Man weiß nicht genau, was man sich bei der FAZ gedacht haben mag, als man eine Sozialpädagogin gefragt hat, warum Frauen Täterinnen bei häuslicher Gewalt werden, und dann deren Antwort auf Twitter veröffentlicht hat.
Allerdings müssen wir der FAZ wohl dankbar sein dafür, denn die Antwort zeigt sehr schön, wie beim Frauen als Täterinnen mit einem anderen Maß gemessen wird als bei Männern. Wir können hier den Effekt der sogenannten Female Hypoagency (Weibliche Gering-Verantwortlichkeit) beobachten.
Female Hypoagency bedeutet: Männer werden (aufgrund gesellschaftlicher Normen) als eigenverantwortlich handelnd gesehen, Frauen als leicht beeinflussbar und psychisch für Eigenverantwortung eigentlich zu schwach. Denn nur das erklärt folgende Sichtweise auf weibliche Täterinnen bei häuslicher Gewalt:
Zehntausende Männer sind von häuslicher Gewalt betroffen. Ein Besuch bei einer Täterin und einem Opfer. Jetzt in der #FAZWoche. pic.twitter.com/EOGHvvpjKg
— FAZ.NET (@faznet) April 13, 2017
Die Sozialpädagogin Frau behauptet tatsächlich: Wenn Frauen bei häuslicher Gewalt Täterinnen sind, dann sind sie eigentlich unschuldig, und nur Opfer des gesellschaftlichen Drucks auf sie. ((Und, auch wenn das da nicht steht, die Männer sind natürlich mitverantwortlich, weil sie natürlich diesen Druck mit aufbauen!))
Das heißt: Frauen sind für ihr eigenes Verhalten weniger verantwortlich als es ein Mann in der gleichen Situation wäre. Denn der wäre natürlich bei häuslicher Gewalt allein an allem Schuld. Und genau das bezeichnet man als „Female Hypoagency“.