Angesichts der Tatsache, dass im Irak unter IS-Anhängerinnen einige Deutsche entdeckt worden sind, macht sich die Süddeutsche Gedanken darüber, wie mit diesen ggf. in Deutschland verfahren werden solle.
Immerhin stellt der Artikel fest, dass es sich hier nicht um Opfer einer Verschleppung in die Fänge von Da’esh handelt, sondern um fanatisierte islamistische Freiwillige, die „die Reihen der Täter verstärkt“ hätten.
Aber auch diese Formulierung lässt noch Raum dafür, dass diese Frauen möglicherweise selbst trotz freiwilliger Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung irgendwie selbst nicht Täterinnen gewesen sein könnten.
Und dann wird im Artikel auch gleich überlegt, ob es nicht doch sinnvoller wäre, bei solchen Verbrechen von Frauen irgendwie mehr auf Milde und Resozialisierung zu setzen.
Und aus den Dschihadistinnen werden „Dschihad-Bräute“. Ähnlich wie Rocker-Bräute, die in traditionellen Rocker-Clubs selbst nie Mitglieder werden können und immer nur Partnerin eines Rockers sein dürfen, werden sie rhetorisch zu so einer Art reiner „Beifahrerinnen des Dschihad“ umgedeutet.
Dieses paternalistische Entlassen der Frauen aus ihrer Verantwortung dafür, sich aus freien Stücken einer irren Terrororganisation angeschlossen zu haben, ist in vielerlei Hinsicht sexistisch. Erstens gegenüber den Frauen, die nicht ganz so ernst genommen werden als islamistische Terroristinnen, zweitens gegenüber Männern, die sicher nicht mit so viel Milde rechnen könnten, wenn man sie in einer IS-Hochburg als IS-Kämpfer aufgegriffen hätte.
Hier zeigen sich die Gründe für den „Gender Prison Gap“. Männer werden als selbst verantwortlich für ihre Handlungen gesehen. Frauen hingegen werden nicht für voll genommen, sondern zum schmückenden Beiwerk des Dschihad erklärt, zu „Dschihad-Bräuten“ eben. Denn sie sind ja, Stichwort „Female Hypoagency“ irgendwie dann doch weniger verantwortlich für ihr Handeln als Männer, wurden vielleicht verführt oder mussten vielleicht sogar schlimme Dinge erleiden in dem Dschihad, an dem sie freiwillig teilgenommen haben. Diese armen Geschöpfe sollte man natürlich besser nicht einsperren…
Fast wundert man sich, dass die Süddeutsche nicht auch für Beate Zschäpe Strandurlaub statt Gefängnis fordert, denn das müsste die logische Konsequenz sein, wenn es denn so wäre, dass Freiheitsstrafen komplett sinnlos und verzichtbar wären, wie der Artikel zu suggerieren scheint. Zumindest für Frauen, die ja nichts gemacht haben. Außer einer Terrororganisation beigetreten zu sein.