Sorry Leute, aber ich kann es nicht mehr hören, dass wir etwas gegen „Hate Speech“ machen müssen, weil die Gesellschaft verrohe, und dieses „etwas“ sei eine Art von Filterung oder Zensur im Internet.
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. (Sokrates, 469-399 vor Christus)
Tatsache ist: Früher waren die Leute genau so wie heute, es konnte nur nicht jeder Arsch seine Meinung in die Welt hinausposaunen. Man konnte Leserbriefe schreiben, aber die wurden nicht veröffentlicht, wenn sie zu sehr daneben waren. Man konnte in seiner Stammkneipe rummaulen, aber das wurde nicht aufgezeichnet.
Was wir heute durch die sogenannten sozialen Medien erleben ist einfach nur, dass Momentaufnahmen der emotionalen Ausbrüche der Menschen ständig und teilweise dauerhaft aufgezeichnet werden. Ich würde sagen, die Menschen haben sich schon immer aus teilweise nichtigen Gründen beschimpft und ggf. bedroht. Man sollte nicht vergessen, dass Drohen und Schimpfen gerade eben *keine* Gewalt ist:
Derjenige, der zum erstenmal an Stelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation. (Sigmund Freud)
Allerdings ist es natürlich ein Problem, wenn im Internet gemobbt und gedroht werden kann, ohne wirksame Möglichkeit, sich dagegen zu wehren, denn im Gegensatz zur dahingesagten Beleidigung oder Drohung bleibt die im Internet oftmals stehen und wirkt so dauerhaft verunsichernd und kann Opfer von Cyber-Mobbing auch krank machen.
Darum bräuchten wir hier eine ausreichend ausgestattete Justiz, die Verfahren wegen Beleidigung etc. im Internet nicht einfach aus Zeit- und Personalmangel einstellt, sondern die solche Dinge auch tatsächlich verfolgt, wenn sie angezeigt werden.
Oder aber, soziale Netzwerke sollten Inhalten von vor ein paar Wochen, wenn sie nicht speziell zur „Archivierung“ gekennzeichnet sind, automatisch unsichtbar machen.
Privatisierte Zensoren, die auf Verdacht auch einfach nur missliebige Dinge löschen, sind in jedem Fall der falsche Weg.