Nachdem Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz angekündigt hat, den Willen der Mehrheit der Wahlberechtigten, die Zuwanderung effektiv zu begrenzen, Rechnung zu tragen, und zur Umsetzung entsprechender Maßnahmen notfalls auch die Zustimmung der AfD in Kauf zu nehmen, ist die politische Landschaft in heller Aufregung.
Vielleicht gibt es hier eine gewisse kognitive Dissonanz auf der Seite der Linken, weil man sich dort als Verteidiger der Demokratie versteht, aber offensichtlich die eigene, Migrations-freundliche Position von der Mehrheit nicht mehr gewollt wird.
Jedenfalls scheint die Strategie, eine Veränderung der Migrationspolitik durch Erpressung der Union, nicht „mit der AfD zu stimmen“ zu verhindern, ihre Halbwertszeit überschritten zu haben.
Dass nun behauptet wird, die Union habe die demokratische Mitte verlassen, kann ich jedenfalls nur als Rückzugsgefecht sehen – denn nachdem 2005 Linke, SPD und Grüne noch die Mehrheit im Bundestag hatten (327 von 614 Sitzen):

, werden im Bundestag 2025 nach Prognosen die Linken nur noch 254 (40%) von 630 Sitzen haben (SPD 115 , Grüne 102, BSW 37), und die Konservativen und Rechten 376 (60%) von 630 Sitzen (CDU 227, AfD 159):

Das heißt: Die Union IST aktuell die demokratische Mitte, bzw. der Median der politischen Meinungen fällt in das Lager der Union, wenn man sich die AfD als rechts der Union vorstellt. Die Behauptung, die Union habe die demokratische Mitte verlassen, ist also verfehlt.
Beziehungsweise ergibt nur Sinn, wenn man nicht anerkennt, dass die Abgeordneten der AfD einen relevanten Teil der Wähler repräsentieren, und ignoriert, dass das Politikangebot des linken Lagers mittlerweile nur noch ca. zwei Fünftel der Wähler überzeugt, während das konservativ-rechte Lager drei Fünftel aus sich vereinen kann und damit in Richtung der 2/3-Mehrheit tendiert.
Dass das linke Lager hier nicht mit Veränderungen des eigenen Politik-Angebots reagiert, sondern mit rhetorischen Spiegelfechtereien, die am Ende niemanden überzeugen werden, ist zumindest bemerkenswert.