Da haben wir manche ITler – noch dazu einige schlechte – die meinen, man bräuchte nur das richtige Tool für „das Internet“[tm] zu schreiben, um alle 82 Mio. Bundesbürger ganz locker basisdemokratisch in jede Entscheidung miteinzubeziehen zu können. Und die glauben, dass das alle[tm] wollen, und dass das außerdem alle Probleme lösen würde. Weil IT und das Internet der Hammer sind und alle Probleme nur Nägel, die wir dann schon irgendwie eingeschlagen bekommen, wenn wir nur genug Rechenpower und Krypto-Foo benutzen und im Notfall womöglich den berühmten IBM-Feenstaub[tm].
Da haben wir die Geisteswissenschaftler und Publizisten, die glauben, wir brauchen eine „neue Erzählung“ für unsere Partei, und „mehr Meta“. Die glauben, wenn man nur genug redet und erklärt und kommuniziert und – wenn man ganz böse ist – Dinge neu „framed“ oder – wenn man weniger böse ist – eine neue Erzählung bastelt, dann wird die Gesellschaft sich schon überzeugen lassen, dass die Piraten super sind. Dann werden die Leute vergessen primär an Auto, Wohnung, Essen, Gesundheit, Sex, Kinder, Fussball, Klamotten, Karriere und die ganzen Probleme und Wünsche zu denken die die meisten Menschen beschäftigen, dann reihen sich alle ein im langen Marsch in die bessere Gesellschaft, lauschen unserer neuen Erzählung, erfüllt von Meta-Gedanken. Die Mittel der Geisteswissenschaft sind der Hammer, und alle Probleme sind irgendwie Nägel, die sich damit einschlagen lassen müssen.
Und dann gibt es diese GenderwissenschaftlerInnen, die davon reden man müsse mehr Frauen in die Wirtschaft bringen und Frauen verdienten so wenig. Die aber dennoch kein Unternehmen gründen um billige Frauen zu beschäftigen, sondern doch lieber irgendwie Autorin/Publizistin/irgendwas mit Medien/Politikerin werden wollen. Und sich dann trotzdem wundern warum denn nicht zumindest irgendwelche anderen Frauen für sie ihre fixe Idee von einer 50:50-Quote erfüllen. Und die glauben ihr Thema würde alle Probleme lösen, und in der besseren durchgegenderten Gesellschaft würden sich ganz neue Potentiale eröffnen, und die Quote wäre so eine Art Hammer und alle Probleme Nägel die man damit einschlagen oder, wenn das schwierig sein sollte, zumindest bis zur Schwelle der Ignorierbarkeit dekonstruieren könnte.
Und allen gemeinsam ist dass sie irgendwie glauben die Generationen vor uns hätten komplett gefailed und man könnte mal eben alles besser machen.
Aber das ist natürlich Blödsinn. Man kann mit IT keine gesellschaftlichen Probleme lösen und mit Krypto-Foo kein Vertrauen gewinnen, und wenn man nicht wirklich ein Borg-Kollektiv aufspannen will wird es die totale Basisdemokratie nie geben. Ach ja: Sogar das Borg-Kollektiv ist hierarchisch organisiert.
Man kann sich nicht hinstellen und irgendwas von Gender erzählen und Quoten verlangen und davon wie toll erfolgreich doch Unternehmen mit mehr Frauen wären, aber das Risiko nicht eingehen wollen selbst eins zu gründen, sondern im Zweifel lieber im öffentlichen Dienst abhängen.
Und man braucht sich auch nicht einzubilden es wäre so einfach politisch erfolgreich zu sein und man müsste nur mal eben kurz eine neue Erzählung erfinden, mit viel Meta, und schon wäre alles super, denn der politische Gegner wird etwas anderes erzählen; und wie man an der FDP sieht funktioniert manchmal das gegnerische Framing bzw. die gegnerische Stigmatisierung besser als die eigene Erzählung von Freiheit etc..
Also… wenn man mal zurücktritt und die Partei aus ein wenig Entfernung betrachtet, dann sieht man einen Haufen unkoordinierter Einzelkämpfer die mit ihren jeweiligen Hämmerchen Problemchen hinterherlaufen die möglicherweise außer ihnen niemanden interessieren. Alle schön so mit Blickwinkelkonzentratoren auf, ohne über den Tellerrand zu schauen.
Sicher, manche Ideen sind nicht schlecht. Die Erzählung zum Beispiel, die man formen könnte. Oder das Nutzen von IT für bessere und schnellere Information für die, die sich interessieren. Oder die Idee dass es doch schön wäre wenn das Geschlecht wirklich keine Rolle spielen würde, und dass man das doch irgendwie herbeizwingen können müsste.
Aber diese verschiedenen Ideen passen nicht zusammen. Sie ergeben keine gemeinsame Melodie, kein Gesamtbild, keine Erzählung wenn man so will, und definieren kein gemeinsames Ziel. Darum kann auch niemand erkennen wieviele Schritte man in welche Richtung tun müsste um dieses imaginäre Ziel zu erreichen, und darum wollten die Wähler der Piratenpartei bei den Bundestagswahlen auch nicht folgen in das Irgendwo von dem auch bei den Piraten keiner genau weiß wo es liegt.