Mit Jan Böhmermann und Axel Voss im digitalen Wandlitz

Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk beschäftigte Personen wie Jan Böhmermann ((oder auch Mario Sixtus)) haben sich auf Twitter dazu bekannt, oft und gerne andere Teilnehmern zu blocken, die sie für Idioten halten:

Sicher funktioniert das subjektiv gesehen erstmal sehr gut, wenn man aufgrund der eigenen medialen Reichweite tausende Follower hat, die im Zweifel alles „liken“, teilen und retweeten, was man so von sich gibt.
Ich halte es aber dennoch langfristig für einen Fehler Trolle und Idioten im großen Stil zu blocken, denn wenn man die extremeren Gegenmeinungen wegblockt, dann wird man die weniger extremen Gegenmeinungen als extrem empfinden, auch wegblocken, und am Ende alles für abwegig halten, was nicht komplett auf der eigenen Linie ist. Denn man hat ja immer genug Applaus von der eigenen Seite.
Am Ende sitzt man — so wie die DDR-Führung in Wandlitz, die dachte, dass alles eigentlich ganz super läuft — in seinem eigenen digitalen Wandlitz und merkt gar nicht mehr, dass die Mehrheit der Menschen und die Mehrheit der Menschen, die offen mit einem reden, zwei völlig unterschiedliche Dinge sind. Dann hat man möglicherweise die Mehrheit der Menschen längst gegen sich, sogar aus guten Gründen, aber hat es nicht gemerkt.

Und ich glaube, das Problem ist nicht nur theoretisch, sondern in einigen Parteien und Länder Europas sogar ziemlich virulent. Das Urheberrecht im Internet und dessen Durchsetzung ist nur ein Thema, wo sich die Politik anscheinend in ihrer Lobbyisten-Blase von der Meinung der Mehrheit vollkommen abgekoppelt hat(te).

Das Risiko, dass davon ausgeht, sich seine eigene Welt zurechtzublocken, scheint mir jedenfalls größer als der Schaden, der entsteht, wenn man Unsinn in die Timeline gespült bekommt. Vielleicht ist es etwas zu viel für einen Menschen, Kommentare von zigtausend Followern zu bekommen. Aber das ist eben die dunkle Seite der Berühmtheit. Wer auf dem Boden bleiben will, der sollte besser unter Pseudonym in den sozialen Medien unterwegs sein und auf den mit hohen Followerzahlen einhergehenden „Ruhm“ und (wahrscheinlich auch nur scheinbaren) Einfluss verzichten.