Medienkritik zu „Medien und Populisten: Welche Rolle spielen Talkshows“?

Patrick Gensing und Andrej Reisin haben auf NDR.de einen Artikel Medien und Populisten: Welche Rolle spielen Talkshows? veröffentlicht.

In diesem greifen Sie (natürlich, müsste man fast sagen) Vera Lengsfeld und Joachim Radke an, die angeblich Unwahrheiten verbreitet hätten.

So habe Vera Langsfled nicht belegen müssen, dass „laut unzähliger Studien 80 Prozent“ aller Journalisten links-grün seien.

Dazu zwei Dinge:
Erstens kann man in einer Talkshow nichts belegen. Dafür ist keine Zeit. Das Format sieht das nicht vor. Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk *könnte* im Prinzip eine mehrstündige Sendung machen, wo das möglich wäre, aber er tut es nicht und versorgt das Volk lieber mit diesen einstündigen oberflächlichen und sinnlosen Talkformaten. Dort kann keine Recherche stattfinden, und die Artikelautoren wissen das auch.

Zweitens handelt es sich hier zumindest um weit verbreitete Zahlen, z.B. wurden 72% mal im Spiegel genannt, und es gibt Studien 1, 2, die einen großen Überhang von Zustimmung für das linke Lager festgestellt haben (1: 61,5% für Grüne/SPD/Linke, 15% Union/FDP, 23,5 Neutral/Sonstige; 2: 46,6% Grüne/SPD/Linke, 16,4% Union/FDP, 37% Neutral/Sonstige). Es ist also für jeden einigermaßen informierten Zuschauer nicht notwendig, diese Zahlen zu belegen, da sie zumindest von der Tendenz her korrekt sind.

Der Vorwurf gegen Joachim Radke lautet, dieser habe nicht sagen können, wer denn die Medien steuere. Damit soll er in die Nähe irrer Verschwörungstheoretiker gerückt werden. Dabei liegt auf der Hand, wer die Medien steuert. Die Rundfunkräte werden durch die Politik mit Politik-nahen Personen besetzt, diese ernennen gefällige Intendanten, diese gestalten eine genehme Personalpolitik, und damit ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk immer auch tendenziell abhängig von den herrschenden Parteien. Natürlich gibt es keine explizite Steuerung, aber es gibt Beeinflussungen, und manche Moderatoren haben sogar Angst vor den Parteien, die irgendwo am Ende eines ziemlich komplizierten Hebelwerks verschleierter Abhängigkeiten am längeren Hebel sitzen, und anscheinend bei „Fehlverhalten“ auch mal anrufen oder sonstwie Druck ausüben.

Schade, dass der Artikel auch im weiteren so schwach bleibt, wenn nämlich die These des Artikels, Talkshows würden radikale Positionen aufwerten, auf die Realität trifft, dass die meisten Talkshow-Gäste Unions-Politiker sind, wobei aber Grüne/SPD/Linkspartei ungefähr gleich viele Gäste stellen dürfen. Klingt ja erstmal ausgewogen.
Klar, die AfD wurde 2016 häufiger eingeladen als die FDP, aber (leider) ist das auch gerechtfertigt durch die Erfolge der AfD und die Misserfolge der FDP.

Und auch der Tenor des Artikels, der dann schließlich auch noch den sehr linken Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch zitiert, ist wieder derart, dass es die Aufgabe der Medien sein müsse, dem dummen Pöbel nur die „richtigen“ politischen Positioenn zu zeigen und die „falschen“ bzw. „radikalen“ auszugrenzen. Denn auch die Ränder des Meinungsspektrums zu zeigen würde diese nur aufwerten.

Aber diese Strategie des Totschweigens funktioniert eben nicht mehr im Internetzeitalter.

Ein Gedanke zu „Medienkritik zu „Medien und Populisten: Welche Rolle spielen Talkshows“?

  1. Gereon

    Schaut Euch das folgende Video an,
    es analysiert eine Talksendung der Talknudel Maybrit Goebbels zu Putin.
    Das Orginal ist dermaßen unerträglich, dass ich es nicht einschalte, wegen des großen Flurschadens am unbeteiligten und unschuldigen Interieur.

    https://www.youtube.com/watch?v=0jG3aQNE5pg

    Danach gibts nur eine Frage:

    Wollt Ihr die totale Lüge? wollt Ihr sie totaler und radikaler als ihr sie je gehört habt?
    Nicht? Warum zahlt ihr dafür?

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