Archiv für den Monat: November 2013

Die Jungen Liberalen sollen sich BITTE eine neue Mutterpartei suchen

Nachdem die FDP aus dem Bundestag geflogen ist hatte ich gehofft dass man in der FDP jetzt umdenken würde. Aber so schnell geht das natürlich nicht. Das Antragsbuch für den außerordentlichen Bundesparteitag jedenfalls zeigt, dass größere Teile der FDP weiterhin aus polternden, naiv wirtschaftshörigen und USA-unkritischen Vollhonks bestehen.

Es zeigt aber auch, dass in Gestalt der Jungen Liberalen durchaus Hoffnung bestünde aus der FDP irgendwann noch einmal eine wirklich liberale Partei zu machen, für die gesellschaftliche Verantwortung, nachhaltiges Wirtschaften und Bürgerrechte nicht nur Sprüche sind die man bei Bedarf auf Plakate schreibt um Wähler zu verarschen.

Schade eigentlich dass die Jungen Liberalen mit der FDP als sogenannter Mutterpartei geschlagen sind. Hier gilt es meiner Meinung nach aus der Vergangenheit zu lernen: So wie die FDP ihre Jugendorganisation Junge Demokraten durch die neu gegründeten Jungen Liberalen ersetzt hat, könnten doch die Jungen Liberalen auch ihre Mutterpartei durch eine andere, neu gegründete ersetzen. Vielleicht durch die „Liberale Partei Deutschlands“ oder etwas in der Art. Vielleicht könnte sich das Alexander Hahn mal überlegen.

Wenn Du einen Hammer hast sind alle Probleme Nägel

Mir ist gerade aufgefallen wie unglaublich… naja… einfach gestrickt wir Piraten doch wieder aussehen, wenn man mal ein Stück zurück tritt von der Szene und versucht, die Piratenpartei von außen zu betrachten.
Da haben wir manche ITler – noch dazu einige schlechte – die meinen, man bräuchte nur das richtige Tool für „das Internet“[tm] zu schreiben, um alle 82 Mio. Bundesbürger ganz locker basisdemokratisch in jede Entscheidung miteinzubeziehen zu können. Und die glauben, dass das alle[tm] wollen, und dass das außerdem alle Probleme lösen würde. Weil IT und das Internet der Hammer sind und alle Probleme nur Nägel, die wir dann schon irgendwie eingeschlagen bekommen, wenn wir nur genug Rechenpower und Krypto-Foo benutzen und im Notfall womöglich den berühmten IBM-Feenstaub[tm].

Da haben wir die Geisteswissenschaftler und Publizisten, die glauben, wir brauchen eine „neue Erzählung“ für unsere Partei, und „mehr Meta“. Die glauben, wenn man nur genug redet und erklärt und kommuniziert und – wenn man ganz böse ist – Dinge neu „framed“ oder – wenn man weniger böse ist – eine neue Erzählung bastelt, dann wird die Gesellschaft sich schon überzeugen lassen, dass die Piraten super sind. Dann werden die Leute vergessen primär an Auto, Wohnung, Essen, Gesundheit, Sex, Kinder, Fussball, Klamotten, Karriere und die ganzen Probleme und Wünsche zu denken die die meisten Menschen beschäftigen, dann reihen sich alle ein im langen Marsch in die bessere Gesellschaft, lauschen unserer neuen Erzählung, erfüllt von Meta-Gedanken. Die Mittel der Geisteswissenschaft sind der Hammer, und alle Probleme sind irgendwie Nägel, die sich damit einschlagen lassen müssen.

Und dann gibt es diese GenderwissenschaftlerInnen, die davon reden man müsse mehr Frauen in die Wirtschaft bringen und Frauen verdienten so wenig. Die aber dennoch kein Unternehmen gründen um billige Frauen zu beschäftigen, sondern doch lieber irgendwie Autorin/Publizistin/irgendwas mit Medien/Politikerin werden wollen. Und sich dann trotzdem wundern warum denn nicht zumindest irgendwelche anderen Frauen für sie ihre fixe Idee von einer 50:50-Quote erfüllen. Und die glauben ihr Thema würde alle Probleme lösen, und in der besseren durchgegenderten Gesellschaft würden sich ganz neue Potentiale eröffnen, und die Quote wäre so eine Art Hammer und alle Probleme Nägel die man damit einschlagen oder, wenn das schwierig sein sollte, zumindest bis zur Schwelle der Ignorierbarkeit dekonstruieren könnte.

Und allen gemeinsam ist dass sie irgendwie glauben die Generationen vor uns hätten komplett gefailed und man könnte mal eben alles besser machen.
Aber das ist natürlich Blödsinn. Man kann mit IT keine gesellschaftlichen Probleme lösen und mit Krypto-Foo kein Vertrauen gewinnen, und wenn man nicht wirklich ein Borg-Kollektiv aufspannen will wird es die totale Basisdemokratie nie geben. Ach ja: Sogar das Borg-Kollektiv ist hierarchisch organisiert.
Man kann sich nicht hinstellen und irgendwas von Gender erzählen und Quoten verlangen und davon wie toll erfolgreich doch Unternehmen mit mehr Frauen wären, aber das Risiko nicht eingehen wollen selbst eins zu gründen, sondern im Zweifel lieber im öffentlichen Dienst abhängen.
Und man braucht sich auch nicht einzubilden es wäre so einfach politisch erfolgreich zu sein und man müsste nur mal eben kurz eine neue Erzählung erfinden, mit viel Meta, und schon wäre alles super, denn der politische Gegner wird etwas anderes erzählen; und wie man an der FDP sieht funktioniert manchmal das gegnerische Framing bzw. die gegnerische Stigmatisierung besser als die eigene Erzählung von Freiheit etc..

Also… wenn man mal zurücktritt und die Partei aus ein wenig Entfernung betrachtet, dann sieht man einen Haufen unkoordinierter Einzelkämpfer die mit ihren jeweiligen Hämmerchen Problemchen hinterherlaufen die möglicherweise außer ihnen niemanden interessieren. Alle schön so mit Blickwinkelkonzentratoren auf, ohne über den Tellerrand zu schauen.
Sicher, manche Ideen sind nicht schlecht. Die Erzählung zum Beispiel, die man formen könnte. Oder das Nutzen von IT für bessere und schnellere Information für die, die sich interessieren. Oder die Idee dass es doch schön wäre wenn das Geschlecht wirklich keine Rolle spielen würde, und dass man das doch irgendwie herbeizwingen können müsste.
Aber diese verschiedenen Ideen passen nicht zusammen. Sie ergeben keine gemeinsame Melodie, kein Gesamtbild, keine Erzählung wenn man so will, und definieren kein gemeinsames Ziel. Darum kann auch niemand erkennen wieviele Schritte man in welche Richtung tun müsste um dieses imaginäre Ziel zu erreichen, und darum wollten die Wähler der Piratenpartei bei den Bundestagswahlen auch nicht folgen in das Irgendwo von dem auch bei den Piraten keiner genau weiß wo es liegt.

Warten auf das Platzen der Bitcoin-Blase

Bei der virtuellen Währung Bitcoin hat 2013 der Hype eingesetzt.
Plötzlich glauben große Investoren mit viel Geld an den Erfolg der Währung, Geld fließt in das System, und plötzlich sind Bitcoins tatsächlich richtig etwas wert.

Dennoch sehe ich Probleme am Horizont. Vor allem besteht das Problem der Deflation.
Die Zahl der Bitcoins ist beschränkt. Und schlimmer noch: Bitcoins können verloren gehen. Während man Gold ggf. wiederfinden und einschmelzen kann sind Bitcoins, verliert man die Datensätze die die virtuelle Währung ausmachen, für alle Zeiten verloren. Durch die Beschränkung der Zahl der Bitcoins und durch die Verlustrate von Bitcoins wird es also höchstwahrscheinlich eine Deflation bei der Währung geben. Und wenn dies zu offensichtlich wird und darum niemand mehr mit Bitcoins bezahlen wird, sondern alle ihre Bitcoins nur noch horten um theoretisch nur durch Abwarten NOCH reicher zu werden, wird die Bitcoin-Blase irgendwann platzen. Nur solange die Gier und der Traum nach dem Herbeirechnen von Reichtum und der Wohlstands-Steigerung durch Abwarten von genug Menschen mitgeträumt wird und Anbieter immer irrsinnigerer Strom-in-virtuelle-Münzen-Konverter den Run noch weiter anheizen können wird die Bitcoin-Blase weiter wachsen.
Jetzt, Ende 2013, ist das Interesse in Bitcoins explosionsartig angestiegen, die Rechenkraft die in das Mining gesteckt wird ist exponentiell angestiegen, befeuert durch die Verfügbarkeit leistungsstarker ASICs zum Bitcoin-Mining für jedermann. Da aber immer nur gleich viele Bitcoins pro Zeiteinheit vergeben werden ist mit dem Anstieg der Rechenkapazität auch die Schwierigkeit angestiegen Bitcoins zu errechnen. Das bedeutet, immer mehr Menschen führen unter Einsatz immer enormerer Ressourcen einen immer erbitterteren Kampf um den immer kleiner werdenden Kuchen.
Die Hobbyisten, die am Anfang der „Bitcoin-Bewegung“ mit ihren Heim-PCs und Grafikkarten Bitcoins geschürft haben haben keine Chance mehr gegen die Profis, die mit tausenden Dollar teurem Spezialgerät mit der bis zu 10000-fachen Hash-Leistung einer durchschnittlichen Grafikkarte Bitcoins errechnen. Doch mit jeder Erweiterung der Rechenkapazität wird – aufgrund der Tatsache dass wie gesagt immer gleich viele Bitcoins pro Zeit vergeben werden – gleichzeitig der „Gewinn pro Rechenzeit“ verringert. Den Kampf um die Bitcoins gewinnt also nur der, der die meiste Rechenleistung zum geringsten (Strom-)Preis aufbringen kann (in Deutschland dank Ökostrom-Umlage also eher niemand).
Dies wird wahrscheinlich zu vielen Enttäuschungen bei Bitcoin-Enthusiasten führen, und möglicherweise wird es dann zur Flucht aus den Bitcoins kommen und die Blase wird platzen. Vielleicht kommen die Bitcoins dann irgendwann zurück. Vielleicht gibt es wieder eine Zeit wo die Mining-Rechenleistung abschmilzt und Bitcoin-Mining wieder für jedermann chancenreich wird. Vielleicht ist Bitcoin aber auch irgendwann am Ende, und mit der letzten Kopie der ewig wachsenden Log-Datei stirbt auch die Währung einen leisen digitalen Tod.

Wie auch immer:
Wertschöpfung findet nicht durch das Herumschieben von Geld statt, auch nicht durch Herumschieben von virtuellem Geld, sondern nur durch das Schaffen von Mehrwert, also durch die Arbeitsleistung von Menschen. Darum sollte man sein Geld früher oder später vielleicht doch eher in reale Unternehmen investieren die reale Menschen beschäftigen die Mehrwert erzeugen.