Im Streit um die (mögliche) Satire von Herrn Böhmermann wird behauptet, Merkel sei „in Erdogans Hand“.
Ist das wirklich so?
Zugegeben: Ihr Plan, das (aus links-grün-progessiver Sicht „dreckige“) Geschäft des Abblockens von Flüchtlingen an die Türkei zu delegieren, kann nicht aufgehen, wenn Erdogan nicht mitspielt.
Aber Merkel kann auch die deutschen Grenzen schließen, oder einen Schutzwall aus Frankreich, Österreich, der Schweiz und Polen um Deutschland legen, bzw. darauf vertrauen, dass dieser sich quasi von selbst legen wird.
Nicht zuletzt kann sie Mazedonien, Albanien und Bulgarien dazu bringen, einen Sperrriegel zu bilden. Merkels Möglichkeiten, Deutschland vor einer weiteren Flüchtlingswelle zu schützen, sind extrem vielfältig. Nicht zuletzt würden auch Kroatien (oder Slowenien), Ungarn und die Ukraine für eine Komplettsperrung des Landweges nach Deutschland reichen.
Und als ultima ratio könnte sie sich auch entscheiden, auch die Kurden in Nordsyrien und mittelfristig die Gründung eines Staates Kurdistan zu unterstützen, zum Preis, dass man Flüchtlinge dort auf- oder behält.
Das würde Erdogans Kurden-Problem weiter vergrößern. Das möchte Erdogan sicher nicht, und darum denke ich nicht, dass Erdogan irgendjemand oder irgendetwas in der Hand hat, außer seiner eigenen Bevölkerung.
Deutschland hat jedenfalls einen Haufen von Alternativen zum „Boss vom Bosporus“. Es ist wahrscheinlich allein Merkels geostrategischer Beharrlichkeit und ihrer Vision von der Europäischen Union zuzurechnen, dass sie die Türkei und ggf. Griechenland noch nicht hat fallen lassen.