesen.

Dann setzt Medienkompetenz voraus, den Subtext, die Intention, die Motive hinter einem Medium zu erfassen.
Das setzt grundlegende psychologische Fähigkeiten oder zumindest Sozialkompetenz voraus, was Empathie voraussetzt.
Es braucht weiterhin ein Grundverständnis wirtschaftlicher, politischer und geschichtlicher Zusammenhänge, um tatsächliche Medienkompetenz zu entwickeln. Und um nicht durch rhetorische Tricks, Sophismen, NLP, Werbe- und Verkaufspsychologie ausgetrickst zu werden wären auch Kenntnisse dieser Techniken notwendig.

Das heißt: Die Schule kann nur Grundlagen von Medienkompetenz vermitteln. Kritisches Hinterfragen, mehrere Blickwinkel einzunehmen. Und das wurde auch vor 25 Jahren in der Schule schon gemacht.

Das ständige Gerede von „Medienkompetenz“-Unterricht soll meiner Meinung nach nur davon ablenken, dass die Bildung immer schlechter wird – oder zumindest nicht wirklich besser.
Wir sollen vergessen, dass die Schulzeit mit dem G8 und die Studienzeit mit dem Bachelor gekürzt wurden, um die Lebensarbeitszeit zu verlängern und der Wirtschaft schneller mehr Menschenmaterial zuzuführen, obwohl das Wissen sich (angeblich) alle paar Jahre verdoppelt und darum die Aneignung von Wissen eher mehr Zeit im Leben einnehmen müsste als weniger.

Möglicherweise glauben die Bildungspolitiker, die von Medienkompetenz reden, auch wirklich, dass dies eine Fähigkeit sei, die man in der Schule mal eben lehren könne. Tatsächlich ist es meiner Meinung nach aber so, dass Medienkompetenz eine Fähigkeit ist, die sich langsam entwickelt, die hohe Ansprüche an die intellektuellen Fähigkeiten hat, und für die man in der Schule nur die Grundvoraussetzungen schaffen kann.