Archiv für den Monat: März 2015

Hart aber Fair: Wenn Bücher lügen

Ich habe mir gestern „Hart aber Fair“ angetan. Es war ganz okay, trotz des Themas, denn mit Sophia Thomalla, Birgit Kelle und Wolfgang Kubicki hatte man (endlich mal) Leute eingeladen, die dem bajuwarischen Gender-Erklärbären Anton Hofreiter und der notorisch allen ins Wort fallenden Anne Wizorek Paroli bieten konnten.

Schade nur, dass wieder einmal nicht herausgearbeitet wurde, dass es beim Streit um den „Gleichheitswahn“ um die grundsätzliche Frage geht, ob man neurobiologische Geschlechterunterschiede zwischen Frauen und Männern annimmt, die dann zu unterschiedlichem Verhalten und unterschiedlichen Berufswahlen etc. führen, oder ob man annimmt, dass geschlechtsspezifisches Verhalten vor allem anerzogen ist, und dass man darum Männer und Frauen „umerziehen“ kann, wie es die Gender-Fraktion glaubt.

Ich will aber nur auf einen Aspekt der Sendung eingehen, nämlich den Einspieler mit dem Kinderbuch, in dem in der Autowerkstatt drei Frauen und zwei Männer arbeiten (60% Frauen). In der Realität liegt der Frauenanteil in Autowerkstätten im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Aus genderfeministischer Sicht sollen solche Bücher dazu beitragen, dass „Geschlechterrollen aufgebrochen“ werden, und Mädchen sich eher vorstellen können, Automechanikerin zu werden.

Für mich stellen sich hier aber zwei Fragen; erstens, funktioniert diese unterschwellige Beeinflussung überhaupt wie gewünscht? Gibt es irgendwelche Beweise, dass die Berufswahl von Frauen durch solche primitiven frühkindlichen Beeinflussungsversuche tatsächlich beeinflusst werden kann?

Und zweitens: Kann diese Zurschaustellung einer manipulierten Realität auch negative Effekte haben? Kinder sind ja nicht dumm. Ihnen wird früher oder später auffallen, dass die Wirklichkeit und die dargestellte Wirklichkeit in manchen Büchern nicht zusammenpassen. Was, wenn sie jetzt nicht lernen, dass auch Frauen Automechaniker sein können, sondern, dass Bücher lügen?

S. sucht einen Job.

Eine bekannte Netzfeministin muss von Hartz IV leben und findet das ungerecht.
Folglich schreibt Sie einen Artikel, der bei sueddeutsche.de veröffentlicht wird, in dem sie sich beschwert.

Blöd ist nur, dass der Artikel in vielen Details keinen Sinn ergibt.
Wie kann man beispielsweise schreiben, man habe keine Kontakte, wenn man ganz offensichtlich Artikel in der Süddeutschen platzieren kann?

Eigenartig ist auch, wenn S. erwähnt, dass sie im In- und Ausland Vorträge hält, und dafür mies bezahlt wird. Sich quasi darüber zu beschweren, dass man selbst schlechte Honorare verhandelt hat; was soll das?

Ich sehe auch nicht, wie jetzt, nach Studium und Master-Abschluss, das nicht-akademische Elternhaus und das Mobbing in der Schule noch eine Rolle spielen soll bei ihren beruflichen Problemen. Man bekommt den starken Eindruck, S. möchte einfach nicht selbst verantwortlich sein für ihre Arbeitslosigkeit, und deshalb sind ihr alle Mittel recht, diese Verantwortung von sich zu weisen. Da müssen schon „Diskriminierungsstrukturen“ dahinter stecken, mangelnde Beherrschung „sozialer Codes“, fehlende „Beziehungen“, vererbte Armut, „der Neokapitalismus“ etc..

Aber ich will mal aufhören wegen Kleinigkeiten zu mäkeln und gleich die Gretchen-Frage stellen:
Woran könnte es konkret liegen, dass S. bisher ihren Traumjob, ich zitiere, im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, als Social-Media-Redakteurin, politische Referentin (oder) Lektorin, Zitat Ende, nicht bekommen hat? Trotz zahlreicher Veröffentlichungen, Buch-Ko-Autorenschaft, Grimme-Online-Award, politischem Engagement und reger Vortragstätigkeit, und immerhin so guten Beziehungen, dass man ihre Artikel in der Süddeutschen bringt?

Ich denke, es liegt eigentlich auf der Hand:
S. hat sich selbst politisch und thematisch (zu) sehr spezialisiert und radikalisiert. Ihre Themen kreisen stets um Diskriminierung/Rassismus/Sexismus, ihre einzige Sichtweise ist eine linksradikal-genderfeministische, und sie vertritt ihre Positionen stets mit Nachdruck, großem Sendungsbewusstsein und starkem Ego.
((Wohlwollend forumliert könnte man sagen: Sie hat eine Marke aufgebaut. Sie hat ein Bild von sich in der Öffentlichkeit konstruiert, und dieses Bild bestimmt nun, wie sie eingeschätzt und wahrgenommen wird.))

Darum kann sich niemand S. als Social-Media-Redakteurin vorstellen, die auch mal positive und ausgelassene Artikel schreibt.
Darum kann sich niemand S. als eine Art neutral-professionelle Lektorin vorstellen.
Darum kann sich niemand S. als brav zuarbeitende politische Referentin vorstellen.
Und darum kann sich niemand S. als Verantwortliche in der Öffentlichkeitsarbeit vorstellen, die nicht auf irgendwelche „Trigger“ anspringt und auch einen Shitstorm souverän abwettern kann.

Und darum, und aus keinem anderen Grund, bekommt S. keinen Job.