Gedanken zum Protokoll der Marina vom 2015-04-11

Ich habe mir das Protokoll durchgelesen. Schön finde ich, dass jetzt verstanden ist, dass Politik Marketing ist. Es geht nicht darum, die Köpfe zu gewinnen.

Es geht darum, das Bauchgefühl zu gewinnen und die Köpfe nicht abzuschrecken.

Dass der „CCC uns nicht mehr vertraut“ setzt voraus, dass der CCC uns jemals vertaut hätte. Ist das so? Der CCC war meiner Meinung nach schon immer auf Distanz zur Piratenpartei, sogar 2009 auf dem 25C3 wurde ein Auftritt der Piraten nicht unbedingt überschwenglich begrüßt, wenn ich mich nicht irre.
Die Existenz des CCC hängt davon ab, seine Mitglieder zu integrieren, darum konzentriert man sich dort auf ganz wenige Sachthemen und geht politischen Festlegungen aus dem Weg. Dass die Piratenpartei quasi zerbrochen ist, liegt genau daran, dass die Piratenpartei diese Weisheit des CCC nicht hatte und nicht hat und auch weiterhin anscheinend nicht versteht, wie wichtig es ist, ganz wenige gemeinsame Themen zu betonen und spaltende Themen totzuschweigen.
Klar, das konnte so in einer „Transparenzpartei“ nicht funktionieren, und das ist genau der Grund, warum die Piraten mit Transparenz und Führungslosigkeit so gescheitert sind.

Es ist wichtig, dass man jetzt endlich diese Themen findet, die alle vereinen. Und ich denke, Bürgerrechte im digitalen Zeitalter sind weiter ein Top-Thema, das weit tragen kann, wenn man es ansprechend verkauft, und auch so ziemlich das einzige Thema, über das in der Piratenpartei Konsens herrscht.

Skeptisch bin ich aber beim Thema „Arm der digitalen Revolution“ / digitale Partei.
„Politik 2.0″/“Alles mit Internet machen“ war der sprichwörtliche Hammer, den die Piratenpartei eine Zeit lang fest in der Hand hielt, um dann doch feststellen zu müssen, dass nicht alle Probleme Nägel sind.
Alle technokratischen Wahnindeen, mit genug Netzwerk, Krypto etc. könne man die Demokratie mal eben kurz revolutionieren (SMV, LQFB) haben sich ja mittlerweile weitgehend zerschlagen.

Die Piratenpartei muss aufpassen, nicht als Partei der Internet-Spinner, Nerds, Phantasten und Besserwisser wahrgenommen zu werden, wie es bisher oft der Fall war. Hätten genug Leute Rick Falkvinges Buch Swarmwise gelesen, dann wäre die ganze Sache vielleicht nicht so in die Hose gegangen. Dann wäre z.B. niemand auf die Idee bekommen, einen basisdemokratischen Bundesparteitage einzuführen.

Und ich auch noch vor dem Thema BGE warnen. Das ist wieder so ein Avantgarde-Thema, das sich meiner Vermutung nach nur so hartnäckig hält, weil es ein Steckenpferd von manchen einflussreichen Leuten ist. Aber es ist zu erklärungsbedürftig, um als Wahlkampfthema geeignet zu sein, es ist keine Sache, die man in drei Sätzen erklären kann, kein Thema, das Herz und Bauchgefühl anspricht.