Archiv für den Monat: April 2015

G36-Mimimi

Schon wieder ein Rant: Was mich auch nervt, ist das Mimimi um das G36. Als wäre es irgendwie wichtig, dass das G36 unter irgendwelchen Bedingungen nicht genau trifft.
Wieviele Soldaten hat Deutschland denn auf der Welt in Einsätzen wo es oft heiß wird, oder wo ständig längere Feuergefechte zu erwarten sind? Im Moment so… ca. keine?

Auf jeden Fall nicht genug, als dass jetzt sofort alle Gewehre ersetzt werden müssten. Zu Ausbildungszwecken wird das G36 ja wohl noch reichen. Immerhin ist man jahrzehntelang mit total abgefuckten G3 ausgekommen, und da war kaum jemals eins vernünftig eingeschossen.

Für die (fiktiven) Kampftruppen im Dauereinsatz könnten wir ja in der Schweiz ein paar Sig 550 kaufen, obwohl man sich da wohl auch nicht sicher sein kann, ob die Schweiz die auf Dauerfeuer-Fähigkeit im Dschungelkampf getestet hat. Bei Heckler und Koch gäb’s auch noch das HK416, von Steyr gäb’s das berühmte Steyr AUG.

Abgesehen davon, dass wahrscheinlich niemand vor hat, demnächst mehr als nur ein paar hundert Bundeswehrsoldaten in einem Kampfeinsatz zu haben, kostet ein Gewehr auch nur so ca. 2.500€, vielleicht weniger, wenn man 1.000 Stück nimmt. Die Bundeswehr hat ca. 35.000 Mann Eingreifkräfte, neue Gewehre für alle kosteten dann 87.5 Mio. Euro. So what? Wieviel kosten die A400M? Oder diese Hubschrauber, die nicht funktionieren? Wieviel hat das Euro-Hawk-Debakel gekostet?

Und da nerven mich die Medien mit einer wochenlangen Debatte um Gewehre, die in weitgehend fiktiven Szenarien ggf. weniger toll schießen, wegen Peanuts?

Eiertanz um die GDL

Ich muss leider heute etwas ausfallend werden, denn: Ich kann die Scheiße nicht mehr hören!

Die Gewerkschaft der Lokführer mag durch ihre Struktur in der Lage sein, eine Art von „Minimax“-Streik zu führen, der Massengewerkschaften wahrscheinlich verboten würde.
Aber: Es gibt in Deutschland Gewerkschaften, und diese haben Rechte, und die Gesellschaft muss es einfach ertragen, wenn jemand seine Rechte auch nutzt. Denn eine Freiheit. die man nicht missbrauchen kann, ist keine Freiheit.

Wenn man meint, die Bahn sei so „systemrelevant“, dass ein Streik der Lokführer nicht zu verschmerzen sei, dann soll man doch bitte entweder die Lokführer wieder verbeamten, oder die Lokführer durch Computer ersetzen. Wenn demnächst Autos auf freier Strecke autonom fahren können sollen, dann kann es doch nicht so schwer sein, eine Bahn, die im Endeffekt vom Stellwerk gesteuert wird, wo der Lokführer nur die Geschwindigkeit regeln kann, automatisch zu steuern.

Aber das ständige unqualifizierte Gemaule der Politik über die GDL – das ertrage ich nicht länger.

Recht auf Wahlfreiheit bei „Clouds“, und mehr.

Ich hatte kürzlich das zweifelhafte Vergnügen, Windows 8.1 auf einem Ultrabook in Betrieb zu nehmen.
Nur mit etwas Mühe konnte ich das Anlegen eines Microsoft-Kontos vorerst verhindern, doch bei der Inbetriebnahme von Skype ließ es sich dann nicht mehr vermeiden.
Und nur mit Mühe und Not konnte ich das Gerät davon überzeugen, dass ich nicht meine gesamten persönlichen Dokumente in die Microsoft-Cloud hochladen und meinen Suchverlauf Microsoft für Werbe- und Optimierungszwecke zur Verfgügung stellen will.

Das gleiche Problem hat man mit den meisten Mobiltelefonen: Es werden nicht-entfernbare Applikationen mitgeliefert, und jeder Hersteller versucht, die Kunden auf seine Angebote zu lotsen.
Der Kunde soll abhängig gemacht werden von irgendwelchen Cloud-Speichern und Internet-basierten Anmelde-Verfahren, angeblich im Namen der Sicherheit.

Aber ich habe keine Lust, meine Geräte nur nutzen zu können, wenn ich Online bin, oder nur mit einem Konto von Firma X, oder nur wenn ich Zugriff auf die Cloud von Firma Y habe.
Kluge Menschen wissen: Es gibt keine „Cloud“, es gibt nur die Computer anderer Leute. Und meine Daten lasse ich ungern bei anderen Leuten liegen, ich habe sie lieber bei mir.

Und ich möchte auch in Zukunft die Möglichkeit haben, das so zu halten.
Wir brauchen daher meiner Meinung nach endlich ein verbrieftes Recht, auf eigenen Geräten eigene Software zu installieren. Dass man einen Bootloader freischalten darf oder dass man auf seinem PC ein nicht-signiertes OS laufen lassen kann darf kein Gefallen sein, den Hersteller Nutzern tun, es muss ein Recht sein, dass Bürger haben.
Und es muss auch ein Recht darauf geben, Online-Authentifizierungsmechanismen abzuschalten, und Cloud-Speicher-Anbieter frei zu wählen. Dass Anbieter durch technische Maßnahmen Nutzer in ihr jeweiliges „Ökosystem“ einsperren wollen ist nicht hinnehmbar. Was ist schon das „Bundling“ von Windows mit dem Internet-Explorer, das einst verboten wurde, gegen die Verschmelzung von Betriebssystem, „App-Store“, Cloud-Anbieter, Musikdienst, Medienbibliothek etc.?
Hier drohen Nutzerinteressen und Wettbewerb unter die Räder zu kommen, weil niemand die Regeln des Marktes so anpasst, dass Kundeninteressen tatsächlich gehört werden. Im Moment kümmert sich niemand bei den Unternehmen um die Kundeninteressen, da die Annahme ist, dass man jetzt Marktanteile erobern muss um keine Chancen zu verpassen; und die Kunden haben ja sowieso keine große Wahl…

Hier ist meiner Meinung nach die Politik gefragt, das Abstecken von Claims zu verhindern, und Nutzerrechte zu verteidigen, beziehungsweise die Entmündigung von Nutzern und das Abgreifen von deren Daten zu verhindern. Und das wäre vielleicht auch ein Programmpunkt für die Piratenpartei – die Verteidigung der Menschen gegen die Hilf- und „Alternativlosigkeit“ schon beim Einrichten eines Computers, wo man heuten nur die Möglichkeit hat, sich den irren Regeln von Konzernen zu unterwerfen, oder das Gerät zurückzugeben.

Gedanken zum Protokoll der Marina vom 2015-04-11

Ich habe mir das Protokoll durchgelesen. Schön finde ich, dass jetzt verstanden ist, dass Politik Marketing ist. Es geht nicht darum, die Köpfe zu gewinnen.

Es geht darum, das Bauchgefühl zu gewinnen und die Köpfe nicht abzuschrecken.

Dass der „CCC uns nicht mehr vertraut“ setzt voraus, dass der CCC uns jemals vertaut hätte. Ist das so? Der CCC war meiner Meinung nach schon immer auf Distanz zur Piratenpartei, sogar 2009 auf dem 25C3 wurde ein Auftritt der Piraten nicht unbedingt überschwenglich begrüßt, wenn ich mich nicht irre.
Die Existenz des CCC hängt davon ab, seine Mitglieder zu integrieren, darum konzentriert man sich dort auf ganz wenige Sachthemen und geht politischen Festlegungen aus dem Weg. Dass die Piratenpartei quasi zerbrochen ist, liegt genau daran, dass die Piratenpartei diese Weisheit des CCC nicht hatte und nicht hat und auch weiterhin anscheinend nicht versteht, wie wichtig es ist, ganz wenige gemeinsame Themen zu betonen und spaltende Themen totzuschweigen.
Klar, das konnte so in einer „Transparenzpartei“ nicht funktionieren, und das ist genau der Grund, warum die Piraten mit Transparenz und Führungslosigkeit so gescheitert sind.

Es ist wichtig, dass man jetzt endlich diese Themen findet, die alle vereinen. Und ich denke, Bürgerrechte im digitalen Zeitalter sind weiter ein Top-Thema, das weit tragen kann, wenn man es ansprechend verkauft, und auch so ziemlich das einzige Thema, über das in der Piratenpartei Konsens herrscht.

Skeptisch bin ich aber beim Thema „Arm der digitalen Revolution“ / digitale Partei.
„Politik 2.0″/“Alles mit Internet machen“ war der sprichwörtliche Hammer, den die Piratenpartei eine Zeit lang fest in der Hand hielt, um dann doch feststellen zu müssen, dass nicht alle Probleme Nägel sind.
Alle technokratischen Wahnindeen, mit genug Netzwerk, Krypto etc. könne man die Demokratie mal eben kurz revolutionieren (SMV, LQFB) haben sich ja mittlerweile weitgehend zerschlagen.

Die Piratenpartei muss aufpassen, nicht als Partei der Internet-Spinner, Nerds, Phantasten und Besserwisser wahrgenommen zu werden, wie es bisher oft der Fall war. Hätten genug Leute Rick Falkvinges Buch Swarmwise gelesen, dann wäre die ganze Sache vielleicht nicht so in die Hose gegangen. Dann wäre z.B. niemand auf die Idee bekommen, einen basisdemokratischen Bundesparteitage einzuführen.

Und ich auch noch vor dem Thema BGE warnen. Das ist wieder so ein Avantgarde-Thema, das sich meiner Vermutung nach nur so hartnäckig hält, weil es ein Steckenpferd von manchen einflussreichen Leuten ist. Aber es ist zu erklärungsbedürftig, um als Wahlkampfthema geeignet zu sein, es ist keine Sache, die man in drei Sätzen erklären kann, kein Thema, das Herz und Bauchgefühl anspricht.

Basis Entscheid Online

Eine Freundin hatte mich gefragt, ob ich ggf. etwas beitragen könnte zum „Basisentscheid Online“.
Das ist schon ziemlich lange her. Ich habe aber immerhin oft darüber nachgedacht, wie man das Problem des Basisentscheids bezüglich der Freiheit, der Gleichheit und der Geheimhaltung der Wahl irgendwie lösen könnte. Das hier ist das Ergebnis.

Bei einer Wahl hat man verschiedene Probleme: Erstens das Problem, dass die Wahl gleich sein soll. Das heißt, jeder hat eine Stimme, und es wird sichergestellt, dass Stimmen weder unterschlagen werden noch zusätzliche Stimmen „erfunden“ werden. Bei der Urnenwahl geht das über das Wählerverzeichnis, mit dessen Hilfe und mit Hilfe der Wahlbenachrichtigung oder des Personalausweises jeder Wahlberechtigte identifiziert bzw. authentifiziert wird.

Beim Einwerfen der Stimme in die Urne wird der gefaltete Wahlzettel „anonymisiert“. Dadurch wird die Freiheit der Wahl sichergestellt.

Dass die Urne nicht irgendwie manipuliert ist wird sichergestellt, indem vorher Wahlhelfer von verschiedenen Interessengruppen die Urne überprüfen. Außerdem wird durch die Verteilung der Wahl auf zig Wahlbezirke eine Wahlmanipulation erschwert, weil eine effiziente Wahlmanipulation eine ziemlich groß angelegte Verschwörung benötigen würde. Denn wer nicht alle Bezirke manipulieren kann, muss in den wenigen kontrollierten Bezirken stark manipulieren, um in Bezug auf das Gesamtergebnis einen Effekt zu erzielen; weil auch die Einzelergebnisse der Bezirke veröffentlicht werden, fällt die Manipulation im Allgemeinen auf.

Das schöne an der Urnenwahl ist, dass relativ transparent und nachvollziehbar ist, dass diese Mechanismen funktionieren.

Bei Brief- oder Computerwahl gibt es diese Transparenz nicht, eher einen „Single Point of Failure“, eine einzige Stelle, an der ggf. intransparent alles manipuliert werden kann, nämlich der eine Server oder der eine Briefkasten; und darum sollte man mit solchen Verfahren prinzipiell keine Wahlen veranstalten.

Wie könnte man also unter diesen Umständen doch noch einen Basis-Entscheid, ggf. online, hinbekommen?

Klar, eine Möglichkeit ist es, nur offene oder namentliche Wahlen verteilt bzw. online durchzuführen, dann treten die ganzen Probleme einer geheimen Wahl nicht auf.

Aber wenn man auch geheime Wahlen durchführen will, erscheint es mir von entscheidender Bedeutung zu sein, die Dezentralität beizubehalten, also zu verhindern, dass es einen oder wenige Punkte gibt, wo eine Manipulation erfolgen kann, und sicherzustellen, dass die Auswertung der Stimmen durch bekannte Personen verschiedener Lager gemeinsam durchgeführt werden muss.

Das hieße dann also: Mehrere Wahl-Server mit unabhängig installierter Software, die mehrere Leute geprüft haben, mehrere Briefkästen, die während der gesamten Wahlperiode von mehreren Leuten bewacht werden, etc..

Das wiederum bedeutet einen eher hohen personellen und zeitlichen Aufwand, und dann stellt sich die Frage, ob ein auf diese Weise durchgeführter Basisentscheid, Online oder per Brief oder sonstwie, überhaupt noch einen Vorteil hat gegenüber z.B. einem „verteilten Bundesparteitag“.

Jetzt, nach reiflicher Überlegung, denke ich, dass ein verteilter Bundesparteitag, wo dann verschiedene lokale, gemischte Wahlkommissionen die jeweiligen Stimmen auswerten, in dessen Rahmen dann verschiedene Basisentscheide veranstaltet werden könnten, die realistischere Alternative darstellt.

Der Genderfeminismus und LGBTI – Transsexuelle

Der Genderfeminismus versucht uns einzureden, es gäbe keine wirklich relevanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern, das biologische Geschlecht sei irrelevant, und die Geschlechterrollen nur anerzogen.

Und gleichzeitig versucht der Genderfeminismus, sexuelle Minderheiten, als Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle (etc.) vor seinen Karren zu spannen, als vermeintlich ebenfalls von der imaginären patriarchalen Weltverschwörung unterdrückte Gruppen.

Allerdings verstehe ich nicht, wie Transsexuelle zum Genderfeminismus passen. Ganz offensichtlich haben diese doch einen starken Drang, die zu ihrem biologischen Geschlecht „passende“ Geschlechterrolle abzulegen, und die Rolle des anderen Geschlechts anzunehmen.
Dieser übermächtige Drang widerlegt doch eher den Genderfeminismus, als dass er ihn stützt. Denn allein die Existenz eines „Hirngeschlechts“, also hormonell oder epigenetisch verursachter neurobiologischer Besonderheiten, die dazu führen, dass die Wahrnehmung des eigenen Geschlechts nicht zum eigenen Körper passt, kann erklären, warum jemand — gegen alle gesellschaftlichen Widerstände, trotz aller Probleme mit seiner Umwelt — alles tut, um seine Geschlechterrolle und auch seinen Körper dem selbst-wahrgenommenen Geschlecht anzupassen.

Hätte der Genderfeminismus recht mit seiner These, die Geschlechterrollen seien nur „antrainiert“, dann dürfte diese Konditionierung doch niemals so versagen, dass jemand nicht nur fähig ist, sich dieser Konditionierung zu widersetzen, sondern sich sogar gezwungen sieht, entgegen der Konditionierung das andere Geschlecht anzunehmen. Transsexuelle sind also eigentlich als „Allies“ von Genderfeministen völlig ungeeignet, sie müssten im Prinzip als VerräterInnen verfolgt werden, weil schon ihre bloße Existenz die Genderideologie ad absurdum führt.

Warum also tut der Genderfeminismus zumindest so, als würde er auch die Interessen von Transsexuellen vertreten wollen, als wären Transsexuelle genau so willkommene Allies wie andere „queers“?