Dumpfbackige Halbwahrheiten von den Grünen

Die Grünen haben eine unglaublich dumme Webseite veröffentlicht, mit dem Titel Fakten gegen braune Parolen (mittlerweile in „Fakten gegen rechte Parolen“ umbenannt, aber die Weiterleitung zeigt ja, dass es vorher „braun“ hieß).
Im Prinzip wäre das lobenswert, wenn hier tatsächlich Fakten präsentiert würden, die braune Parolen widerlegten.

Diese Webseite aber bekommt es nicht nur hin, Kritik an Frauenquoten und gegen Männer gerichtetem Sexismus mit Homophobie, Euro-Skeptik und Ausländerfeindlichkeit in einen Topf zu werfen, nein, sie tritt den Parolen auch noch mit „Antworten“ entgegen, die oftmals nicht einmal ansatzweise irgendeinen Bezug zur oft nichtmal ansatzweise „braunen“ Äußerung haben, die damit „widerlegt“ werden soll.

Ich will das mal am Beispiel der Äußerungen aufzeigen, die laut Grünen frauenfeindlich und rechts sind, tatsächlich aber legitime Meinungsäußerungen darstellen, die notwendigerweise zum Diskurs über Sinn und Ausmaß von Gleichstellungsbemühungen gehören.

„Männer haben es viel schwerer; Frauen sind doch längst das bevorzugte Geschlecht“ ist z.B. die dritte aufgeführte, angeblich „rechte“ und frauenfeindliche Aussage, die ich durchaus für eine vertretbare Meinung halte. Wenn man z.B. mal sieht, wie hoch der Anteil von Männern z.B. an Obdachlosen oder Toten bei Arbeitsunfällen ist, dass Männer für gleiche Straftaten härter verurteilt werden als Frauen, und wie teilweise versucht wird, Frauenquoten in Feldern hochzupushen, die Frauen anscheinend nicht einmal wirklich interessieren – wer hätte da noch nicht den Gedanken gehabt, dass das Berufs-Feministinnentum die Probleme, Ängste und Nöte von Männern absichtlich ignoriert und ins Lächerliche zieht („derailing“), um derweilen die Förderung der eigenen Klientel immer weiter auszubauen, vor allem um damit auch den eigenen, sonst ja überflüssigen Job zu sichern?

Die Grünen empfinden die Idee, Männer könnten auch benachteiligt sein, anscheinend bereits als „braun“, und „antworten“ darauf mit der Ausage „Jede dritte befragte Frau hat seit ihrem 15ten Lebensjahr schon einmal körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. Das sind 62 Millionen Frauen in Europa.“

Da staunt man als denkender Mensch natürlich erstmal. Denn existiert überhaupt irgendein Zusammenhang zwischen der Quote von Frauen über 15, die Gewalt erfahren haben, und der Frage, ob Männer vielleicht benachteiligt werden? Schließt Gewalt gegen Person X (weiblich) aus, dass Person Y (männlich) benachteiligt wird? Natürlich nicht.

Fast scheint es so ((man entschuldige den Sarkasmus)), als hätten die Grünen Wahlkämpfer durch Drogenkonsum ihre Neuronen so neu verschaltet, dass sie eine neue Art des Denkens entwickelt haben, in der angebliche Benachteiligung im täglichen Leben und Gewalterfahrungen über 15 nicht nur irgendwie korreliert sind, sondern in einem zwingenden kausalen Zusammenhang stehen. Ein Denken, in dem das Geschlecht, das mehr Gewalterfahrungen über 15 Jahren kassiert, automatisch als im täglichen Leben universell benachteiligt gilt…

Da drängt sich die Frage auf, wieviele Männer über 15 eigentlich körperliche und/oder sexuelle Gewalt erleiden? Nach einer Statistik des statistischen Bundesamtest, Seite 14, Tabelle 1, für die ich – im Gegensatz zu den Grünen – sogar eine bessere Quelle als „Irgendeine angebliche Befragung“ nennen kann, wurden 2006 von 100.000 Einwohnern durchschnittlich 374 Männer und 121 Frauen Opfer von Gewaltkriminalität. Also 0.0374% aller Männer und 0.0121% aller Frauen. Auf ein ganzes Leben mit 90 Jahren ((davon 75 über 15)) hochgerechnet wären wir mit 2,8% männlichen und 0.9% weiblichen Opfern noch immer um den Faktor 36 von den 33% Opfern unter Frauen ab 15 entfernt, was nur bedeuten kann, dass die Grünen sich für ihre Antwort eine absurde und völlig irrelevante Studie oder Umfrage ausgesucht haben müssen, wo schon ein fester Händedruck als Gewalt ausgelegt wurde. Möglicherweise vermeiden sie es deshalb auch, die Quelle dieser „Befragung“ zu nennen. Update 1: Tom hat unten kommentiert und in seinem Blog etwas über diese fragwürdige Studie geschrieben.

Oder ist die offizielle Statistik der Bundesrepublik vom Patriarchat manipuliert worden, um die Gewalt gegen Frauen zigmal geringer darzustellen, als sie ist?

Wie auch immer, wenn man mal für eine Sekunde annimmt, dass die Statistik der BRD korrekt ist, dann sind mehr als 75% der Opfer von Straftaten männlichen Geschlechts. Also ist davon auszugehen, dass auch die Zahl der männlichen Opfer von Gewalttaten über 15 Jahren dreimal so hoch ist wie die der weiblichen Opfer. Das wären dann, nach Grünen-Logik, 186 Millionen männliche Gewaltopfer in Europa, und nur 62 Millionen Frauen. Nach Grünen-Logik wären damit Männer das benachteiligte Geschlecht, und das Argument der Grünen Unsinn.

Wie man es auch dreht und wendet: Das Gegenargument der Grünen ist von vorne bis hinten hirnrissiger, unwissenschaftlicher Müll. Und darum ist es traurig, dass eine Partei, die bei vielen als eine mögliche wählbare Alternative zu anderen Parteien gilt, den Intellekt ihrer potenziellen Wähler beleidigt, indem sie diesen Quatsch verbreitet.

Denn es gibt natürlich keine Zusammenhang zwischen Gewalterfahrungen und Benachteiligung oder Bevorteilung im täglichen Leben. Dass Männer kein Frauen-Nacht-Taxi rufen können, obwohl Männer häufiger Opfer von Gewalt werden als Frauen, ist z.B. eine Benachteiligung von Männern, die auch dann besteht, wenn jede dritte Frau über 15 Gewalterfahrungen hat. Und wenn Frauen seltener eingestellt werden, weil Arbeitgeber Angst vor einer Schwangerschaft haben, dann ist das eine Benachteiligung, die ebenfalls total unabhängig davon ist, wieviele Männer über 15 Gewalt erfahren haben.

Doch die Grünen haben noch ein weiteres Beispiel sinnfreier Nicht-Logik in Bezug auf die Gleichberechtigung von Frauen und Männern am Start:

„Wir brauchen keine Frauenquote. Allein Leistung soll entscheiden.“ ist – laut Grünen – auch eine „rechte“ Behauptung. Und die Widerlegung dazu soll sein: „100% Anteil von Männern im Vorstand von Krupp – 5 Mrd. € Verlust im Geschäftsjahr 2011/2012“

Was hat jetzt das Geschlecht von Vorständen mit Geschäftsergebnissen zu tun? Ich weiß es nicht. Wie kommt man auf die Idee, ein schlechtes Geschäftsergebnis in einen kausalen Zusammenhang mit dem Geschlecht der Vorstände zu setzen? Ich weiß es nicht.
Ich vermute aber, bei den Grünen sind sexistische Vorurteile en vogue, Männer seien irgendwie blöd und unfähig. Und positiv-sexistische Vorurteile, Frauen seien wegen der ominösen sogenannten „weiblichen Intuition“ die besseren BWLer.
Auf jeden Fall aber scheinen die Grünen zu glauben, ihre potenziellen Wähler_ixs würden ihnen abkaufen, dieses eine aus der Luft gegriffene Beispiel geschäftlicher Probleme sei ein allgemeiner Beweis dafür, dass 100% Männer in einem Vorstand schlecht seien.
Zwar ist die Stichprobe in dieser Untersuchung mit „1“ doch eher klein, und die Signifikanz dieser Statistik gleich Null, aber anscheinend ist den Grünen keine Argumentation zu plump, wenn es darum geht, ihrer feministischen Klientel zu gefallen, die sich am Frauenstammtisch wahrscheinlich köstlich über diesen „Schlag gegen das Patriarchat“ amüsieren kann.
Sonst wendet man sich bei den Grünen natürlich gern gegen plumpe Pauschalisierungen, wenn es um irgendwelche angeblich benachteiligten Randgruppen geht; nur bei Männern ist es anscheinend okay, unter Verweis auf das temporäre Versagen Weniger zu implizieren, dass viele oder alle Männer in der Wirtschaft ihre Position zu Unrecht haben oder Versager sind.

Doch wenn man auf diesem Niveau gegen männliche „Nieten in Nadelstreifen“ und für Frauenquoten polemisiert, und AfD und Rechte an Simplizität und Dummheit der Argumentation noch unterbietet, dann punktet man – hoffentlich – wohl eher nicht bei seiner Zielgruppe, den gut gebildeten, intellektuellen Bürgern.

Bei der Aussage „Ich glaube nicht, dass es überhaupt eine Benachteiligung von Frauen gibt“ reproduzieren die Grünen dann nochmal den Mythos vom „Gender Pay Gap“ (Geschlechtsbedingter Einkommensunterschied), dessen Existenz als Geschlechter-diskriminierendes Phänomen mittlerweile stark umstritten ist, und seriös von niemandem mehr auf 22% geschätzt wird.

Dass dieser angebliche Lohnunterschied von 22% bei gleicher Bildung, Leistung, Erfahrung, Position, Firmengröße etc. nicht stimmen kann, lässt sich ganz einfach argumentieren: Denn wenn es so wäre, dass Frauen quasi Wunderwaffen im Wirtschaftsleben wären, und außerdem für 22% weniger Gehalt arbeiten würden als Männer, dann müsste unsere Wirtschaft mittlerweile von Frauen-Firmen beherrscht werden, und in Lohn-intensiven Branchen müssten fast 100% Frauen arbeiten.
Oder die ja angeblich unterdrückten Frauen müssten jetzt in Massen anfangen, Firmen zu gründen und komplett mit Frauen zu besetzen, um dank 22% Preisvorteil am Markt endlich die angebliche gläserne Decke zu durchbrechen. Was nicht der Fall ist. Was zeigt, dass entweder diese Zahl von 22% völlig daneben ist, oder aber, dass Frauen sich einfach überhaupt nicht für eine führende oder unternehmerische Tätigkeit in der Wirtschaft begeistern können. Was dann ein Indiz dafür wäre, dass Frauen sich nicht wegen fehlender Chancen nicht als „Business-Kriegerinnen“ engagieren, sondern, weil sie einfach andere Interessen haben als Wettkampf, Aufstieg in der Hierarchie, Auto, Haus, Boot und Burn-Out.

Die „Gegenargumente“ der Grünen sind also – zumindest was die Abteilung Feminismus angeht – genau auf dem Niveau, dass die Grünen ihren Gegnern vorzuwerfen können glauben.

Und auch bei den anderen Themen sind die „Antworten“ meist kaum besser oder treffender, wenn man kurz darüber nachdenkt. Die einzige einigermaßen pfiffige und passende Antwort ist das Bild von Thomas Hitzlsperger auf die These, Schwule könnten nicht Fußball spielen. ((Wobei ich anmerken muss, dass ich diese Aussage, die in den 80ern mal jemand getätigt haben soll, in „freier Wildbahn“ in den letzten 30 Jahren noch nie gehört habe.))

Bei der „Antwort“, dass bis zum Jahr 2025 in Deutschland 400.000 Pflegekräft fehlen sollen (die belegen soll, dass Immigration gut ist für Deutschland) frage ich mich, ob das wirklich ein gutes Beispiel für die Sinnhaftigkeit von Immigration ist. Wenn man so darüber nachdenkt ist es doch eher mies, anderen Länder gut ausgebildetes Personal abzuwerben, um so deutsche demographische Probleme auf Kosten anderer Länder, vielleicht sogar zum Schaden von deren älteren Menschen zu „lösen“. Denken die Grünen an dieser Stelle doch eher aus dem Blickwinkel nationaler deutscher Interessen, und ist das wirklich „grün“?
Das Konzept, die deutschen demographischen Probleme durch die Abwerbung von Pflegekräften in anderen Ländern zu bekämpfen, das die Grünen anscheinend ungeniert propagieren, finde beim zweiten Blick doch eher fragwürdig. Und darum ist es auch kein wirklich gutes Argument gegen die Furcht vor Immigration.

Es tut mir ja leid, aber mit dieser Aktion zeigen sich die Grünen als Partei für Menschen, die lieber blödsinnige Parolen wiederholen als Dinge zu hinterfragen. Als Partei, deren „Strategie“ gegen rechtspopulistische Parteien darin zu bestehen scheint, diese an Dumpfbackigkeit noch zu überbieten. Die darauf setzt, mögliche politische Gegner als rechts zu stigmatisieren, anstatt sich mit deren Argumenten, soweit sie bestehen, inhaltlich und sachlich auseinanderzusetzen.

Wie auch immer. Mit dieser Webseite haben sich die Grünen meiner Meinung nach als Partei wieder mal für längere Zeit disqualifiziert. Schade eigentlich.

10 Gedanken zu „Dumpfbackige Halbwahrheiten von den Grünen

  1. Franz

    es gibt ja neuerdings eine studie aus schweden (von der feministrischen frauenministerin extra in auftrag gegeben worden), die den erfolg von frauen in spitzenpositionen von unternehmen beweisen sollte

    nach langem hin und herrechnen konnte keine steigerung des wirtschaftlichen erfolges durch mehr frauen nachgewiesen werden, im gegenteil die unternehmen haben schlechter abgeschnitten

    aber auch das wurde dann wieder den männern negativ ausgelegt, denn da hieß es dann, ja männer sind eben rücksichtloser, sie arbeiten mehr und härter usw

  2. Peloquin

    Das sich überhaupt noch Männer 100%tig (und jenseits von Wohnungssteuerhinterzug und Pädophilie) für diese Partei engagieren ist für mich persönlich tatsächlich eines der größten Rätsel unserer Zeit.

    Die Grünen empfinden die Idee, Männer könnten auch benachteiligt sein, anscheinend bereits als “braun”
    bei den Grünen sind sexistische Vorurteile en vogue, Männer seien irgendwie blöd und unfähig.

    Das fängt ja schon bei der grünen Jugend an, wo jeder aber BITTE NICHT der, die, das MÄNNLICH ein Mitglied werden darf, nein kein Wortspiel.
    Eine Trauerpartei die sich geradeaus und ungebremmst ins Nirvana hetzt und von ihrer eigenen Idiologiseirung dabei aufgefressen wird.
    Ein guter Artikel der sehr anschaulich den unreflektierten Menschenhass dieser Partei aufzeigt.

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