Die Allmacht des Patriarchats als Zirkelschluss

Die #Metoo-Debatte und die Artikel von Jessen und anderen haben wieder einmal gezeigt, dass der institutionalisierte Feminismus, wie ich den Komplex aus feministischen Journalistinnen, Funktionärinnen mehr oder weniger unabhängiger NGOs und Politikerinnen gerne nennen würde, eine in sich geschlossene Weltsicht hat, die es unmöglich macht, dass eine darin verfangene Feministin sieht, dass auch Männer sich sexistisch angegangen fühlen können.

Im Prinzip ist es ganz einfach:

1. Weil weiße Männer privilegiert und mächtig sind, ist es unmöglich, dass sie von Sexismus oder Rassismus (wirklich) be- oder getroffen sind.

Und:

2. Weiße Männer sind privilegiert und mächtig, weil sie von Sexismus und Rassismus nicht betroffen sind.

Das ist ein Zirkelschluss. Es ist nach dieser (defekten) Logik nicht möglich, sich Männer als nicht-privilegierte Menschen vorzustellen, die sich tatsächlich emotional beeinträchtig fühlen, „nur“ weil radikale Feministinnen sie mit Hass vollkübeln, also (ironisch!) fabulieren, sie abzuschaffen, zu verdrängen, oder auch alle zu töten, weil sie Männer und weiß sind.

Abgesehen davon, dass ein Zirkelschluss immer ein logischer Fehler ist, hängen beide Aussagen für sich ebenfalls von Annahmen ab, die meiner Meinung nach nicht zutreffen, so dass man den Zirkelschluss gar nicht erst „starten“ kann.

Erstens sind weiße Männer Opfer von Sexismus und Rassismus, denn sie werden von radikalen Feministinnen ständig für alles Übel auf der Welt verantwortlich gemacht und Ihnen wird individuell das Recht abgesprochen, ihre Sichtweise argumentativ zu vertreten, weil Männer seit tausenden von Jahren zuviel redeten und endlich die Klappe halten sollten.
Zweitens sind nicht alle weißen Männer privilegiert und mächtig. Viele sind auch alt, krank, arm, weniger intelligent, schlecht gebildet, prekär beschäftigt, Opfer von Gewalt; von anderen Männern, aber auch von Frauen, wie sogar Studien des BMFSFJ ((Für die es seit 13 Jahren keine Nachfolgestudien gegeben hat – weil „das falsche“ rausgekommen ist?)) bestätigen.
Die angebliche Über- bzw. All-macht der Männer als Gruppe ist daher nicht real. „Das Patriarchat“ ist eine Konstruktion des Feminismus, um Männer in einer anonymen Gruppe zusammenzufassen zu können, mit dem (natürlich nie ausgesprochenen!) Ziel der Entmenschlichung.
Bei „Männern“ soll die gute Feministin[tm] nicht an den abgehetzten Paketboten oder den freundlichen Mann mit dem Laubbläser denken, sondern an irgendeine anonyme Masse, die typischerweise von alten, hässlichen Männern in schlecht sitzenden Anzügen vertreten wird, die den Tag damit verbringen, die Welt ins Unglück zu stürzen und hilflose junge Frauen mit unsäglichen Schickanen zu tyrannisieren und die Nacht damit, zu vergewaltigen.

Es gibt aber keinen geheimen Club der Männer, keine weltweite Verschwörung gegen die Frauen. Jeder Mann ist ein Individuum. Aber jeder Mann fühlt sich als Mann auch der Gruppe der Männer zugehörig und darf sich bei Angriffen auf diese Gruppe beleidigt fühlen, so wie es Frauen angeblich auch negativ beeindruckt und sogar deren Leistung schmälert, wenn man behauptet, Frauen könnten nicht einparken oder seien schlecht in Mathematik.
Das „Patriachat“ ist nichts anderes als eine Variante des Trugschluss der Komposition bzw. des „Gipfelirrtums“, also des Fehlschlusses der entsteht, wenn man nur die Spitze einer Gruppe betrachtet. Der radikale Feminismus z.B. betrachtet immer nur die erfolgreichsten Männer, Wirtschaftsbosse und Wissenschaftler, und folgert aus dem großen Männeranteil in Management und Top-Forschung auf eine Benachteiligung von Frauen. Dass aber Männer auch die große Masse der Obdachlosen und Strafgefangenen stellen, während Frauen insgesamt eher in der Mitte der „Erfolgsverteilung“ rangieren, dass also im Mittel Frauen doch genau so erfolgreich sind wie Männer, ignoriert der Feminismus beharrlich.

Weil Männer nicht wirklich als Gruppe privilegiert sind und es kein Patriarchat gibt, ist nicht jede Unverschämtheit und Gemeinheit des kontemporären Feminismus gegenüber Männern nur „Selbstverteidigung“, denn es tropft nicht alles von jedem Mann wirkungslos ab, weil nicht jeder Mann tatsächlich privilegiert ist.

Und schließlich und endlich hat auch der privilegierteste Mann ebenso ein Recht auf eine respektvolle Behandlung und darauf, dass man ihn anhört, wie die unterprivilegierteste Frau.

Männer sollten daher aktiv(er) gegen den Feminismus vorgehen, der männerfeindlich agitiert.
Jeder Mann ist (mittelbar) betroffen, wenn Feministinnen gegen alte weiße Männer hetzen. Denn wer nicht alt ist, der wird es sicher. Wer nicht weiß ist, der hat vielleicht weiße Freunde. Oder weiß, dass der Feminismus irgendwann die Kampfzone auf alle Männer ausweiten wird.
Es ist zudem nicht notwendig, zu einer angegriffenen Gruppe zu gehören, um diese zu verteidigen, auch wenn das Moderatoren von Radio Eins anscheinend glauben. Nein, es ist moralisch geboten, jede angegriffene Gruppe erstmal in Schutz zu nehmen, wenn der Angeriff ungerechtfertigt erscheint, sogar, wenn man diese Gruppe nicht mag. Das gilt auch für mögliche Feindbilder wie Russland, Syrien, die USA, Israel, die Türkei, Nazis, die Antifa und Feministinnen.

Der radikale Feminismus ist nur deshalb so erfolgreich, weil dieser kleinen und lauten radikalen Gruppe nicht genug Menschen entgegentreten. Das gilt es zu ändern.