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False Balance, der ÖRR, und russische Propaganda

Leider zeigt sich meiner Meinung nach in der Corona-Krise, dass die „Meinungspluralität“ in der Öffentlichkeit nur unzureichend funktioniert.

Man kann Impfgegner und Verschwörungstheoretiker dumm und verblendet finden, aber die Lösung des gesamtgesellschaftlichen Problems, dass eine Minderheit sich nicht von der Mehrheit überzeugen lassen will und lautstark opponiert, wird man sicher nicht dadurch lösen können, dass man versucht Demonstrationen von Impfgegnern nicht zuzulassen, oder dass man versucht, durch „richtige“ Berichterstattung alle auf Linie zu bringen.

Denn wo in den inländischen Medien die Meinungsvielfalt fehlt, ist es umso einfacher für Verschwörungstheoretiker, Geschäftemacher und unfreundlich gesinnte Propagandisten, Abnehmer für ihre „alternativen Wahrheiten“ zu finden.

„Werteorientierte Journalisten“ haben die Ideen in den Raum gestellt, die Darstellung (vermeintlich!) „richtiger“ und „falscher“ Ansichten zu gleichen Teilen führe zu einer „false Balance“, so dass die (dummen) Zuschauer nicht verstehen könnten, was jetzt wahrscheinlicher die Wahrheit sei.

Ich glaube das aber nicht. Wenn man verschiedenen Parteien in einer Debatte die gleiche Zeit zugestünde, sollten sich doch theoretisch diejenigen mit den besseren Argumenten und den glaubwürdigeren Quellen früher oder später durchsetzen.

Und wenn nicht sogenannte „Talk Shows“ stets viel zu kurz wären, um irgendetwas sinnvoll zu diskutieren, und parlamentarische Debatten meist nur (noch) ein Vorlesen vorbereiteter Reden, und wenn sich dann auch noch Leute die Zeit nehmen würden, solche längeren Debatten mehrere Stunden lang anzusehen, dann müsste meiner Meinung nach auch mehr Leuten einfacher möglich sein zu verstehen, was wahrscheinlich richtig ist und was wahrscheinlich falsch.

Meiner Meinung nach ist das Problem in unseren Medien nicht irgendeine „false balance“, sondern vor allem die ständige Verkürzung aller Themen auf kurze Soundbites, verkürzte Politiker-Statements, Parolen, aus dem Zusammenhang gerissene und falsch zitierte Sprüche, und durchverblödete Infotainment-Kurzartikel mit Clickbait-Überschrift.

Denn natürlich kann niemand richtige und falsche Halbwahrheiten ohne weiteres voneinander unterscheiden.

Wenn alles, was veröffentlicht wird, schon von Journalisten „eingeordnet“ wurde, die meinen, sie hätten einen höheren Auftrag, dem Massenmedienkonsumenten „die Wahrheit“ in leicht verdaulicher Form vorzusetzen, dann fällt das natürlich dem Konsumenten auch auf, und er hat keine Grundlage, Dinge selbst einzuordnen. Natürlich fangen dann Leute an, selbst zu recherchieren, und mit etwas Pech landen sie dann auf den Webseiten von VTlern, Geschäftemachern, oder staatlichen Propagandisten, oder Lobbyisten.

Tatsächlich ist ein Teil des Kommunikationsproblems in der Corona-Pandemie meiner Meinung nach auch, dass man am Anfang zu selbstsicher zu wenig gesicherte Erkenntnisse als Wahrheit verkauft und in allen Medien propagiert hat. Masken nützen nichts, Masken nützen doch etwas, FFP2-Masken sind unnötig, nur FFP2-Masken nützen etwas, nach einer Dosis J&J oder 2 Dosen Biontech ist man „vollständig geimpft“… die Liste der Dinge, die kommuniziert wurden, als wären sie in Stein gemeißelt, und die dann mehr oder weniger offen zurückgenommen werden mussten, oder die vielleicht aus taktischen Gründen gelogen waren (wie z.B. zu Zeiten der FFP2-Unterversorgung, dass FFP2-Maksen nicht notwendig seien) ist lang und gefundenes Fressen für alle, die die Corona-Schutzmaßnahmen als reines Stochern im Nebel und möglicherweise vollkommen sinnlos darstellen wollen.

Daher muss in einer möglicherweise kommenden nächsten Pandemie besser kommuniziert werden. Aktuelle Ansichten müssen stets als „zum aktuellen Zeitpunkt für zutreffend gehalten“ kommuniziert werden, und Zweifel müssen viel eher und länger und detaillierter diskutiert werden, auch und gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dessen Aufgabe es ja gerade wäre eine Meinungspluralität zu garantieren, der aber in der Corona-Krise eher als Sprachrohr der Regierung wahrgenommen wurde.

Wer die Menschen „abholen“ will, der muss sich auch die Zeit nehmen, die es dafür braucht.

Meiner Meinung nach wäre dazu notwendig, dass Dinge wirklich mal stundenlang ausdiskutiert werden. Auch „falsche Meinungen“ müssen in epischer Breite analysiert und diskutiert werden, weil man nur so richtig zeigen kann, was daran ggf. faul oder zumindest wenig wahrschienlich ist, und alle müssen sich das in voller Länge anschauen können, die es wollen. Nur so bestünde meiner Meinung nach die Möglichkeit, „die Gesellschaft“ wieder zu einen. Überzeugen statt Überreden oder Überrumpeln muss das Motto sein, und auch wenn am Ende jemand weiterhin unsicher ist, was er glauben soll, ist das noch weit besser, als wenn er anfängt, wirren Verschwörungsideologien Glauben zu schenken.

In den USA sind 140 Mio. Menschen voll gegen Corona geimpft. Bei uns 20 Millionen.

Das muss diese erfolgreiche Beschaffungspolitik von EU-Kommission und Bundesregierung sein.
Fast könnte man meinen, dass von der Leyen, Merkel und Spahn beweisen wollten, dass nicht nur heterosexuelle Männer Dinge in den Sand setzen können.
Unfähigkeits-Parität ist jedenfalls meiner Meinung nach bereits mehr als erreicht. Wo von der Leyen bei der Beschaffung von Impfstoffen dilettiert und damit die Impfungen verzögert, gegen das Bundesverfassungsgericht ins Feld zieht etc., reißt es in Sachen Unfähigkeit auch Andi Scheuer mit seinen lächerlichen paar hundert Millionen Steuerverschwendung nicht mehr raus.

Ich bin jedenfalls schwer enttäuscht von der Unfähigkeit von EU, Bundes- und Landesregierungen, einen schnellen Impffortschritt zu organisieren. Man hätte ja gedacht, das deutsche Gesundheitssystem würde im Vergleich zum oft verspotteten US-amerikanischen Gesundheitssystem nicht ganz so schlecht abschneiden, aber jetzt sind wir klar deklassiert.

Ich hasse Doctorbox™ oder: Schnelltest-Chaos in Merkel-Deutschland

Um zur digitalen Elite la(tm) des Landes zu gehören, habe ich mich darauf eingelassen, mir Corona-Schnelltest-Ergbenisse digital zustellen zu lassen.

Leider konnte mein Testzentrum das Ergebnis nicht so ausstellen, dass man es in der Corona-Warn-App einfügen kann, also habe ich mir die Doctorbox-App installiert.

Um die Ergebnisse zu bekommen, musste ich mich dann bei Doktorbox mit einem Passwort, einer PIN und einer Super-PIN für meine digitale Gesundheitsakte registrieren, was ein Riesen-Aufwand ist, nur um ein PDF für einen Corona-Test zu bekommen.

Als das dann erledigt war (auch für die Kinder, wobei natürlich auch für diese eine Email-Adresse angegeben werden muss, auch wenn sie gar keine haben bzw. vorher keine hatten…) durfte ich erfahren, dass es 48h dauern kann, bis Dokumente eingefügt sind – wenn der Aussteller (das Corona-Testzentrum) sie denn bereitstellt. Wobei ein Schnelltest-Ergebnis nach 24h bereits eigentlich nichts mehr wert ist.

Leider hat das Testzentrum allem Anschein nach nach Dienstschluss (kurz bevor ich die Registrierung der Doctor-Box-App und das Scannen des Test-Barcodes für mich und Kinder abschließen konnte) die Arbeit komplett eingestellt und die Testergebnisse erstmal liegen lassen, und auf das Testergebnis, das ich für meine Anreise in den Urlaub gebraucht hätte, warte ich auch mehr als 48h später immer noch.

Und die Moral von der Geschichte: Das digitale Versagen im deutschen Gesundheitssystem dauert an. Testzentren unterstützen nicht einmal alle die am weitesten verbreitete App. Testergebnisse werden nicht automatisiert, über irgendwelche APIs, und z.B. geschützt durch Einmal-Schlüssel o.ä. zur Verfügung gestellt, sondern müssen z.B. von der Doctorbox-App über Email angefordert werden, wahrscheinlich ohne durchgehende Verschlüsselung bzw. Authentifizierung.

Hätten wir endlich eine öffentliche Zertifikats-Infrastruktur, hätte endlich jeder Bürger sichere eMail, z.B. S/MIME, was mit dem elektronischen Personalausweis eigentlich kein Problem wäre, dann könnten die Testzentren die Ergebnisse einfach verschlüsselt per Mail schicken, ohne bescheuerte Apps oder Spezialtechnik, und uns bliebe diese ganze Scheiße mit App-Wildwuchs, Eiertanz um Datenschutz etc. erspart.

Aber ich denke, im Jahr 16 der bleiernen Zeit der Merkel-Administration, die sämtliche Chancen für digitale Innovation hat verstreichen lassen, musste man mit sowas rechnen.
Was lernen wir daraus: Lassen Sie Sich Schnelltestergebnisse immer schriftlich auf Papier geben. Und installieren Sie auf keinen Fall DoctorBox. Ist besser so.

Kinderkrankengeld – nur für gesetzlich versicherte Durchschnittsverdiener

In seiner unendlichen Weisheit (Sarkasmus!) hat der Gesetzgeber das Kinderkrankengeld auf maximal 112,88€ gedeckelt. Um keine großen Einbußen zu erleiden darf man also nicht mehr als 10/9 davon, also 125,42€ netto am Tag verdienen, das sind bei 20 Arbeitstagen im Monat ca. 2.500€ Netto im Monat, das enstpricht einem Brutto knapp 4.050€.
Das heißt, wer mehr Brutto als 4.000€ verdient, dem entstehen durch jeden Tag Inanspruchnahme von Kinderkrankengeld Einkommensverluste. Das klingt jetzt erstmal nach Luxusproblem, aber wenn jemand tatsächlich mal einen halben Monat lang Kinderkrankengeld in Anpruch nehmen muss, kann das schon finanzielle Lücken schlagen.

Wer privat krankenversichert ist, hat im übrigen sowieso keinen Anspruch auf Kinderkrankengeld. Das wirkt schon ein wenig zynisch; oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze und bei Privatversicherten ist anscheinend der Infektionsschutz nicht mehr so wichtig: Sollen „die Reichen“ doch wortwörtlich sterben gehen, während die Pandemie wütet, oder auf Einkommen verzichten? Da kleine Beamte als Privatversicherte meiner Kenntnis nach ebenso betroffen sind, fragt man sich schon, inwiefern diese Regelung mit dem Fürsorgeprinzip des Staates für die Beamten in Einklang zu bringen ist, und ob die Regelung zu den Lohnersatzleistungen tatsächlich durchdacht und fair ist.

Steigt die häusliche Gewalt alleinerziehender Frauen gegen ihre Kinder?

Weitgehend ohne irgendwelche Belege erschienen in den letzten Wochen und Monaten zahlreiche Artikel, Feministinnen befürchteten einen Anstieg der häuslichen Gewalt — natürlich nur gegen Frauen!
Die 20 bis 50% männlicher Opfer hatte man natürlich vergessen. Dennoch starteten die anscheinend besonders fortschrittlichen Länder NRW und Bayern eine Hilfe-Hotline für männliche Opfer von Gewalt.

Ein Anstieg der häuslichen Gewalt wurde glücklicherweise auch nirgendwo wirklich beobachtet. Weder in NRW, noch in Sachsen oder sonstwo.
Dennoch wird weiterhin in zahlreichen Artikeln gemutmaßt, es müsse aber doch eigentlich einen Anstieg geben, ja, man hat das Gefühl, Feministinnen sind regelrecht enttäuscht, dass es keinen Anstieg gab. Man erwartet jetzt darum nach den ersten Lockerungen (endlich!) einen Ansturm auf die Frauenhäuser. Anscheinend ist für feministische Autorinnen die Vorstellung nachgerade unerträglich, dass Corona keinen Einfluss auf häusliche Gewalt hat. Oder diese vielleicht sogar zurückgehen könnte, weil z.B. Eifersucht keinen Sinn ergibt, wenn alle den ganzen Tag zuhause sind.

Aber da es ja anscheinend en vogue ist, über einen Anstieg der Gewalt zu spekulieren, möchte ich mich auch gerne einmal beteiligen:

Da Alleinerziehende häufig ziemlich allein sind mit ihren Kindern, frage ich mich, ob man überhaupt schon untersucht hat, ob diese in der Krise häufiger zu häuslicher Gewalt gegen ihre Kinder neigen. Der ganze Stress, die schwierige Situation, die angeblich ach-so-große „mental load“, weil ja die Krise vor allem Frauen trifft, die die ganze Care-Arbeit leisten (…); da wäre es doch verwunderlich, wenn hier nicht hin und wieder eine überforderte Alleinerziehende zulangen würde.

Von Maßnahmen zur Unterstützung der Kinder überforderter Alleinerziehender habe ich aber noch gar nichts gelesen. Oder Tasks-Forces der Jugendämter, die vor Ort nach dem Rechten sehen.
Liegt das vielleicht daran, dass negative Berichte über diese von feministischen AktivistInnen bevorzugte Familienform politisch nicht erwünscht sind?
Oder steigt auch hier die Gewalt einfach nicht an?


Update vom 3.6.2020: Bei einer Studie der TU München wurden nur Frauen nach Gewalterfahrungen während der Corona-Krise gefragt. Allerdings konnte man aus den Ergebnissen wegen mangelnder Vergleichbarkeit mit vorherigen Studien keinen Anstieg der Gewalt ableiten.
Die Theorie zu überprüfen, dass auch Frauen vermehrt gegenüber Kindern gewalttätig werden, wurde durch die alleinige Befragung von Frauen vermieden.
Ein Schelm, wer hinter diesem Studiendesign eine Absicht vermutet, „falsche“ Ergebnisse zu verhindern.


Es gibt ein interessantes Video zu dem Thema:

Corona Gender Death Gap

In der Corona-Krise zeigt sich, dass Männer häufiger sterben als Frauen. Auch in Ländern, wo Menschen angeblich besonders gesund leben (Italien) oder Männer und Frauen gleich häufig rauchen (Dänemark).

Dennoch fällt keiner Feministin ein, mal den „Corona Gender Death Gap“ zu disktuieren, und darüber nachzudenken, ob man nicht etwas tun sollte, um Männer besonders zu schützen.
Es wird ja immer behauptet, beim Feminismus gehe es um Gleichberechtigung. Es gehe darum, auch Männer – notfalls vor sich selbst – zu schützen.

Aber nun, da es Indizien gibt, dass Männer aus biologischen Gründen, in Bezug auf ihr Immunsystem benachteiligt sein könnten in der Corona-Pandemie, zum Beispiel, weil sie nur ein X-Chromosom haben und andere Hormon-Spiegel (oder mehr ACE-Rezeptoren, die Corona braucht, um in Zellen einzudringen), ist es merkwürdig still, was Maßnahmen angeht, Männer zu schützen.

Statt dessen hört man — wie eigentlich immer — nur davon, dass Frauen besonders betroffen seien. Alleinerziehende Mütter (die sich das meist selbst ausgesucht haben), Pflegekräfte, Kassiererinnen (die den Job selbst gewählt haben; hätten ja auch Elektrikerin werden können, wurde ja Werbung dafür gemacht beim Girl’s Day…), alle sind angeblich ganz besonders betroffen. Auch vor einem Anstieg der häuslichen Gewalt gegen Frauen wurde gewarnt (der bisher ausgeblieben ist), vor einem Anstieg der Gewalt alleinerziehender Mütter gegen ihre Kinder (der irgendwie naheliegend wäre) wurde nicht gewarnt. Warum Männer, die in Kurzarbeit geschickt wuden, nicht irgendwie auch besonders betroffen sein sollen, bzw. warum nicht einfach alle Menschen unabhängig vom Geschlecht betroffen sein können, bzw. warum immer nur herausgestellt wird, dass Frauen besonders betroffen seien, erschließt sich mir nicht.

Und für die tatsächlich häufiger schwer erkrankenden bzw. sterbenden Männer wird nichts getan, jetzt, da mal die Gelengeheit wäre zu beweisen, dass es beim Feminismus nicht nur darum geht, immer mehr Privilegien für Frauen herauszuschlagen. Man könnte ja hier auch mal Einkaufszeiten nur für Männer einrichten, oder Schutzmasken und Material bevorzugt an Männer abgeben, oder andere Maßnahmen ergreifen, um die Nachteile der Männer zu kompensieren. Aber darüber wird nicht einmal nachgedacht. Männer sind eben das verzichtbare Geschlecht und sollen sich notfalls opfern.

Es zeigt sich wieder ganz deutlich, dass Feminismus sich nicht für Gleichberechtigung einsetzt, sondern die Probleme, Nöte und Bedürfnisse von Männern weiter gezielt ignoriert und mit zweierlei Maß misst: Frauen sind für ihre individuellen Entscheidungen nicht verantwortlich (sondern der Kapitalismus, die Werbung, die Gesellschaft, die strukturelle Gewalt durch das Patriarchat) und müssen darum vor allen negativen Konsequenzen geschützt werden, Männer sind im Zweifel an allem selbst schuld und sollen halt sterben.
Wenn hingegen Frauen benachteiligt wären, wäre der Aufschrei groß und es würden alle Hebel in Bewegung gesetzt, den Nachteil auszugleichen.

Linke entdecken „Fehler“ des Kapitalismus: Der Markt kann nicht in die Zukunft sehen.

Im Rahmen der Corona-Pandemie frohlocken viele Linke, und erhoffen sich von der Krise, daraus könne sich eine Art gesellschaftliche Revolution entwickeln, die zum Umsturz des Kapitalismus[tm] führen könne.

Eines der Lieblingsargumente dabei aktuell: „Der Markt“ könne ja nichte inmal genug Schutzmasken zur Verfügung stellen. Er funktioniere also überhaupt nicht, der doofe Markt!

Anders gesagt: „Dem Markt“ ((diese Personifikation finde ich immer wieder albern)) wird vorgeworfen, dass er nicht vorausgesehen hat, dass der Bedarf an Schutzmasken von einem geringen Bedarf für einige wenige Berufsgruppen (1% der Bevölkerung?) zu einem Bedarf von fast 100% der Bevölkerung explodieren wird.

Allerdings: Niemand kann in die Zukunft schauen. „Der Markt“ ist ein Prozess, der im Hier und Jetzt abläuft, und nichts anderes bezeichnet als die Summe aller Entscheidungen der Marktteilnehmer.
Entsprechend kann „er“ genau so wenig in die Zukunft schauen wie die Marktteilnehmer selbst. Und folglich ist die Idee, „der Markt“ müsse das doch aber können, und der Gedanke, man könnte daraus, dass er es nicht kann, einen Vorwurf gegen die Marktwirtschaft konstruieren, vollkommen absurd.

In welchem kindlichen magischen Denken über die Funktionsweise von Wirtschaft muss man verhaftet sein, wenn man ernsthaft auf die Idee kommt, man könne der Marktwirtschaft vorwerfen, dass sie die Zukunft nicht voraussagen kann?

Die Antwort ist relativ einfach: Dieses kindliche, magische Denken, die Zukunft lasse sich voraussagen, nennt sich Sozialismus. Denn Sozialisten müssen glauben, dass sie die Zukunft voraussagen können, denn das ist notwendige Voraussetzung für das Funktionieren der Planwirtschaft, von der sie glauben, sie sei besser als die Marktwirtschaft.
Entsprechend sollten wir alle sehr vorsichtig sein und aufpassen, dass diese Leute niemals an die Macht kommen.

Denn:

Als die Sowjetunion das Atomkraftwerk von Tschernobyl in die Luft gejagt hat, hatte sie keinerlei Schutzkleidung eingelagert. Tausende sogenannte „Exekutoren“ starben. Dabei hätte „der Sozialismus“ doch die Katastrophe kommen sehen können — schließlich war sie hausgemacht.
Als Mao und Stalin Boden- und Wirtschaftsreformen befahlen, verhungerten Millionen Menschen. Auch hier waren keine Vorräte eingelagert, obwohl auch hier der Mangel selbst verursacht war.
Und als in der DDR die Nachfrage nach Autos die Produktion überstieg, konnte der Sozialismus die Produktion bis zu seinem Ende nicht so weit hochfahren, dass er die Nachfrage hätte befriedigen können. „Der Markt“ hingegen konnte das in kürzester Zeit.

Wahrscheinlich funktioniert auch heute der Markt sehr gut. Es wird nicht so kommen wie in der DDR, dass die Produktion die Nachfrage niemals wieder erreichen kann. Schon bald werden Atemmasken wieder günstig zu kaufen sein. Der Markt wird das geregelt haben.

Und die Salonkommunisten werden wieder grummelnd auf eine neue Chance warten müssen, die Welt mit einer neuen Mangelwirtschaft zu beglücken.

Herrn Augsteins Präsuppositionen

Auf Twitter schreibt Jakob Augstein:

Ich finde es überraschend, dass die Leute sich in einen Akt der Solidarität stürzen, obwohl die allermeisten von ihnen von den Maßnahmen gegen die Krankheit viel stärker bedroht werden als von der Krankheit selbst. Lauter Altruisten, wo wir zuvor nur Selbstoptimierer wähnten?

Wie genau kommt Herr Augstein darauf, dass, Zitat, die allermeisten“ Menschen von den Maßnahmen gegen die Krankheit stärker bedroht werden als von der Krankheit selbst?

Ich persönlich fühle mich hinreichend bedroht, wenn in der Firma, wo ich arbeite, mit größter Wahrscheinlichkeit Menschen sterben werden. Wenn die Chance, dass von meinen Eltern keiner stirbt, nur ca. 80% beträgt. Wenn in meinem Sportverein Menschen sterben werden, und unter meinen Nachbarn.
Macht mich das bereits zu einem „Altruisten“? Oder ist das vielleicht nur menschlich?

Von den Maßnahmen gegen die Krankheit fühle ich mich überhaupt nicht bedroht.

So einen hanebüchenen Unsinn, nämlich, dass die Gegenmaßnahmen gegen Corona irgendwen bedrohten, als Aussage in die Äußerung seiner Überraschung zu verpacken, ist ein schönes Beispiel für eine Präsupposition.
Vielleicht sollte man aber auch von FakeNews sprechen, schließlich wird eine Gefährlichkeit der Gegenmaßnahmen suggeriert, die zumindest meiner Meinung nach nicht gegeben ist.

Was soll übrigens die (falsche) Dichotomie, mit der Herr Augstein impliziert, es könne nur „Selbstoptimierer“ oder „Altruisten“ geben? Gibt es nicht auch ganz normale Menschen, die eine gesunde Balance zwischen Solidarität und Egoismus halten?
Könnte es nicht auch eine egoistische Strategie sein können, Solidarität zu zeigen, z.B. zur Verbesserung des eigenen Image? Und worauf will Herr Augstein eigentlich hinaus?

Nun, im Tween anscheinend auf das rhetorische Kunststück, einen möglichen eigenen Irrtum bezüglich der Einschätzung der „egoistischen dummen neoliberalen Masse“ (Zitat: — Lauter Altruisten, wo wir zuvor nur Selbstoptimierer wähnten?) in eine klug klingende Frage zu verpacken.

Die Frage scheint allerdings rhetorisch zu sein.

Aber so ist der heutige Journalismus anscheinend: Besserwisserisch, unreflektiert und nicht kritikfähig.

Menschenopfer für den Pseudo-Antifaschismus

Aktuell haben Journalisten in häuslicher Quarantäne anscheinend nichts Sinnvolles zu tun. Ich hatte darüber schon geschrieben.

Darum hört und liest man jetzt immer wieder, es wäre super-gefährlich, wenn wegen des Seuchenschutzes Grundrechte eingeschränkt würden. Es drohe nichts weniger als die Wiederkehr von Diktatur, Polizeistaat und Faschismus.

Und da frage ich mich: Habt ihr einen Schatten?
Wenn jetzt auch schon die große Koalition unter der nicht unbedingt für radikale Entscheidungen bekannten Kanzlerin Merkel im Verdacht steht, möglicherweise eine Diktatur errichten zu wollen, bzw. Journalisten wie Georg Restle im staatsnahen Rundfunk von Parallelen zur Weimarer Republik und Tendenzen zu Ungarn etc. raunen, dann ist offensichtlich etwas in den Köpfen dieser Leute kaputt gegangen.

Es sterben gerade konkret immer mehr Leute, und die Regierung versucht lediglich, hiergegen effektive Maßnahmen zu ergreifen.
Da sie es leider verpasst hat, Schutzanzüge, Atemmasken oder irgendwas in ausreichender Menge einzulagern, und es dann leider verpasst hat, das somit weitgehend schutzlose Land rechtzeitig abzuriegeln, muss sie halt jetzt zu verzweifelten Maßnahmen wie Kontaktsperre und ggf. Tracking von Infizierten greifen, um die Epidemie überhaupt noch abbremsen und ggf. sogar wieder unter Kontrolle bringen zu können.

Und die spätgeborenen Möchtegern-Antifaschisten haben nichts Besseres zu tun, als mit Datenschutz zu argumentieren, warum ein verpflichtendes Tracking nicht umgesetzt werden dürfe, und warum Tracking nicht etwa eine Möglichkeit zum Retten von Menschenleben, sondern vielmehr der Weg in Überwachung, Diktatur und Faschismus sei.

Ich hatte immer gedacht, Antifaschisten wären gegen erstickende Menschen und für die Menschenwürde.

Es soll ja sogar Antifaschisten geben, die jetzt Gesichtsmasken nähen, und ich finde, dass dies tatsächlich mal eine „Propaganda der Tat“ ist, die lobenswert ist.

Weniger lobenswert ist hingegen die Sorte intellektueller Möchtegern-Antifaschisten, denen es jetzt darum geht, sich selbst als Kämpfer gegen Faschismus und Diktatur zu inszenieren, und die darum den Strohmann eines Diktatur-Polizeistaats (unter der Groko?!) aufbauen, den sie dann zum Zweck der Selbstinszenierung bekämpfen können. Schön sicher vom Schreibtisch aus, natürlich, und ohne jegliches persönliches Risiko.

Dass sie dabei dem Staat beim Versuch, Menschenleben zu retten, in den Arm fallen, ist Ihnen scheißegal. Dass sie damit effektiv Menschenleben für ihren Pseudo-Antifaschismus opfern, leider auch.

Ich bin allerdings der Meinung, dass es kein Antifaschismus ist, Leute sterben zu lassen.
Wer die irrationale Angst vor einer hypothetischen Merkel-Spahn-Diktatur schürt, um das abstrakte Konzept „Datenschutz“ über den Schutz von Menschenleben von Mitmenschen zu stellen, der ist für mich kein Antifaschist.


Wahrscheinlich haben wir den Zeitpunkt, zu dem so eine Tracking-App etwas gebracht hätte, sowieso schon verpasst. Wir haben aktuell 80.000 Infizierte, mit einer entsprechend höheren Dunkelziffer, also würde eine Tracking App wahrscheinlich nur die Information liefern, dass quasi jeder in den letzten 14 Tagen jemanden getroffen hat, der Infiziert war.
Und da wir auch nicht genug Tests haben, würden die Daten sowieso nichts (mehr) bringen.


Singapur hatte so eine App – und wird jetzt dennoch einen Lockdown machen. Hat anscheinend nichts gebracht.

Prophezeihung: Die Corona-Strategie wird zu „Hausarrest für Risikogruppen“ geändert.

In Deutschland gibt es 83 Millionen Menschen. 70% davon (die mit Corona infiziert gewesen sein müssen, damit eine Herden-Immunität entsteht) sind 58,1 Millionen Menschen.

Angenommen, es gäbe in Deutschland 10.000 Beatmungsplätze, und angenommen, nur 3% aller Corona-Verläufe wären schwere Verläufe – dann könnten bei optimaler Behandlung (10.000 / 3) * 100 = 333.000 Menschen gleichzeitig an Corona erkrankt sein.

Wenn die Beatmung 2 Wochen dauert, dann würde es (58.000.000 / 333.000) * 2 = 348 Wochen dauern, bis die 70% „Durchseuchung“ erreicht sind, das sind knapp 7 Jahre.
Wenn wir in einem Jahr einen Impfstoff hätten, oder irgendeine bessere Therapie, dann könnte die Krise natürlich auch vor diesem Zeitpunkt zuende sein.

Wenn Politiker davon reden, Ende April die aktuellen Maßnahmen aufzuheben, ergibt das nur dann einen Sinn, wenn statt der Beschränkung der Beweglichkeit aller nun die Isolation der Risikogruppen geplant ist. Das heißt faktisch, das Einsperren von Risikopatienten (Alte, Kranke) zuhause, während die „robusteren“ Bevölkerungsschichten kontrolliert einer Ansteckung zugeführt würden.

Denn: Wenn die Hochrisikogruppen isoliert wären, könnten parallel viel mehr Menschen gleichzeitig krank sein, und die Herdenimmunität würde früher erreicht. Bei nur 0,5% schweren Verläufen vielleicht in einem Jahr, was allerdings immer noch ein gewisses Bewegungsmanagement voraussetzt, damit die Zahl der gleichzeitigen schweren Verläufe auf die Beamtmungskapazitäten beschränkt bleibt.

Also entweder erzählen die Politiker Unsinn, wenn davon geredet wird, dass Kontaktbeschränkungen Ende April aufgehoben werden könnten, oder alle Menschen, deren Risiko für einen schweren Verlauf über ca. 0,5% liegt, müssen sich auf ein Jahr Hausarrest einstellen.