Geburtenrate 1,38 – Mehr Migration oder neue Familien- und Bildungspolitik?

Hat Deutschland nicht alles getan, um die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ zu fördern?

Rechtsanspruch auf Kindergartenplatz, mehr Krippenplätze, mehr Ganztagsbetreuung, um nicht zu sagen: -Verwahrung von Kindern – und die Geburtenrate liegt dennoch bei nur mageren 1,38 Geburten pro Frau. Es würde ungefähr eine Rate von 2 brauchen, um die Bevölkerung konstant zu halten; eine Geburtenrate von 1,38 bedeutet eine Reproduktionsrate von nur (1,38 / 2) = ca. 0,7; in jeder Generation wird die Bevölkerung also auf 70% der vorherigen Generation schrumpfen, es sei denn, die fehlenden 30% der nachfolgenden Generationen werden durch Migranten ersetzt, was dann auch immer 30% Migranten in Schulklassen etc. bedeuten würde.

Nun ist die Frage: Wollen wir so viel Migration?

Problematisch ist hier vor allem, das keine Partei diese Frage bisher offen diskutiert hat.

Aber es ist war bisher auch kaum machbar: Denn gegen Migration waren ja nur Nazis[tm], und für eine andere, also gegen die aktuelle, moderne, feministische Familienpolitik konnten auch nur rechtskonservative Beinahe-Nazis sein. Die Politik, die Deutschland in die real existierende demographische Sackgasse geführt hat, war also „alternativlos“.
Aber wie so häufig bei „alternativlosen“ Aktionen kann es so nicht wirklich weitergehen.

Tatsächlich denke ich, wir brauchen sowohl eine neue Familienpolitik als auch eine neue Migrationspolitik.
Die Migrationspolitik muss an deutschen wirtschaftlichen Interessen ausgerichtete sein, und Menschen nach deren Eignung und Qualifikation für die Arbeit und das Leben in Deutschland auswählen.
Und die Familien- und Bildungspolitik, die wir brauchen, darf meiner Meinung nach nicht weiter primär darauf ausgerichtet sein, möglichst viele Menschen so jung wie möglich in Vollzeitarbeit zu bringen.

Mir jedenfalls drängt sich der Gedanke auf, dass G8, Bachelor, Schuleintritt ab 5 Jahren allein den Sinn haben, Menschen möglichst früh wirtschaftlich nutzbar zu machen. Psychische Reifung, Bildung, Lebenserfahrung, das sind anscheinend Dinge, auf die Wirtschaft und Politik keinen Wert mehr legen. 22-jährige mit Bachelor, aber ohne Ahnung vom Leben, ab dem Alter von 18 Monaten in staatlichen Einrichtungen gemäß öffentlichen Richtlinien aufgezogen, sind meinem Eindruck nach das Ziel der aktuellen Familien- und Bildungspolitik, und das finde ich scheiße, auf Deutsch gesagt.

Familien- und Schulpolitik sollte sich an den Interessen der betroffenen Familien und vor allem der heranwachsenden Menschen ausrichten, an humanistischen Bildungs-Idealen und an psychologischen Notwendigkeiten, und nicht an Interessen der Wirtschafts-Lobby.

Ich bin auch der Meinung, dass der aktuelle Feminismus ein Teil des Problems ist. Der moderne Feminismus verachtet Frauen, die Kinder bekommen. Mütter gelten als Idiotinnen, weil Sie Mutterschaft einer Karriere vorziehen. Sie werden als dumme, künftig getrennt lebende Opfer von Altersarmut in Folge von zuviel unbezahlter Care-Arbeit abgetan.
Dabei sind Kinder ein Grundbedürfnis vieler Frauen, und viele macht die Care-Arbeit an ihren Kindern glücklich. Es ist eigentlich absurd anzunehmen, dass eine Existenz als „Business-Kriegerin“ und die Entlohnung dafür jede Frau mindestens genau so glücklich machen müsste.
Zumal die meisten Frauen, genau wie die meisten Männer auch, keine Karriere machen und Jahrzehnte als kleine Rädchen in riesigen Konzernen und Behörden absitzen. Ist es da nicht naheliegend, dass es erfüllender sein könnte, Menschen auf ihrem Weg in das Leben zu begleiten? Und ist es nicht gerade dieses Argument, mit dem man auch Männer verstärkt dazu bringen will, mehr „Familienarbeit“ zu leisten?

Erstmal die Schule, erstmal die Ausbildung, erstmal die ersten beruflichen Erfahrungen, erstmal Karriere, das ist das ebenso feministische wie auch spießige Denken moderner junger Frauen.
Aber gerade dieses Herausschieben des Kinderwunsches bedeutet, dass Frauen nie die gleiche Karriere wie Männer machen können, weil Arbeitgeber zumindest befürchten müssten, dass diese Frauen ausfallen könnten, und darum Frauen eher nicht auf wichtige Positionen gesetzt werden. Und das wird sich realistischerweise zumindest in der Privatwirtschaft auch niemals ändern, ganz egal, wie ungerecht man das finden mag.
Denn es ist betriebswirtschaftlich sinnvoll, so zu denken und entsprechend nicht langfristig mit kinderlosen Frauen zu planen, und kein Chef eines KMU wird sein Unternehmen gefährden wollen, um irgendwelche Frauenquoten zu erfüllen.

Richtig wäre es daher zu fördern, dass Frauen Kinder jederzeit, also auch ziemlich früh, bekommen können, schon während Ausbildung oder Studium. Denn je früher eine Frau Kinder bekommt, desto mehr Zeit hat sie , eine berufliche Karriere, ohne oder mit zumindest geringeren Befürchtungen des Arbeitgebers wegen möglicher Babypausen, anzuschließen. Schlaflose Nächte mit schreienden Babies steckt man mit Mitte Zwanzig auch noch besser weg als mit Ende Dreissig.

Dazu muss eine Kinderbetreuung geschaffen werden, die während Ausbildung, Studium und ggf. auch noch im Job kostenlos ist. Ebenso muss es eine Elternzeit oder Fristverlängerung für Eltern im Studium geben, damit Ausbildung, Studium, Erwerbsarbeit keine Hindernisse mehr sind, Kinder zu bekommen. Nur so wird ermöglicht, dass Frauen (und ggf. Männer) tatsächlich frei (mit-)entscheiden, ob und wann sie Kinder bekommen wollen, ohne Angst vor kritischen Beschädigungen des Lebenslaufes, ohne Beeinflussung durch Wirtschaftslobby und Feministinnen.
Denn die Vorstellung, Kinder könnten eine folgende Ausbildung und Karriere unmöglich machen, ist heute tatsächlich noch ein echtes Risiko und damit keine Angst, sondern eine berechtigte Furcht, auch und gerade, weil heute, in unserer tollen flexibilisierten Arbeitswelt, auch die in der Nähe lebenden Großeltern zunehmend selten sind. Unter diesen Umständen ist es nur logisch, dass die Geburtenrate gering bleibt, und wenn man das ändern will, muss man gegensteuern und dafür sorgen, dass Kinder und Mutterschaft in unserer Lebenswelt wieder einen positiv besetzten Platz und gesellschaftliche Priorität haben.

3 Gedanken zu „Geburtenrate 1,38 – Mehr Migration oder neue Familien- und Bildungspolitik?

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  2. luisman

    Sehr guter Artikel. Die Kinderlosigkeit ist ein zentrales Problem der Gesellschaft welches nicht thematisiert wird und auch nicht mit kosmetischen Massnahmen erledigt werden kann. Das klingt jetzt wie Zwang, aber wie waere es denn, wenn man Maenner wieder wie frueher nach der Schule zum Wehdienst ermutigt (fuer 12-15 Monate) und Frauen zum Kind. Dann wuerden Flinten-Uschi’s Krippenplaetze beim Bund auch Sinn machen. Danach ist das Studium kostenfrei, fuer alle anderen waeren Studiengebuehren von einigen tausend Euro pro Semester faellig.

    1. Autor Beitragsautor

      Direkt nach der Schule wird kaum jemand einen Partner haben, mit dem er ein Kind haben will, befürchte ich.

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