Heute hörte ich im Deutschlandfunk eine Diskussion kluger Menschen zum Thema, wie Algorithmen von Google und Facebook etc. unsere Sicht auf die Welt lenken und ggf. sogar prägen.
Tatsächlich ist der Zweck der Algorithmen, die Twitter, Google, Facebook einsetzen, uns möglichst alles recht zu machen, damit wir so lange und so oft wie möglich Google, Twitter und Facebook benutzen, und dort Umsätze generieren.
Und es funktioniert. Menschen bleiben stundenlang auf Facebook und Twitter und genießen die vermeintliche Nestwärme ihrer Social-Media-Filterblase. Algorithmen stellen unsere Vorlieben fest und liefern immer mehr von dem Scheiß, den wir sonst auch immer schon gemocht haben.
Nun zum öffentlich-rechtliche Rundfunk. Der hat ja die Aufgabe, eine Grundversorgung mit möglichst neutralen Informationen sicherzustellen. Es ist natürlich zu bezweifeln, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk tatsächlich eine Art neutraler ehrlicher Makler der Meinungsvielfalt ist. Aber mal angenommen, der öffentlich-rechtliche Rundfunkt sollte diesen Auftrag weiterhin erfüllen – wäre dann nicht längst überfällig, ein öffentlich-rechtliches soziales Netz aufzubauen?
Dass nicht nur dazu da ist, Werbung zu verbreiten? Wo man ggf. seine Filterblase selbst zurechtkonfigurieren könnte, mit offenen APIs?
Die meisten Menschen informieren sich doch heute über das Internet, nicht mehr über das Fernsehen. Wenn der ÖR nicht völlig bedeutungslos werden will für die Meinungsbildung und Grundversorgung, sollte er dann nicht auch online den als freundlichen Unterhaltern getarnten Werbe-Content-Vermarktern entgegentreten?
Ist es weniger bedrohlich, wenn amerikanische Konzerne die totale Kontrolle über alle relevanten sozialen Medien haben, als wenn das gesamte Fernsehen von der RTL Group beherrscht würde?
Ich meine: Der ÖR bekommt Milliarden. Zehntausende Mitarbeiter arbeiten für die verschiedenen Sender. Auch heute hat Facebook erst ca. 12.000 Mitarbeiter. Es wäre also möglich, dem Kommerz ein öffentlich-rechtliches soziales Netz entgegenzustellen, oder zumindest Open-Source-Alternativen wie z.B. GnuSocial finanziell und personell zu fördern, um Meinungsvielfalt und Demokratie auch Online zu verteidigen.
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