EditionF und ZEIT erklären den neuen feministischen Mythos #Manterruption (teilweise biologisch)

Es ist ein Artikel erschienen. Zuerst bei Edition F.(Link) und dann auch in der ZEIT (Link), der den neuen feministischen Mythos der „Manterruption“ zum Thema hat.

„Manterruption“, so lernen wir zunächst, sei die Bezeichnung dafür, dass Frauen ganz häufig von Männern unterbrochen würden. Dies sei, so wird suggeriert, frauenfeindlich/sexistisch motiviert etc. pp., das übliche halt.

Aber dann will die Autorin am Ende des Artikels doch noch ein paar praktische Tipps loswerden, wie „Manterruption“ entgegenzuwirken sei, und da wird es interessant.
Denn gerade die Verhaltens-Tipps, in denen es darum geht, eine Unterbrechung von vorneherein zu vermeiden, haben es in sich:

  • Konzentration: Nur, wer konzentriert bleibt, kann sein Argument noch vorbringen. Verliere deine zentrale Aussage nicht aus den Augen und halte festen Blickkontakt mit Gesprächspartnern.
  • Prägnant formulieren: Wer gut vorbereitet ist oder sich klare Aussagen überlegt, der mäandert nicht und verleitet andere dadurch weniger, einem ins Wort zu fallen. Also vorbereitet in Gespräche gehen und sich während einer Diskussion ruhig Notizen machen, um pointiert zu argumentieren, wenn man am Zug ist.
  • Auf Stimme und Körper achten: Sich vorzulehnen und mit hoher, aufgeregter Stimme zu sprechen ist kontraproduktiv. Eine entspannte Haltung und eine ruhige, tiefe Stimme wirken entspannt und glaubwürdig.

Nehmen wir mal an, diese Tipps wären effektiv und könnten „Manterruption“ wesentlich verringern. Dann müssten die Gründe für „Manterruption“ folgende sein:

  1. Mangelnde Konzentration auf das Wesentliche. Vermeiden von Blickkontakt. Also unprofessioneller Auftritt.
  2. Unstrukturiertes, scheinbar zielloses Gerede, mangelnde Fähigkeit auf andere Argumente einzugehen.
  3. Unglaubwürdig wirkende, hohe Stimme. Neigung dazu, sich Aufregung anmerken zu lassen.

Tja – wo ist jetzt eigentlich der Sexismus, wenn Männer Frauen häufiger unterbrechen? Laut Edition F. wirken weibliche Stimmen (die im Schnitt ca. 1 Oktave höher sind) im Schnitt unglaubwürdiger als männliche Stimmen, es gibt also eine biologische Erklärung dafür, dass sie häufiger unterbrochen werden(?!?).

Ich würde sagen, hier hat EditionF irgendwie ein Eigentor geschossen, denn biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern dürfte es doch laut Genderfeminismus gar nicht geben und auch die Höhe der Stimme sollte doch als „sozial konstruiert“ gelten. Hat sich hier die Autorin in das falsche feministische Lager verirrt?
Oder hat man möglicherweise vergessen, dass, falls man (aufgrund der Empirie) doch einräumen sollte, dass Frauen im Schnitt höhere Stimmen haben als Männer, man zumindest behaupten müsse, es sei sozial konstruiert, anerzogen und sexistisch, dass höhere Stimmen als weniger glaubwürdig gelten?
Ich denke, hier sollte die Autorin nochmal nacharbeiten. Mit solchen „biologistischen“ Erklärungen wird sie im feministischen Lager mittelfristig auf keinen grünen Zweig kommen.

Und abgesehen von dieser biologisch-psychoakustischen Erklärung für weibliche Unglaubwürdigkeit scheint es, wenn man von den Tipps auf die Ursachen schließt, auch noch andere Gründe für Unterbrechungen zu geben. Wie schlechte Vorbereitung, unkonzentriertes, aufgeregtes Auftreten, in Folge davon ziel- und endloses Gerede, was Unterbrechungen provoziert.

Heißt das am Ende, Frauen wären selbst schuld, wenn sie unterbrochen werden, weil sie die Zeit ihrer Kollegen und Kolleginnen durch aufgeregte, schlecht vorbereitete, längliche Redebeiträge verschwenden?!? ((Ja. – Nein! – OOOH!))

Danke EditionF und ZEIT für die gut verklausulierte Aufklärung:

Offensichtlich gibt es gar keine „Manterruption“.

Es ist wieder nur so ein genderfeministisches Schlagwort für eine lediglich behauptete Ungerechtigkeit, die tatsächlich entweder gar nicht existiert oder aber auf ein in der Gruppe der Frauen gehäuft auftretendes, aber nicht ursächlich mit dem Geschlecht verknüpftes individuelles Versagen im Sozialverhalten im beruflichen Umfeld zurückzuführen ist.
(Jedenfalls, wenn man die biologisch-psychoakustischen Erklärungsansätze mit den hohen Stimmen mal als Grund ausschließt.)