Hart aber Fair: Wenn Bücher lügen

Ich habe mir gestern „Hart aber Fair“ angetan. Es war ganz okay, trotz des Themas, denn mit Sophia Thomalla, Birgit Kelle und Wolfgang Kubicki hatte man (endlich mal) Leute eingeladen, die dem bajuwarischen Gender-Erklärbären Anton Hofreiter und der notorisch allen ins Wort fallenden Anne Wizorek Paroli bieten konnten.

Schade nur, dass wieder einmal nicht herausgearbeitet wurde, dass es beim Streit um den „Gleichheitswahn“ um die grundsätzliche Frage geht, ob man neurobiologische Geschlechterunterschiede zwischen Frauen und Männern annimmt, die dann zu unterschiedlichem Verhalten und unterschiedlichen Berufswahlen etc. führen, oder ob man annimmt, dass geschlechtsspezifisches Verhalten vor allem anerzogen ist, und dass man darum Männer und Frauen „umerziehen“ kann, wie es die Gender-Fraktion glaubt.

Ich will aber nur auf einen Aspekt der Sendung eingehen, nämlich den Einspieler mit dem Kinderbuch, in dem in der Autowerkstatt drei Frauen und zwei Männer arbeiten (60% Frauen). In der Realität liegt der Frauenanteil in Autowerkstätten im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Aus genderfeministischer Sicht sollen solche Bücher dazu beitragen, dass „Geschlechterrollen aufgebrochen“ werden, und Mädchen sich eher vorstellen können, Automechanikerin zu werden.

Für mich stellen sich hier aber zwei Fragen; erstens, funktioniert diese unterschwellige Beeinflussung überhaupt wie gewünscht? Gibt es irgendwelche Beweise, dass die Berufswahl von Frauen durch solche primitiven frühkindlichen Beeinflussungsversuche tatsächlich beeinflusst werden kann?

Und zweitens: Kann diese Zurschaustellung einer manipulierten Realität auch negative Effekte haben? Kinder sind ja nicht dumm. Ihnen wird früher oder später auffallen, dass die Wirklichkeit und die dargestellte Wirklichkeit in manchen Büchern nicht zusammenpassen. Was, wenn sie jetzt nicht lernen, dass auch Frauen Automechaniker sein können, sondern, dass Bücher lügen?

2 Gedanken zu „Hart aber Fair: Wenn Bücher lügen

  1. mitm

    „Gibt es irgendwelche Beweise, dass die Berufswahl von Frauen durch solche primitiven frühkindlichen Beeinflussungsversuche tatsächlich beeinflusst werden kann?“

    Beweisen kann man solche langfristigen sozialen Effekte prinzipiell nicht, man kann höchstens statistische Korrelationen zeigen (bei den langen Fristen hier schwierig bis unmöglich). Man kann auch versuchen, plausibel zu argumentieren. Auf den ersten Blick ist es durchaus plausibel, daß Vorbilder namentlich in den Medien eine Rolle spielen können.

    Das Hauptproblem ist aber, daß der sehr langfristige Prozeß der Berufswahl, wo schon mit der Wahl von Leistungskursen im Gymnasium entscheidende Weichen gestellt werden, wissenschaftlich m.W. nicht wirklich erforscht ist. Obwohl das z.B. alle Branchen, die sie Sorgen um Nachwuchs machen, schon immer sehr interessiert hat, weil man an der richtigen Stelle Werbung bzw „Beratung“ plazieren will. Es gibt zu viele zusammenwirkende Einflüsse und Zufälle, die die endgültige Berufswahl beinflussen.

    Eine Konsequenz daraus ist, daß der isolierte positive Einfluß von Role models nur beschränkt ist.
    Man weiß auch, daß Maßnahmen vor der Pubertät nach derselben stark verblassen, kein Wunder, das Gehirn der Heranwachsenden wird ja ordentlich durchgeschüttelt.

    „Kann diese Zurschaustellung einer manipulierten Realität auch negative Effekte haben? Kinder sind ja nicht dumm.“

    Ein negativer Effekt kann natürlich eintreten, aber erstens vor allem bei den Mädchen, die sowieso kein einschlägiges Talent und Interesse haben, und zweitens abhängig vom Grad der Verfremdung und der Erkennbarkeit der Manipulation. Die meisten Berufe sind Jugendlichen kaum bekannt. 60% Frauen in der Autowerkstatt sind offensichtlicher, selbst für Jugendliche durchschaubarer Fake, der einfach nur nervt.

  2. stefanolix

    Entscheidend im freiheitlichen Sinne ist, dass Wahlfreiheit besteht. Frauen sollten keine Hindernisse in den Weg gelegt werden, Automechanikerin zu werden. Der Weg bis zum Berufsabschluss darf für sie nicht leichter und auch nicht schwerer sein, als für Männer.

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