Stokowskis Töchter oder: Lehren durch Beschimpfen?

In Folge des Artikels von Frau Stokowski mit dem Titel „Mittelalter! Weißer! Mann“, den ich bereits gestern verreißen musste, haben tatsächlich AnhängerInnen dieser feministischen Autorin die Idee aufgegriffen, „alte weiße heterosexuelle Männer“ könnten möglicherweise durch die Einsicht, wie unangenehm es sei, in eben diese Schublade gesteckt zu werden, irgendetwas lernen:

Auf sein Alter, sein Geschlecht oder seine Hautfarbe reduziert zu werden, ist unangenehm. Das merkt seit einiger Zeit auch der alte weiße heterosexuelle Mann. Vielleicht lernt er daraus.

Ich denke aber, dass nicht.

Denn die Personen, die sich rassistisch verhalten und eine riesige Menge ganz unterschiedlicher Menschen in die Schublade „weißer heterosexueller Mann (WHM)“ pressen und mit negativen Vorurteilen überschütten sind die Netzfeministinnen.
Entsprechend müssen nicht die WHM lernen, Menschen nicht auf äußere Merkmale zu reduzieren. Es sind die Netzfeministinnen, die das lernen müssen. Intersektionalismus, also die tatsächliche Kategorisierung von Menschen in kleinste Schubladen, um angeblichen Auswirkungen einer angeblichen Kategorisierung durch andere zu bekämpfen, ist ein Irrweg.

Menschen zu beschimpfen, damit sie etwas lernen, auch.

Menschen anzugreifen und zu beschimpfen führt generell selten zu Lerneffekten, sondern eher zu Verhärtung und schließlich Feindschaft.
Das ist Psychologie für Anfänger; aber Netzfeministinnen, die für die „gute Sache“ kämpfen, denken anscheinend generell nie nach, ob ihre Kampfmittel nicht möglicherweise doch eher kontraproduktiv sind. Insofern gehen sie den gleichen tragischen Weg wie viele gescheiterte Bewegungen vor ihnen, die auch mit Gewalt Herzen und Hirne gewinnen wollten und Angst und Ablehnung produziert haben.

Vielleicht wäre es besser, zumindest einmal zu versuchen, Männer zu verstehen, wie es Norah Vincent getan hat, als in die Konfrontation zu gehen. ((Siehe auch Self Made Man – Youtube))

Wie dem auch sei. Einen fiktiven WHM zu konstruieren, diesen mit jeder Menge negativen Eigenschaften auszustatten, und dann dessen Identität mit real existierenden weißen, heterosexuellen Männern zu behaupten, wird jedenfalls nicht dazu führen, dass Männer irgendetwas lernen.

Die Konstruktion des bösen bösen WHM und dessen Bashing durch Netzfeministinnen wird nur dazu führen, dass die die meisten real existierenden Männer dem Netzfeminismus zunehmend genervt und ablehnend gegenüberstehen werden.