Archiv für den Monat: Dezember 2017

Wir brauchen kein #NetzDG, weil früher auch nichts besser war

Sorry Leute, aber ich kann es nicht mehr hören, dass wir etwas gegen „Hate Speech“ machen müssen, weil die Gesellschaft verrohe, und dieses „etwas“ sei eine Art von Filterung oder Zensur im Internet.

Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. (Sokrates, 469-399 vor Christus)

Tatsache ist: Früher waren die Leute genau so wie heute, es konnte nur nicht jeder Arsch seine Meinung in die Welt hinausposaunen. Man konnte Leserbriefe schreiben, aber die wurden nicht veröffentlicht, wenn sie zu sehr daneben waren. Man konnte in seiner Stammkneipe rummaulen, aber das wurde nicht aufgezeichnet.

Was wir heute durch die sogenannten sozialen Medien erleben ist einfach nur, dass Momentaufnahmen der emotionalen Ausbrüche der Menschen ständig und teilweise dauerhaft aufgezeichnet werden. Ich würde sagen, die Menschen haben sich schon immer aus teilweise nichtigen Gründen beschimpft und ggf. bedroht. Man sollte nicht vergessen, dass Drohen und Schimpfen gerade eben *keine* Gewalt ist:

Derjenige, der zum erstenmal an Stelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation. (Sigmund Freud)

Allerdings ist es natürlich ein Problem, wenn im Internet gemobbt und gedroht werden kann, ohne wirksame Möglichkeit, sich dagegen zu wehren, denn im Gegensatz zur dahingesagten Beleidigung oder Drohung bleibt die im Internet oftmals stehen und wirkt so dauerhaft verunsichernd und kann Opfer von Cyber-Mobbing auch krank machen.

Darum bräuchten wir hier eine ausreichend ausgestattete Justiz, die Verfahren wegen Beleidigung etc. im Internet nicht einfach aus Zeit- und Personalmangel einstellt, sondern die solche Dinge auch tatsächlich verfolgt, wenn sie angezeigt werden.
Oder aber, soziale Netzwerke sollten Inhalten von vor ein paar Wochen, wenn sie nicht speziell zur „Archivierung“ gekennzeichnet sind, automatisch unsichtbar machen.

Privatisierte Zensoren, die auf Verdacht auch einfach nur missliebige Dinge löschen, sind in jedem Fall der falsche Weg.

4GenderStudies oder: Wie die Gender-Studies wieder nicht erklären konnten, was und wofür sie gut sind

Gestern hatten sich Gender-Studies-Einrichtungen zum Aktionstag für die Gender-Studies verabredet.

Unter #4genderstudies wollte man ein Zeichen setzen und zeigen, warum Gender-Studies wichtig sind. Und hat

… versagt.

Nirgends findet man einen Beleg dafür, welche Ergebnisse die über 100 Gender-Studies-Lehrstühle allein in Deutschland in den letzten Jahren erarbeitet haben. Und welche davon möglicherweise nützlich sind.
Ich habe mich redlich bemüht, ins Gespräch zu kommen, und wurde auf verschiedene Webseiten mit Übersichten der Forschungsergebnisse verwiesen.

Und war wenig beeindruckt.
Erstens sind die Arbeiten in einer unnötig verschwurbelten Sprache geschrieben, die darauf optimiert zu sein scheint, mittels unnötig langer Relativsatzkonstruktionen und hermetischem Fach-Jargon intellektuellen Anspruch vorzutäuschen.
Zweitens fehlt oftmals das wissenschaftliche Vorgehen oder eine sinnvolle These. Was zum Beispiel untersuchen die Gender-Forscher genau, die 29 Monate lang Frauen dabei wissenschaftlich begleiten (Seite 2, ab „2000“), eine Webseite online zu bringen?
Drittens gibt es häufig arbeiten, die man relativ eindeutig einem anderen Fach zuordnen könnte, die aber aus irgendeinem Grund als „Gender“-Arbeit gelabelt wird. Zum Beispiel dieses Paper zu Operationen an den Geschlechtsorganen von intersexuellen Kindern, das meiner Ansicht nach eigentlich eine medizinisch-statistische Arbeit ist, aber als Arbeit des „Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien“ als „Gender-Studes“-Arbeit ausgewiesen wird. Es scheint also so zu sein, dass die Gender-Studies sich mit fremden Federn bzw. den Ergebnissen anderer Disziplinen schmücken und sich über diese Schiene selbst „Wissenschaftlichkeit“ verleihen wollen. Die Hoffnung ist wohl, dass, wenn man genug „interdisziplinären“ Arbeiten den „Gender-Studies“-Stempel aufdrückt, irgendwann genug Menschen glauben würden, auch der Kernbereich der Gender-Studies sei eine Wissenschaft.
Und viertens sind viele Arbeiten weiterhin einfach nur der Versuch, genderfeministische Dogmen (1. Es gibt kein biologisches Geschlecht bzw. es ist irrelevant; 2. Im Leben geht es nur um Macht und das Streben nach Macht allein bestimmt das Handeln; 3. Menschen handeln nicht individuell, sondern als Gruppe, und im besondere unterdrücken die Männer als Gruppe die Gruppe der Frauen) durch ständige Wiederholung wahr erscheinen zu lassen. Diese Arbeiten (Beispiel hier) arbeiten ganz häufig mit folgenden Trick: 1. Genderfeministische Dogmen werden als wahr vorausgesetzt. 2. Es wird gezeigt, dass die Gegenposition im Widerspruch zu den Dogmen steht. 3. Daraus wird gefolgert, dass die Gegenposition falsch ist.
Das hat natürlich mit Wissenschaftlichkeit nichts, mit Ideologie und einem geschlossenen Weltbild hingegen sehr viel zu tun, und mit der Unfähigkeit, einen eigenen, falschen Zirkelschluss als solchen zu erkennen. Und auf diesem Niveau sind leider sehr viele wirkliche Gender-Studies-Arbeiten. Man muss ich nur mal ein paar Bachelor-Arbeiten aus dem Bereich durchlesen…

Während sich die Atomphysik manchmal sogar Mühe gibt zu erläutern, warum genau sie sich mit irgendwelchen unvorstellbaren Teilchen wie Quarks und Bosonen herumschlägt ((weil es einfach interessant ist zu erfahren, wie die Materie aufgebaut ist, und weil man daraus möglicherweise später Nutzen ziehen kann, so wie man bisher häufig aus den Ergebnissen der physikalischen Grundlagenforschung Nutzen gezogen hat)), verweisen die Gender-Studies immer nur auf ihre schwer verständlichen und zumindest dem Anschein nach trivialen Untersuchungen und Studien, die oftmals ohne falsifizierbare These starten und ohne konkretes Ergebnis enden. Typisch für solche Gender-Studies-Arbeiten ist die Formulierung, es müsse weitere Untersuchungen geben…

Es scheint nicht einmal möglich zu sein, konkret zu definieren, was Gender-Studies sind. Die Übergänge zwischen radikalem Feminismus, politisch motivierter „Gender-Forschung“ ((mit Unterstützung durch zahlreiche „progressive“ und oftmals parteinahe Stiftungen)), und letztlich überhaupt nicht mit der Soziologie oder „Gender“ (als sozialem Geschlecht) zusammenhängenden Forschungen in anderen Fächern, die lediglich den Aspekt „Geschlecht“ ((oftmals geht es hier um das biologische Geschlecht, wie z.B. in der angeblichen „Gender-Medizin“)) in diese Fächer einbringen bzw. vielleicht auch einfach nur das Label „Gender“ verpasst bekommen haben um so an Fördermittel zu kommen, sind in den sogenannten „Gender-Studies“ nicht klar. Es scheint einfacher einen Pudding an die Wand zu nageln als zu definieren, wo Gender-Studies anfangen und aufhören, und solange man nicht einmal genau definieren kann, was Gender-Studies sind, kann man diese kaum als Disziplin ernst nehmen.

Die Gender-Studies im eigentlichen Sinne, also die soziologische Disziplin, die das „soziale Geschlecht“ in der Abgrenzung zum genetisch/(neuro-)biologisch/hormonell/physiologisch gegebenen Geschlecht erforscht, scheint jedenfalls in Bezug auf verwertbare, belastbare Ergebnisse angeht, vollkommen blank zu sein bzw. immer noch erfolglos daran zu arbeiten, das radikal-feministische Dogma von der Irrelevanz des biologischen Geschlechts und der prinzipiellen Gleichheit aller Menschen, oder zumindest die Existenz eines sogenannten Patriarchats zu beweisen.

Jedenfalls laufen weiterhin politische Kampagnen, um Frauenquoten in Betätigungsfeldern durchzusetzen, die Frauen anscheinend von ihren im Gruppen-Schnitt typischen Interessen her einfach nicht so interessieren, als dass es dort jemals zu einer 50:50-Quote kommen könnte. Und diese Kampagnen werden von Gender-Feministinnen unterstützt, die sich dabei oftmals auf die Gender-Wissenschaften beziehen.

Möglicherweise handelt es sich hier um ein großes Missverständnis. Möglicherweise sind die Gender-Wissenschaften längst weiter und sind undogmatisch geworden, arbeiten nach wissenschaftlichen Standards und haben beweisbare und auch widerlegbare Thesen, anhand derer sie ihre Forschung vorantreiben. Aber wenn das so sein sollte, dann ist es gestern nicht gelungen, das zu zeigen.

Gestern wurde weder klar, was „Gender Studies“ überhaupt sind und wie sie sich abgrenzen lassen, noch, welchen konkreten Nutzen wir uns von den Gender Studies erwarten können, noch, welchen gesellschaftlichen Fortschritt die Gender-Studies in den letzten Jahrzehnten gebracht haben.

Gesehen hat man nur eine konzertierte Kampagne, die nichts allgemein Verständliches verbreitet hat, die dem Anschein nach eher der Selbstvergewisserung der eigenen Kampagnenfähigkeit gedient hat als der tatsächlichen Information der Öffentlichkeit.

Die About CERN Webseite der europäischen Organisation für Nuklearforschung erklärt besser, was Nuklearforschung ist und was das CERN macht, als die ganze gestrige Kampagne über die so genannte „Gender-Forschung“ zu erklären vermag. Und darum hat diese Kampagne vor allem den Ruf der Gender-Studies bestätigt, unverständlich zu sein und nicht benennen zu können, was die Gender-Forschung überhaupt bringt.

Verschenkt Universalgutscheine der EZB!

Weihnachten ist die Zeit der Gutscheine. Wenn man keine Idee hat: Gutschein für Irgendwas. Nötigenfalls für Amazon, denn da kriegt man ja alles.

Aber ein Gutschein ist meiner Meinung nach immer eine Unverschämtheit: Er bevormundet dem Empfänger und legt ihn auf etwas fest. Du solltest mal wieder ins Theater gehen / etwas für Dich tun / gesund essen. Wie anmaßend ist das eigentlich?

Schlimmer noch: Häufig werden Gutscheine vergessen und das Geld ist zum Fenster heraus geworfen. Die Verlegenheits-Lösung für einfallslose Schenker führt somit oft lediglich zur Auf-Lösung des Geschenks in Nichts.
Stehen Sie doch dazu, dass Sie natürlich nicht besser wissen was jemand anderes will, als er selbst. Schenken Sie Universalgutscheine der europäischen Zentralbank. Es gibt sie im Nennwert von fünf, zehn, 20, 50, 100, 200 und 500 Euro, und sie werden von allen Geschäften und Banken akzeptiert ((möglicherweise mit Ausnahme der 500er…)). Sehen Sie das schnöde Verschenken von Geld als Zeichen mentaler Stärke: Sie haben dem Drang, ihre Einfallslosigkeit durch einen Gutschein überaus schlecht zu kaschieren, widerstanden. Beweisen Sie Ihr Vertrauen in den oder die Beschenkte(n), selbst auszusuchen, was er/sie haben will.