Google-Entflechtung – warum nicht?

Allerorten lese ich Kommentare, die Idee, Google zu zerschlagen seien dumm, rückständig, sozialistisch, und anderen Bullshit.

Tatsächlich – siehe Standard Oil gehört die Verhinderung von Kartellen in allen relevanten „Schulen“ der Volkswirtschaft zu den notwendigen Elementen einer Marktwirtschaft, also würde ich denjenigen, die ein Zerschlagung von Google kategorisch ablehnen, vielleicht mal etwas weniger ignorant zu sein.

Aber wie auch immer – gerade bei einer „Internet-Firma“ ist eine Zerschlagung geradezu lächerlich einfach. Google hat schon redundante Rechenzentren, im Prinzip müsste man Google nur zu zwei oder drei getrennten Firmen erklären, die Entwickler aufteilen, das sogenannte „geistige Eigentum“ (ver-)teilen, ebenso Kapital und Rechenzentren, und alle zwei oder drei Google-Töchter könnten dann weitermachen wie bisher, nur mit weniger Marktmacht und weniger extremem Datenmissbrauchspotential.

Kriegt halt eine Firma google.com, eine google.net und eine google.org, und die Länderdomains werden nach Reichweite geordnet im Round-Robin-Verfahren verteilt, fertig.

Ich sehe wirklich das Problem nicht. Eine Marktwirtschaft ohne Wettbewerb jedenfalls ist Unsinn, ebenso wie das Gefasel von wegen, ein Unternehmen würde für seinen Erfolg bestraft.
Das einzige Argument, was ich gegen eine Zerschlagung gelten lassen würde ist, dass es vielleicht noch zu früh ist. Microsoft und IBM wurden schließlich auch nicht zerschlagen, und haben dennoch ihre absolute Vorherrschaft verloren, ebenso wie meiner Meinung nach auch ebay, Altavista und andere Firmen, die heute nur noch „Randnoten“ der Geschichte sind.

3 Gedanken zu „Google-Entflechtung – warum nicht?

  1. Skythe

    Vielen geht es – zu Recht – darum, wer die „Entflechtung“ fordert, nicht um die Entflechtung selbst oder das Monopol. Das sind Lobbyisten der deutschen Medienhäuser.

    „Unser LSR hat nichts gebracht? Dich machen wir fertig, Google!“

  2. Christian

    Die Frage ist dann, inwieweit verschiedene Bereiche für Google selbständig attraktiv sind. Die Zusammenführung von Daten und die darauf aufbauende bessere Werbung ist ja gerade das, was allen „geschäftsbereichen“ zugrundeliegt.
    Google Now möchte zB eben Termine eigenständig aus Emailbenachrichtigungen übernehmen und die örtlichen Bewegungsprofile über das Handy ebenfalls entsprechend nutzen etc.
    Alles über einen Account soll es für den Nutzer vordergründig bequemer gestalten, dient aber im Endeffekt nur dazu ein einheitliches Profil zu erhalten.

    Welche Bereiche sollen denn überhaupt wie getrennt werden?

    1. peter Beitragsautor

      Welche Bereiche getrennt werden sollten ist eine interessante Frage. An diesen Aspekt hatte ich noch gar nicht gedacht.
      Ich denke aber, wenn man überlebensfähige Teilfirmen erhalten wollte, müsste man die Firma in mehrere gleichartige Mini-Googles aufteilen, die jeweils alles machen, was Google bisher gemacht hat.

      Was mich vor allem stört, ist die Behauptung, Google aufzuteilen wäre prinzipiell sinnlos, dumm, unmöglich und schlecht für die Marktwirtschaft. Es wird möglicherweise niemals passieren, weil die USA wahrscheinlich kein Interesse daran haben, Google z.B. im Wettbewerb mit chinesischen Suchmaschinen o.ä. zu schwächen. Aber das bedeutet nicht, dass die EU nicht kartellrechtliche Maßnahmen ergreifen könnte, die Google zumindest in der EU schwächen könnten.

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