Schlagwort-Archive: Maischberger

Man darf in Deutschland alles sagen. Nur nicht auf jede Weise.

Die Sendung „Maischberger – die Woche“ mit dem Gespräch zwischen Bernd Lucke und Georg „Haltung-ist-wichtiger-als-Fakten“ Restle war für mich sehr aufschlussreich.

Denn sowohl Bernd Lucke als auch Georg Restle hatten irgendwie gleichzeitig (etwas) recht: Natürlich kann man in Deutschland seine Meinung frei äußern. Aber je nachdem, in welche Worte man sie verpackt, wird man bei Rechten oder Linken anecken. Und je nachdem, ob man „rechtes“ oder „linkes“ gesagt hat, wird die eine Seite von „Hate Speech“ und „Hetze“ reden und „zurückschlagen“, weil „das Volk/die Zivilgesellschaft“ das Recht habe, seinen/ihren legitimen Unmut kund zu tun, und die andere Seite auf „Meinungsfreiheit“ pochen und von einem „Klima der Angst“ reden, dass von ihren Gegnern mit verbaler und/oder körperperlicher Gewalt kreiert werde, und in Bezug darauf ebenfalls von „Hass“ und „Hetze“ reden.

Wenn man zum Beispiel sagte: „Es besteht die Gefahr, dass Migranten in Deutschland einen neuen sozialen Bodensatz bilden“, bedeutet das im Kern das gleiche wie wenn man sagte „Ohne entschiedene Integrationsmaßnahmen könnten Migrierende in ein Prekariat neuen Typs abrutschen“, aber für Linke hört sich „Bodensatz“ irgendwie rechter an als „Prekariat“, und für Rechte ist schon „Migrierende“ ein linksgrünversifftes Neusprech-Bullshitwort. Außerdem geht beim ersten Satz die Gefahr scheinbar von den Migranten selbst aus, wohingegen beim zweiten Satz impliziert wird „die Gesellschaft“ wäre schuld, wenn die Migrierenden in ein Prekariat abrutschen würden. Beide Sätze sagen aber aus, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Migranten/Migrierenden erstmal keine Chance haben in unserer Gesellschaft auf einen grünen Zweig zu kommen und wahrscheinlich in der Gesellschaft ganz unten einsortiert werden werden, was ein Problem darstellt.

Es wird aber leider in Deutschland heute oft weniger über Inhalte diskutiert, als über die Verpackung gestritten. Warum sollte man sich mit den Inhalten auseinandersetzen, wenn man schon vorher den Diskussionsgegner wegen seiner „falschen“ Sprache eindeutig als sozialromantischen utopistischen linken Weltverbesserungs-Fanatiker oder menschenverachtenden neoliberalen rechten Betonkopf stigmatisieren und diskreditieren kann?

Ironischerweise ist übrigens die Sprache der „Linken“ meist weit unverständlicher und komplizierter als die Sprache der „Rechten“, obwohl gerade „Linke“ häufig fordern, Sprache müsse verständlich sein und man müsse „alle mitnehmen“. So gesehen muss man leider konstatieren, dass die Sprache der Rechten „demokratischer“ ist, denn um an einem linken Diskurs teilzunehmen ohne schon an sprachlichen Hürden zu scheitern setzt eine sehr intensive Beschäftigung und tagesaktuelles Wissen um die gerade opportunen sprachlichen Codes voraus.

Allerdings wird Sprache meiner Meinung nach generell in ihrer Bedeutung überschätzt. Schöne sprachliche Bilder können die Realität nicht überdecken. Das ist in allen Diktaturen so, und wird immer so sein. Darum ist der Kampf um die Herrschaft über die Sprache wahrscheinlich vollkommen vergeblich. Denn wenn es wirtschaftlich bergab gehen sollte, werden leere Portmonees und mangelnde Perspektiven immer über sprachliche Eleganz und feinsinnige Gesellschaftstheorien triumphieren.

Entsprechend sollten die Parteien und Politiker sich nicht in Debatten um korrekte Sprachanwendung verlieren, sondern die konkreten Probleme der Menschen benennen (egal ob in Links-Sprech oder Rechts-Sprech), und lösen.

Maischberger am 14.11.2018 oder: Die Mär von der gleichwertigen Arbeit und den überlegenen diversen Teams

Ich möchte ein paar Anmerkungen zur Sendung vom 14.11.2018 machen.

Wegen der lächerlich kurzen Sendezeit (dabei hätte der ÖR soviel davon), wurden wichtige Frage nicht gefragt.

Frau Williams zum Beispiel beschäftigt zu 80% Frauen. Diese werden angeblich alle fair bezahlt, bekommen also „gleiches Geld für gleichwertige Arbeit“.
Da hätte man nachfragen müssen, ob es dort tatsächlich irgendein System gibt, dass die MitarbeiterInnen in Gruppen einteilt, die dann jeweils gleiches Gehalt bekommen.
Und dann wäre zu klären gewesen, ob tatsächlich jede Mitarbeiterin, die das gleiche Gehalt wie eine andere Mitarbeiterin bekommt, im Durchschnitt die genau gleiche Leistung erbringt.
Denn das ist doch die tatsächliche Schwierigkeit bei der „fairen Bezahlung“, dass die Arbeitsleistungen schwanken und man tatsächlich keine wirklich objektiven Kriterien für „faire Bezahlung“ entwickeln kann.
Darauf wollte auch Herr Sprenger heraus, konnte aber dazu leider nichts sagen, weil Frau Schulze ständig Gelegenheit gegeben wurde, ihre gender-feministische Propaganda dazwischen zu plärren.

Ich weiß, das ist eine harte Wertung, aber ich kann begründen, warum ich ihre Beiträge für Propaganda halte. Nehmen wir die von ihr geäußerte Behauptung, Studien hätten ergeben, „diverse Teams“ brächten bessere Ergebnisse als „nicht-diverse“ Teams.

In den Vergangenen Jahren hatten wir uns gesellschaftlich meiner Kenntnis nach eigentlich geeinigt, dass Männer und Frauen im Durchschnitt gleich befähigt sind. Dass es viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt.
Und wir hatten uns meiner Kenntnis nach geeinigt, dass es sowas wie „Rassen“ nicht gibt, und dass Europäer, Asiaten, Schwarze, also alle Menschen gleich befähigt sind.

Und wenn wir voraussetzen, dass Männer und Frauen und alle Menschen gleich befähigt sind, dann kann es schlicht nicht sein, dass „diverse Teams“ besser sind als „nicht-diverse“ Teams, und dies an der Diversität liegt.
Also entweder hat es einen anderen Grund, dass diverse Teams in Studien besser abschneiden als nicht-diverse Teams, der nicht in der Mischung von Geschlechtern und Hautfarben oder Ethnien liegt — nämlich vielleicht die unterschiedlichen Erfahrungshintergründe — oder aber, die Annahme, dass Frauen und Männer und alle Menschen gleich sind, muss falsch sein.

Und ich tendiere zur Annahme, dass Menschen tatsächlich weitgehend gleich befähigt sind, und dass diverse Teams nur deshalb in Studien besser abschneiden, weil die Studien beim Studien-Design entscheidende Fehler machen und daher gar nicht den Effekt der „Diversität“ messen, sondern etwas anderes.

Oft dauern diese Studien nur einen Tag oder ein paar Wochen. Und oft wird hier das „diverse Team“ wild zusammengewürfelt, während für das „nicht-diverse“ Team z.B. eine schon bestehende Gruppe genommen wird, z.B. alle weißen Männer aus dem Handball-Team der Universität.
Dass hier das „diverse Team“ besser abschneidet, kann dann darauf zurückgeführt werden, dass es nicht vom psychologischen Effekt des „Group Think“ betroffen ist, der Teams, die längere Zeit zusammen arbeiten, trifft, und deren Leistung mindert, weil nicht mehr so viel diskutiert wird und weniger neue Ideen eingebracht werden. Das heißt, neue Teams sind dann besser als alte Teams, solange sich die Mitglieder noch nicht aufeinander eingestellt haben, es noch neue Ideen und Widerspruch gibt.
Das heißt auch: Nach einigen Monaten würde das „diverse Team“ sich eingeschwungen und eine eigene Team-Kultur entwickelt haben. Dann würde der „Diversitäts-Bonus“ verloren gehen. Andererseits heißt es auch: Ein Team nur aus alten weißen Männern, die aus verschiedenen Ländern kommen und sich vorher
nie gesehen haben, würde besser abschneiden als ein optisch und geschlechter-technisch „diverses“ Team, das schon seit 2 Jahren zusammenarbeitet.

Es kann meiner Meinung nach auch gar nicht anders sein.

Dass Teams allein wegen der Zusammensetzung aus unterschiedlichen Geschlechtern und Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben besser sein sollten als z.B. Teams nur aus schwarzen Frauen, wäre biologistisch, sexistisch und rassistisch, denn es würde bedeuten, dass schwarze Frauen entweder nicht so leistungsfähig sind wie. z.B. asiatische Frauen oder schwarze Männer, oder dass schwarze Frauen sich allein nicht effizient organisieren könnten.

Diverse Team sind also wahrscheinlich dann besser, wenn wir von einer „Diversität des Denkens“ reden. Das tun aber Menschen wie die Grüne Katharina Schulze nicht. Sie reden von einer Diversität von äußeren Merkmalen wie Hautfarbe, Herkunft oder Geschlecht und behaupten, diese habe auf magisch-esoterische Weise — denn es sind alle Menschen gleich befähigt — positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.
Und es ist diese äußerliche Diversität, die Frau Schulze mit Quoten erzwingen will, die mit der notwendigen Diversität des Denkens nichts zu tun hat und die natürlich nicht zu besseren wirtschaftlichen Ergebnissen führen wird.

Öffentlich-rechtlicher Talk: Bunt, laut, regierungsnah?

Ich habe in den letzten Tagen „Anne Will“ und „Hart aber fair“ und „Maischberger“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesehen.

Zu Anne Will: Eine politische Diskussionssendung ist keine Reportage, und man erwartet dort auch keinen Enthüllungsjournalismus, sondern eine politische Diskussion.
Bei Anne Will hatte man aber einen dummen Facebook-Post der AfD-Politikerin von Storch ausgegraben, der in der Mitte der Sendung präsentiert wurde, offensichtlich, um von Storch verwirrt und paranoid aussehen zu lassen. Das wäre auch absolut okay gewesen, hätte man auch die Social-Media-Vergangenheit der anderen Debattenteilnehmer entsprechend kritisch betrachtet, oder z.B. den CDU-Mann auch mal mit den unterirdischen Tweets seiner Parteikollegin Erika Steinbach konfrontiert. Hat man aber nicht, und so blieb ein schaaler Beigeschmack der Parteilichkeit der ARD im Raum.

Bei „Hart aber fair“ hatte man sicherheitshalber gleich nur Vertreter der großen Koalition plus Christian Lindner von der FDP und Spiegel-Frau Melanie Amann als mehr oder weniger diversifizierende Elemente eingeladen. So waren Probleme mit Rändern des Parteienspektrums gleich ausgeschlossen.
Statt dumme Social-Media-Posts herauszusuchen, gab es hier als Provokation zur Mitte der Sendung ein Bild von Flüchtlingen an einem Grenzzaun in Ungarn, und Moderator Plasberg versuchte die Runde mit diesem Bild emotional zu erpressen. Man solle doch bitte zugeben, dass eine effektive Grenzsicherung inhuman sei, weil man dann ja mit Gewalt und Zäunen Menschen hindern müsste, nach Europa zu kommen.
Natürlich muss auch Plasberg klar gewesen sein, dass man Grenzen immer mit Absperrungen und nötigenfalls Gewalt sichern muss, so wie Menschen ihre Haustür absperren und natürlich auch das Recht haben, ein Eindringen Unbefugter mit Gewalt zu verhindern. Und natürlich muss man die EU-Außengrenzen nicht nur wegen Flüchtlingen, sondern auch wegen des sonst möglichen Schmuggels von Waffen, Drogen, Tieren und verbotenen Produkten sichern. Man stelle sich nur vor, Kinderspielzeug mit PCB oder BPA käme unkontrolliert ins Land…
Zum Glück konnte zumindest Christian Lindner diese alberne Provokation von Plasberg kontern.

Bilder lügen nicht, heißt es, aber Bilder sagen auch nicht die ganze Wahrheit. Das Bild mit Flüchtlingen am Zaun sagt zum Beispiel nicht, dass das wahrscheinlich Menschen sind, die viel Geld zahlen konnten um Schlepper zu zahlen. Das Bild sagt nicht, dass diese Menschen auch in einem Flüchtlingslager in der Türkei hätten bleiben können, oder nach Jordanien hätten gehen können. Das Bild zeigt nicht, ob es dort wirklich Gedränge gab, oder ob es ein Bildreporter gestellt hat. Und auf diesem Bild sind vor allem auch nicht die mehr als eine Milliarde Menschen, denen es auf der Welt noch viel schlechter geht. Wieviele Menschen in Zentralafrika könnte man mit dem Geld vor Tod und Krankheit retten, dass die Unterbringung eines Flüchtlings in Deutschland kostet? Zehn, oder hundert? Und warum tut man das dann nicht?
Es führt nur in moralische Dilemmata, emotional-manipulative Bilder in einer politischen Debatte für seine Zwecke einzusetzen, und daher ist es unredlich, dass die Redaktion dieses Bild vorbereitet hat, um auf diese billige Weise für Aufregung in der Sendung zu sorgen.
Unredlich ist auch der Versuch, Politiker in die Unmenschen-die-Mauern-Bauen-Ecke zu stellen, die Angela Merkels Politik der offenen Grenzen nicht für richtig halten. Um weiter zu provozieren fragte Plasberg auch, ob man vielleicht Hunde an der Grenze einsetzen sollte, als ob die EU einen Todesstreifen wie die DDR plane.

Diese alberne Polemik, von wegen „Schießbefehl an der EU-Außengrenze“, habe ich jetzt allerdings schon zu oft gehört, darum möchte ich hier Folgendes klarstellen: Die DDR hatte den Todesstreifen, weil sie unbedingt auf den letzten Metern verhindern wollte, dass jemand ihr Land verlässt und sich damit dem Zugriff ihrer Grenztruppen entzieht. Wer hingegen die Grenze der EU in Richtung EU überschreitet, begibt sich damit erst in den Einflussbereich der EU. Es besteht also kein Grund für hektische gewalttätige und sofort wirksame Maßnahmen.
Der „EU-Grenzverletzer“ flieht ja nicht vor der EU, sondern versucht vielmehr, auf dem Gebiet der EU zu bleiben.
Die EU-Grenztruppen haben also alle Zeit der Welt, können den Grenzverletzter ganz in Ruhe kommen lassen, verfolgen, verhaften, und ausweisen. Darum sind sämtliche Versuche, krude Vergleiche zwischen dem Grenzregime einer Diktatur und der Grenzsicherung der EU zu ziehen, um die EU-Grenzsicherung in ein schlechtes Licht zu rücken, sehr daneben.

Bei „Maischberger“ war wieder ähnlich wie „Anne Will“. Das Bemühen, Frauke Petry und den Mann von der SVP durch recherchierte Inhalte (bloß) zu stellen war sicher gut gemeint, wirkte aber bemüht und wird wieder als Beleg dafür herangezogen werden, dass die öffentlich-rechtlichen Medien agieren, als seien sie Schild und Schwert der Regierung, quasi wie in anderen, lupenrein demokratischen Staaten.

Das ist schade, und ich wünsche mir, dass es in Zukunft vielleicht auch mal zur Prime-Time Diskussions-Sendungen geben würde wie den „Presseclub“ von Phoenix, wo Menschen diskutieren, die nicht aktiv in die Politik verstrickt sind und daher freier reden können, und wo keine Redaktion nach der Hälfte irgendwelche Dinge einspielen lässt, um jegliche möglicherweise entstandene Sachdiskussion durch irgendwelche provokanten Inhalte wieder zu zerstören.

Und warum nicht einmal eine Talk-Sendung machen, wo so lange geredet wird, bis niemandem mehr etwas einfällt, quasi wie „Wetten, dass“ oder „Schlag den Raab“? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk schwimmt im Geld, aber statt innovative, informative Sendungen zu machen, versucht er schlechtes Privatfernsehen zu imitieren oder die TV-Version des „Focus“ zu sein. Bunt, laut, kurz und sinnlos.

„Der heiße Stuhl“ bei RTL-Plus vor 20 Jahren war besser, informativer und interessanter als der auf Quote getrimmte Müll, den ARD und ZDF heute als moderne Talk-Sendung bezeichnen. „Das Duell“ auf n-tv und der Presseclub auf Phoenix sind meiner Meinung nach die einzigen Sendungen, die man sich ohne geistige Schäden in der Sparte Politik-Fernsehen ansehen kann.
Wirklich schade, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk den Presseclub wohl für zu intellektuell hält, um ihn dem Pöbel zuzumuten.

Und es ist alles zusammen sehr traurig. Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk wirklich Vertrauen und Boden zurückgewinnen und weiterhin behaupten will, als Grundversorgung mit neutraler Berichterstattung unverzichtbar zu sein, dann sollte er die bestehenden Talk-Formate schnellstens kippen und neue einführen, die weniger auf Krawall gebürstet sind und tatsächlich eine sachliche Auseinandersetzung mit politischen Positionen ermöglichen.