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Das Paradox der Gleichstellungspolitik

Nehmen wir als Gedankenexperiment einmal an, die Menschen, Männer, Frauen, alle anderen Gruppe, seien tatsächlich gleich.
Gleich klug, gleich ehrgeizig, gleich gewissenhaft oder gewissenlos, gleich fürsorglich und gleich rücksichtslos, etc. pp..

Dann gäbe es im Prinzip keinen Grund für Gleichstellungspolitik, denn wir hätten hier ein Nullsummenspiel. Wir könnten Frauen gegen Männer austauschen oder Schwarze gegen Weiße oder Kleine gegen Große, aber im Endeffekt würde sich überhaupt nichts ändern. Gefördert würde nur die Betonung der eigentlich irrelevanten Unterschiede beim Versuch, künstlich alle Positionen irgendwie nach letzten Endes rassistischen Kriterien gleich zu verteilen. Es wäre also am sogar Ende schädlich, so zu verfahren.

Wenn es aber relevante Unterschiede gäbe… wäre Gleichstellungspolitik wahrscheinlich ebenso schädlich. Denn dann müsste man ja, um die Gleichverteilung nach äußeren Merkmalen hinzubekommen, möglicherweise höherqualifizierte Personen durch geringerqualifizierte ersetzen. Man müsste z.B. die Hälfte aller fürsorglichen Erzieherinnen durch sorglose Erzieher ersetzen, oder die Hälfte aller kampfkräftigen SEK-Beamten durch weniger durchschlagskräftige SEK-Beamtinnen, oder die Hälfte aller schwarzen Basketballspieler zu Eishockeyspielern machen und die Hälfte aller weißen Eishockeyspieler zu Basketballspielern. Und das mit dem Argument, dass die Unterschiede, aufgrund derer man diese Umgruppierungen vornimmt, eigentlich irrelevant seien.

Und jetzt frage ich mich: Ist das vielleicht völliger Unsinn? Ist der Kaiser möglicherweise nackt, und es sagt nur keiner?

Warum gibt es weniger Frauen als Männer in der Politik?

Es scheint so zu sein, dass nicht nur weniger Frauen mit Politik anfangen, sondern Frauen auch eher mit der Politik wieder aufhören, während Männer — je nach Interpretation — entweder „durchziehen“ oder „an ihren Sesseln kleben“:

Kristina Schröder zieht sich aus der Bundespolitik zurück

Sahra Wagenknecht ist die Aussteigerin des Jahres

Hamburger FDP-Chefin Suding zieht sich aus der Politik zurück

Wenn dem so ist, wird es unmöglich sein, in der Politik Parität zu erreichen, auch wenn man Frauen irgendwie dazu bringen könnte, paritätisch politische Arbeit zu leisten — vielleicht mit einer Art Zwangsverpflichtung zu politischem Engagement, so wie Schöffen- oder Wehrdienst? — denn wenn Frauen sich schneller wieder aus der Politik verabschieden, auch bzw. vor allem wenn sie erfolgreich sind, dann werden Männer immer „überrepräsentiert“ sein ((Wobei ich mir die Idee, es müsse eine Gleichverteilung nach biologischem Geschlecht in der Politik geben, nicht zu eigen mache)).

Da es so scheint, dass eine dauerhafte Teilnahme am Politikbetrieb gewisse „toxisch-männliche“ Nehmerqualitäten voraussetzt, während Frauen Politik eher als zeitlich begrenztes Projekt zu sehen scheinen, das nicht der einzige Lebensinhalt sein sollte, wird sich das auch mittel- und langfristig nicht ändern lassen, es sei denn, dem Feminismus gelingt es doch noch, die Geschlechtsunterschiede zu nivellieren, was ich aber für extrem unwahrscheinlich halte.

Entsprechend bliebe als letzte Möglichkeit eine Begrenzung der Amts- oder Wahlperioden für Männer, aber verfassungsrechtlich problematisch werden könnte.

Wie dem auch sei, die Paritäts-Forderungen radikaler Feministinnen werden uns sicher auch in Zukunft weiter gut unterhalten, wenn sie weiter — ironischerweise — an der Unwilligkeit von Frauen scheitern, sich dauerhaft in der Tretmühle Politik zu engagieren.

Da werden die Paritäts-Feministinnen vielleicht mal die Komfort-Zone ihrer öffentlich finanzierten politiknahen „NGO“s verlassen und sich selbst politisch engagieren müssen?

Die SPD und das Parité-Gesetz

Die SPD hat es überzogen:

Das „Mietpreisbremse“-Gesetz.

Das „Gute-Kita-Gesetz“.

Die „Neue, verbesserte Mietpreisbremse“.

Das „Starke-Familien-Gesetz“.

Und jetzt das „Parité-Gesetz“.

(Okay, letzteres hätte man vielleicht besser in einfacher(er) Sprache „Gleichheits-Gesetz“ nennen sollen, aber hier zeigt sich einfach nur, wie weit sich das besserbürgerlich-intellektuelle Milieu der aktiven SPD-Politiker von den Leuten entfernt hat, die die SPD als Zielgruppe zu sehen behauptet.)

Was alle diese Gesetze gemeinsam haben ist, dass hier der Name maximal plakativ gewählt ist, bei größtenteils eher mauem, mut- und wirklungslosen Inhalt.

Beim Parité-Gesetz kommt hinzu dass es fast sicher wegen Verstoßes gegen die Landes- oder Bundesverfassung für ungültig erklärt werden wird.

Denn die Wahlen zur Listenaufstellung in den Parteien genügen jetzt dem Prinzip der Gleichheit der Wahl nicht mehr.
Denn wenn gleich viele Frauen und Männer gewählt werden müssen, wo bei einer Abstimmung ohne Berücksichtigung des Geschlechtes des Kandidaten das Ergebnis anders ausgefallen wäre, wird der „Erfolgswert“ einer Stimme verzerrt.

Ein Beispiel:
Angenommen, Es kandidieren 6 Frauen und 6 Männer für 6 Plätze auf der Wahlliste. Die Abstimmung ergibt jeweils 10, 9, 8, 7, 6 Stimmen für die Frauen und 5, 4, 3, 2, 1 Stimmen für die Männer.
Wegen der Vorgabe, dass jeweils drei Frauen und Männer gewählt werden müssen, gehen die Listenplätze an die Frauen mit 10, 9, 8 Stimmen und die Männer mit 5, 4, 3 Stimmen. Die Stimmen derjenigen, die für die drei Männer gestimmt haben, zählen also mehr als die Stimmen derjenigen, die für die zwei unterlegenen Frauen gestimmt haben. Die 13 Stimmen für die unterlegenen Frauen werden wirkungslos, die 12 Stimmen für die siegreichen Männer zählen.

Hier ist das Erfolgswertprinzip ad absurdum geführt. Darum muss das Parité-Gesetz vor den Verfassungsgerichten scheitern.
Natürlich könnte man jetzt auf die geniale Idee kommen, Frauen und Männer getrennt zu wählen, um den Unterschied bei den Erfolgswerten zu kaschieren. Aber auch dann könnte es dazu kommen, dass ein Kandidat eines Geschlechts mit weniger Stimmen als ein Kandidat eines anderen Geschlechts einen Listenplatz bekommen würde. Auch hier wäre also das Erfolgswertprinzip verletzt.

Das wissen wahrscheinlich auch die Sozialdemokraten, aber es interessiert sie nicht.
Und das ist das Schlimme: Sie verabschieden das Gesetz, das scheitern muss, trotzdem; allein wegen der Symbolwirkung, weil man sich als feministische Partei inszenieren will.
Seht her, wir sind die Guten, wir sind für die Gerechtigkeit[tm], wir sind progressiv, das ist die Botschaft.

Es geht nur noch ums „Virtue-Signaling“, nicht mehr um den Inhalt.
Die ehemalige Arbeiterpartei SPD ist die „Symbolpolitik-Partei Deutschlands“ geworden.

Doch wer Gesetze für das Feuilleton (d.h. die Medien und die öffentliche Meinung) schreibt, und nicht, um für die Menschen konkret erfahrbare praktische Verbesserungen zu erreichen, der ist politisch definitiv bankrott.
Zumal die Menschen nicht so dumm und einfach zu beeindrucken sind, wie die SPD vielleicht denkt.
Sie werden bald merken, dass von der SPD nur Placebos in Form von Worthülsen kommen.

Mit diesem Kurs wird die SPD untergehen. Und zwar zu recht.