Der Multikulturalismus geht unter. Wir müssen die Lücke füllen, bevor es die Rechten tun

Der Multikulturalismus beruht, laut Wikipedia, auf dem Postulat, dass die (Angehörigen der) jeweiligen Ethnien sich gegenseitig Verständnis, Respekt, Toleranz entgegenbringen und einander als gleichberechtigt ansehen können.

Das Problem hier: Ganz offensichtlich mangelt es an Verständnis, Respekt und Toleranz zwischen zahlreichen Ethnien, die sich in Deutschland in nicht geringer Zahl angesiedelt haben und — Multikulturalismus sei dank — sich nicht assimiliert und teilweise auch nur schlecht integriert haben.
Kurden und Türken und Armenier, Serben, Bosnier und Albaner, Sunniten, Schiiten, Wahhabiten, Aleviten, Jesiden und Juden, die Zahl der gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Konfliktlinien, die sich durch die Gesellschaft ziehen, ist fast schon Legion. Respekt und Toleranz hingegen sind eher Mangelware.

Das Postulat des Multikulturalismus hat sich also nicht erfüllt; die Idee der multikulturellen Gesellschaft muss als gescheitert angesehen werden.

Es müsste nun schnellstens ein realistischer Ansatz für die weitere gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und Europa her, mit einem neuen, griffigen Namen.

Denn der von rechtsextremen propagierte „Ethnopluralismus“ stößt in die Leere vor, die die multikulturelle Gesellschaft als gescheiterte Leitideologie hinterlässt, und kann sich dort — mangels einer glaubhaften Alternative — langsam ausbreiten.

Wo Deutschlands einzige liberale Moschee unter Polizeischutz gestellt werden muss, weil orthodoxe Muslime die Toleranz nicht aufbringen können einen Islam zu ertragen, der mit europäischen Werten kompatibel wäre, da muss Schluss sein mit der Toleranz und Akzeptanz für die Intoleranz und den Dominanz-Anspruch fremder Kulturen.

Überall, wo zum Beispiel in Schwimmbädern ein Damenbadetag für muslimische Frauen eingeführt wird, ist die Toleranz für die andere kulturelle Vorstellungen in Akzeptanz und Übernahme umgeschlagen. Schrittweise wird die in den 70ern entstandene liberale Kultur Europas zurückgedrängt von Gruppen, die kein Verständnis und keinen Respekt für die europäische Art des Badens haben. Hier siegt die Kultur der Geschlechtersegregation über den europäischen Multikulturalismus, indem es eben keine parallele Multi-Badekultur mehr gibt, sondern eine räumliche und zeitliche Exklusivität verschiedener Badekulturen etabliert wird, weil die geschlecher-segregierte z.B. muslimische Badekultur eben nicht mit einer gemischtgeschlechtlichen Badekultur parallel existieren, diese respektieren oder tolerieren kann oder will.

Und eben dies scheint der sogenannte Ethnopluralismus, der von einer Konkurrenz und einem Gegeneinander von Kulturen ausgeht, zutreffend zu beschreiben, egal wie falsch, rechts und böse man das auch finden mag.

Darum brauchen wir dringend ein neues positives Modell, wie Zusammenleben organisiert werden soll, möglicherweise durchaus mal mit einem selbstbewussten Anspruch, dass die Mehrheitskultur und die kulturellen Errungenschaften der deutschen und europäischen Kultur Vorrang haben müssen vor den vielen anderen Kulturen, denen Menschen, die in Deutschland leben, mittlerweile auch anhängen oder entstammen.
Denn wo anderen kulturellen Normen Gleichwertigkeit zugestanden wird und deren Normen räumlich und zeitlich alleinige Gültigkeit eingeräumt wird, ist die liberale Kultur auf dem Rückzug und sind andere Kulturen dabei, die Werte des Liberalismus und der Aufklärung schrittweise zurückzudrängen. Das darf nicht sein. Bekennen wir uns endlich zu den europäischen und deutschen Werten der Aufklärung als den Leitwerten unserer Kultur, und begraben wir den gescheiterten Multikulturalismus, bevor die Rechten mit ihrem Ethnopluralimus die Auseinandersetzung für sich entscheiden können!