Parteipolitiker vs. Aktivisten?

In der Flaschenpost stellt Wilm Schumacher den Richtungsstreit in der Piratenpartei als Konflikt zwischen „Parteipolitikern“ und „Aktivisten“ dar..

Da ist auch etwas Wahres dran. Allerdings sind die linksradikalen Gate-Verursacher-PiratInnen meiner Meinung nach keine Aktivisten im eigentlichen Sinne, denn:

Aktivisten müssen das Ziel haben, durch ihre Aktionen positive Aufmerksamkeit für die eigenen Ziele zu schaffen und die Menschen dazu zu bringen, sich ebenfalls für diese Ziele einsetzen zu wollen. Denn sonst wären diese Aktionen sinnlos, und Aktivismus wäre ein Hobby für sehr gelangweilte Nihilisten.

Doch den Piraten-„AktivistInnen“ ist es — wie es in der Geschichte der linksradikal-anarchistischen Bewegungen anscheinend ständig passiert, siehe z.B. die Geschichte der sogenannten „Propaganda der Tat“ — bisher nicht gelungen, durch die durchgeführten Aktionen Menschen für die Ziele der Aktivisten zu begeistern; statt dessen hat man sogar Leute in der eigenen Partei abgeschreckt! Also Leute, die vergleichsweise einfach zu überzeugen gewesen sein sollten, da sie positiv voreingenommen gewesen sein müssten. Wie also will man auf diese Tour in der Bevölkerung irgendeine Unterstützung, geschweige denn Mehrheit, für die eigenen Ziele erreichen?

Dabei ist ein Aktivismus, der die Menschen „mitnimmt“ und motiviert, durchaus möglich. Greenpeace z.B. hat die Balance gefunden zwischen notwendiger Regel-Überschreitung und gebotener Zurückhaltung. Und zwar durch große, gute geplante Aktionen, die starke, positive Bilder erzeugen, aber keine großen Sach- oder Personenschäden verursachen, die als negative Bilder den positiven Eindruck beschädigen könnten.

Schlauchboot gegen schwimmende, stählerne Wal-Todes-Fabrik, Kletterer gegen Chemie-Gift-Schleuder, „David gegen Goliath“ — professioneller Aktivismus inszeniert Bilder, auf denen moderne Helden mutig gegen „das Böse“ kämpfen, so dass der Betrachter sich dem Sog, sich mit den Helden zu identifizieren, kaum entziehen kann, und auch Gegner der Aktion zumindest Respekt für die Entschlossenheit der Aktivisten empfinden müssen.

Doch die Piraten-„Aktivisten“ im Sinne von Wilm Schumacher sind leider offensichtlich so wenig informiert, dass sie nicht einmal genug Einsicht haben, um beurteilen zu können, wie mies ihre Aktionen im Vergleich mit gut gemachtem Aktivismus wirklich sind.

„Frau, die mit nackigem Oberkörper eine symbolische (da leere) Brandflasche in den leeren Vorgarten einer Botschaft in Berlin wirft“ ist ein Bild, das nicht für sich selbst spricht und nicht das Gefühl vermittelt, man würde selbst vielleicht auch gern jemand sein, der symbolische Brandflaschen in leere Vorgärten wirft.

Niemand, weder Mit-Piraten noch die Bevölkerung noch „die Arbeiterklasse“ wird durch so eine Aktion dazu gebracht, sich mit den Piraten oder der Pirantifa zu solidarisieren oder irgendetwas zu tun außer vielleicht, die vermummte, teil-nackige Werferin für verwirrt zu halten.

Und Bombergate? Auch eine Aktion ohne ein positives Bild; zwei Frauen mit menschenverachtendem Unsinn auf der Brust. Auch hier nichts episches im Bild, kein Gegner, kein Mut, keine Entschlossenheit, keine Aussage, die irgendjemand ohne größere Recherche verstehen könnte.

Und darum ist das, was diese Leute machen, meiner Meinung nach kein Aktivismus, der von irgendwem ernstgenommen werden könnte, sondern Aktionismus. Unüberlegter, unausgegorener, kontraproduktiver Aktionismus auf „Wir-dachten-es-wäre-irgendwie-cool“-Niveau, ohne Sinn und Verstand, Planung oder Folgenabschätzung.

Und darum verläuft die Spaltung in der Piratenpartei meiner Meinung nach auch nicht entlang der Linie „Parteipolitiker“ vs. „Aktivisten“, sondern entlang der Linie zwischen Realos, die arbeiten und vernünftige Politik machen wollen, und Utopisten-Aktionisten, die sich weitgehend von der Realität abgekoppelt haben und nichts wirklich Sinnvolles, Nachhaltiges auf die Reihe bekommen, sondern nur an sich, ihre unrealistischen Vorstellungen und ihre Peergroup denken.

Darum hoffe ich auf eine Piratenpartei, die „klar Schiff macht“ und alles gescheiterte, utopische über Bord wirft. LQFB, die schlechte e-Voting-Implementierung mit Überwachungspotential zum Beispiel, und den dysfuntionalen basisdemokratischen Bundesparteitag, der mit Rick Valkvinges Vorstellungen von Organisation übrigens überhaupt nicht zusammengeht und ebenso teuer wie ineffizient ist.

Ein Gedanke zu „Parteipolitiker vs. Aktivisten?

  1. Lusru

    Richtig: Kein Methodenstreit.
    Sicherheitshalber hat der Erfinder dieser albernen Idee seine Kommentarfunktion nach etlichen Widersprüchen mal zugezogen.
    In der Kurzfassung habe ich ihm mal dies sagen müssen, was gut zum hiesigen Text passt:

    „Die Theorie von einem „Methodenstreit“ ist absurd, wie auch die Notwendigkeit dieses Parteitages in Halle mit allein deshalb erforderlichen personellen Veränderungen – oder behauptest du, die waren wegen eines „Methodenstreites“ erforderlich?
    Für einen aktiven Piraten der ersten Stunden klingt dein „Methoden-Plädoyer“ mächtig nach zuklitschen, nach „Friede Freude Eierkuchen es war doch gar nichts Schlimmes“.
    Ob du nun, nach den doch eindeutig einzuordnenden neuen personellen Entscheidungen eventuell mal über deine Methode der „gesteuerten Intransparenz von echten Differenzen“ nachdenken möchtest?
    Alle anderen deiner gefundenen oder behaupteten Methoden sind Mumpitz und bestenfalls dazu geeignet, erneut einen Konflikt so vom Zaun zu brechen, daß wieder keine zielgerichte Arbeit kraftvoll verrichtet werden kann.

    Piraten sollten sich nicht gegenseitig erzählen, daß knackige Clanaktivitäten durch Vertreter von Funktionären parteifremder Organisationen, die eine „politische Wärmestube“ benötigen, unter dem Motto „wir haben uns doch alle lieb und müssen nur noch die Methode klären“, nur harmlose Methodenstreits seien, das dürfte doch nun dieser Parteitag auf den Tisch gelegt haben.
    Es sollte nur auf eine einzige Methode geachtet werden: Die, mit der du ausschweifend die Realitäten wegreden möchtest.
    Das wäre wohl echt ein Methodenstreit, den du wohl eher vermeiden wolltest, oder irrt hier der gutwillige Betrachter?“

    Die ausführliche Betrachtung dieser verschwurbelten Methodentheorie, die weder vorn noch hinten stimmig ist und einem Dr. der physik. CHemie eher nicht so viel Lorbeer versprüht, hat er gleich verschluckt, nun sehen da aber ausreichend Andere eher seine Methode als interessanten Betrachtungsgegenstand, denn die von ihm da kreirten und gleich wieder untereinander verleierten Politniks und „Aktivisten“ als Antipoden einer Partei würden sich im persönlichen Gespräch beiderseits erfolgreich zu wehren wissen – wie wir das auf diesem Parteitag handfest erleben durften, bereits von der (neuen) Organisation und „VL“ angefangen bis hin zu den Wahlergebnissen, um eben nicht wieder seltsame „Vergessen“ der VL mit den damit veränderten Wahlabläufen zu erleben.

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