Seitdem scheint sich Frau Baerbock optisch mit neuer Frisur, Kontaktlinsen und dunkler Haarfarbe etwas aufgemöbelt zu haben, und bei aller Ablehnung von Frau Baerbock als Kandidatin für das Amt des Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland ist das natürlich vollkommen legitim.
Allerdings lässt es doch etwas an der Partei „Die Grünen“ zweifeln, dass Frau Baerbock die Notwendigkeit empfindet, sich als „junge, frische, moderne Frau“ zu inszenieren. Hat es nicht Angela Merkel bei der vermeintlich rückständigeren und frauenfeindlichen Union ganz ohne Styling ins Kabinett und dann auch mit eher wenig Styling-Aufwand zur Kanzlerin gebracht?
Darum wundere ich mich, dass bei den Grünen bisher niemand Baerbock des „Grey-Hair-Shaming“s bezichtigt hat. Haarfarbe, das weiß man spätestens seit Birgit Schrowange ihr „Coming out“ als Grauhaarige hatte, ist politisch. Wie kann gerade die Frontfrau der Grünen Kundin des kosmetisch-industriellen Komplexes sein, der Millionen Frauen in Deutschland durch Schönheits- und Jugendideale zur Anwendung umweltschädlicher, in Tierversuchen erprobter, gefährlicher chemischer Mittel zwingt?
Die Frage lautet also: Sollte eine glaubwürdige grüne Kandidatin nicht zu ihren grauen Haaren stehen? Sollte eine grüne Kanzlerin nicht ein Vorbild sein für alle Frauen, statt hinter das Beispiel der CDU-Kanzlerin zurückzufallen?
Natürlich darf Frau Baerbock ihre Haare färben wie sie will und meinetwegen auch versuchen, wie 20 auszusehen, und natürlich ist es auch unfair, dass man auch über Frau Baerbocks graue Haare redet, und nicht nur über die angeblichen von Herrn Schröder, aber egal wie oft man das Narrativ wiederholt, dass Frau Baerbock nur abgelehnt werde, weil sie eine Frau sei: Bei Baerbock reiht sich die Typänderung nach 2012 mit Haarefärben in die lange Reihe von Baerbocks kleinen und großen Schummeleien ein, klüger, gebildeter, erfahrener und jetzt eben auch noch jünger zu wirken, als sie in Wirklichkeit ist.