Der Konstruktivismus, der Gender-Feminismus, und die postfaktische Politik

Ich bin begeistert, dass in meiner Twitter-TL jemand einen Link auf ein Interview von 1981 (!) getweetet hat, in dem ein schwarzer Stanford-Wissenschaftler schon damals den sogenannten „Gender-Pay-Gap“ als Erfindung und Konstruktion zurückgewiesen hat:

(leider nur in Englisch).

In dem Interview sagt der gute Mann an der ausgewählten Stelle zum Beispiel, dass es keine Lohnlücke gibt, wenn man lückenlos voll berufstätige Frauen und Männer vergleicht, oder wenn man gleich gut ausgebildete Schwarze und Weiße vergleicht.

Das schon damals ganz erhebliche Zweifel an der Existenz einer wirklichen Lohnlücke bestanden, und zumindest Stanford-Wissenschaftler hier keine Diskriminierung sehen wollten, finde ich deswegen so interessant, weil die Legende von der Lohndiskriminierung gegenüber Minderheiten dennoch 35 weitere Jahre überlebt hat und immer noch von PolitikerInnen verbreitet wird.

Obwohl es unter Markt-Aspekten absurd wäre, würde sich eine solche Lohnlücke nicht in kürzester Zeit schließen, hält sich das Meme von der „Lohndiskriminierung“ seit 35(!!!) Jahren und findet immer wieder Menschen, die daran glauben *wollen*, trotz — wenn man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht — fehlender statistischer Grundlage.

Anscheinend müssen wir dem Feminismus das „Verdienst“ zugestehen, durch ständige Wiederholung größtenteils herbeifantasierter und -konstruierter Behauptungen (tausende Jahre Frauenunterdrückung, 20+% Lohndiskriminierung, Patriarchat, Wissen ist subjektiv, alles ist konstruiert…) die Ära der postfaktischen Politik wenn nicht mit eingeleitet, so doch maßgeblich begünstigt zu haben.

Natürlich hat sich die Aufklärung nie wirklich ganz durchgesetzt, natürlich war die Welt auch schon vor 100 Jahren zu kompliziert, als dass sie der „normale Bürger“ hätte verstehen können, natürlich war also das „Bauchgefühl“ bei Wahlen etc. immer schon wichtiger als die Fakten; aber erst der radikale Konstruktivismus, der die Grundlage für den radikalen und Gender-Feminismus bildet, hat die Vorstellung entwickelt, es gebe gar keine Fakten bzw. diese seien für jeden Beobachter subjektiv und könnten damit durch eine Veränderung des Blickwinkels aller Beobachter geändert werden.

Dass die Politik sich immer weiter von den Fakten entfernt hat, verdanken wir meiner Meinung nach dem Einfluss der öffentlich subventionierten geisteswissenschaftlichen „Forschung“ und deren Absolventen auf Medien, Parteien und NGOs.

Denn es gibt in den Geisteswissenschaften und in den Medien keinen Pluralismus mehr; statt dessen hat sich dort ein links-progressives Milieu eingenistet, dessen Überzeugungen auf dem radikalen Konstruktivismus beruhen, und versucht nun, Politik und Gesellschaft im Stile von Stalins „Ingenieuren der Seele“ auf den Pfad der Tugend zu „nudgen“. bzw. die Theorie von der Konstruiertheit der Realität durch „Ummodellierung“ derselben in die Praxis umzusetzen.

Hinter den ganzen Sprachregelungen, die wir heute in den Medien haben, steckt die Idee, die Sprache präge die Wahrnehmung, und mit einer sprachlich „richtigen“ Darstellung der Realität könne man die Wahrnehmung und damit die Menschen und damit die Welt ändern bzw. besser machen.
Wenn man geschlechtsneutrale Wörter benutze, könne man Frauen ermutigen eher bestimmte Berufe zu ergreifen, wenn man die Herkunft von Straftätern verschleiere, könne man die Ausländerfeindlichkeit verringern, etc..
Tatsächlich aber prägen natürlich die Menschen die Sprache und modifizieren diese, wann immer das notwendig oder sinnvoll erscheint, Frauen wählen die Berufe, die ihnen gefallen, und Ausländerfeindlichkeit verringert man sicher nicht durch die Verschleierung von Tatsachen.
Die Realität kann man nicht wegreden oder schönreden, jedenfalls niemand anderem als sich selbst, und darum sind der radikale Konstruktivismus und seine Auswüchse Irrwege, die nirgendwo hin führen.

Aber mal eine andere Frage:
Wie hoch ist wohl der Anteil von CDU/CSU-Mitgliedern in der Soziologie, oder an Gender-Lehrstühlen, oder in Redaktionen, verglichen mit Mitgliedern der Grünen?
Wann hat wohl am Lehrstuhl für Gender-Forschung irgendjemand die These vertreten, das Geschlecht sei doch neurobiologisch festgelegt, und gar nicht konstruiert?

Genau das ist das Problem: Wo es eine politische Monokultur gibt, eine Monokultur der Überzeugungen, da gibt es keine wirkliche Forschung mehr, sondern nur noch die Suche nach Bestätigung dessen, was sowieso alle (zu wissen) glauben. ((Dass das so ist, kann man in fast jeder beliebigen Gender-„wissenschaftlichen“ Arbeit nachlesen, die meist mit irgendeiner Prämisse beginnen und nachher nicht mehr zeigen, als dass die Arbeit die Prämisse nicht widerlegt…))

Um die Monokultur der Überzeugungen in den Geisteswissenschaften und in Medien und Politik zu überwinden brauchen wir dort anderes Personal. Wir brauchen eine „Nicht-Linken-Quote“. Der „Marsch durch die Institutionen“ der 68er hat einfach zu gut funktioniert und zu wenige liberale und konservative Denker übriggelassen.

2 Gedanken zu „Der Konstruktivismus, der Gender-Feminismus, und die postfaktische Politik

  1. gpg

    Oppermann, diese woche bei hart aber fair:
    Was unterscheidet die SPD von der CDU? – „äh,äh zum ersten wollen wir gleiches geld für äh gleiche arbeit und die lohnlücke für frauen schliessen.“

    gpg ez :D

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